Alice im Wunderland von Lewis Carroll ist mittlerweile 160 Jahre alt – und jung wie nie in der Inszenierung von Marcelo Diaz nach der Theaterfassung von Jan Bodinus.
Da hat die Crew des Osnabrücker Theaters den Familien zu Weihnachten was richtig Schönes eingebrockt: einen phantastischen Road-Trip durch den Kaninchenbau ins Wunderland!
Siebzig Minuten lang führt die Reise von Alice von einer seltsamen Begegnung zur nächsten, nachdem sie dem eiligen weißen Kaninchen ins Kaninchenloch hinterhergesprungen ist, um den langweiligen Hausaufgaben zu entfliehen.
Da paddelt sie in einer Teetasse über ihr selbst verursachtes Tränenmeer, trifft Doktor Raupe auf seinem Riesenpilz, der gedichtete Ratschläge von sich gibt und natürlich die Grinsekatze und die merkwürdige Teegesellschaft mit verrücktem Hutmacher, Märzhasen und Schlafmaus. Die Theaterleute haben allerdings den Text etwas angepasst: Das Grüppchen feiert nicht den „Nicht-Geburtstag“ wie im Kinderbuch von Carroll, sondern das fröhliche „Nicht-Weihnachtsfest“.
Ein Abenteuer jagt das nächste und so wird Alice diesen Skurrilitäten allmählich überdrüssig und möchte wieder nach Hause. Das geht allerdings nur, wenn sie die absolut unerträgliche und ungerechte Herzkönigin beim Krocket besiegt …
Das Ensemble um Sonja Giesecke (Alice) und Amaru Albancando (weißes Kaninchen) legen eine Spielfreude an den Tag, die keine Minute Langeweile aufkommen lässt und gewürzt ist mit tollen Gesangs- und Tanzeinlagen.
Und nicht nur das: Die Möglichkeiten des Theaters am Domhof wurden bis ins letzte ausgereizt – von der sich dauernd bewegenden und neue Kulissen zeigenden Drehbühne über die fantasievollen Musik-, Geräusch- und Lichteffekte bis hin zu den auf riesigen Leinwänden gezeigten Videoeinspielungen wie zum Beispiel das Tränenmeer oder der psychedelisch angehauchte Himmel beim Besuch von Doktor Raupe. Dieses Zusammenspiel macht diese Aufführung wirklich einmalig …
… und wird vom begeisterten Publikum im ausverkaufen Haus mit Szenenapplaus und lange anhaltendem Klatschen am Ende belohnt.
Tickets, weitere Infos (Fotos, angespielte Lieder aus der Aufführung) gibt’s hier: www.theater-osnabrueck.de/spielplan-detail/
Kleine Info für Wissensdurstige: Die „Nicht-Geburtstagsfeier“ kommt im Kinderbuch „Alices Abenteuer im Wunderland“ gar nicht vor, sondern erst im zweiten Buch von Carroll „Durch den Spiegel und was Alice dort fand“, wird aber immer wieder in Verfilmungen und Aufführungen genannt. Dieser Begriff wird von Humpti Dumpti benutzt und gegenüber Alice erklärt, der auch im „Wunderland“ nicht vorkommt. (Das und noch viel mehr steht alles im dicken Wälzer „Alles über Alice“.)