Im Wortlaut: Begrüßungsansprache von Florian Fox, Sprecher von Fridays for Future
Bei wunderschönem Sonnenschein demonstrierten gestern mehr als 150 Osnabrückerinnen und Osnabrücker – so die Polizeischätzung – ihren Unmut gegen Pläne, ein hochwertiges Naturschutzgebiet zugunsten eines sogenannten „Autobahn-Lückenschlusses“ zur A33 unwiderruflich zu betonieren – und damit zu vernichten. Alle Protestierenden traten anschließend rund 20 km in Richtung Belm und retour in die Pedale, um zugleich Werbung für gesundes Radfahren zu machen. Alle zentralen Argumente der A33-Gegner*innen brachte Florian Fox für Fridays for Future (FFF) bereits zur Begrüßung der Demo-Teilnehmenden vor der OsnabrückHalle präzise auf den Punkt. Die OR dokumentiert einige Foto-Impressionen sowie Florians Rede im vollen Umfang.
Schön, dass ihr alle da seid. Sehr beeindruckend, dass so viele Leute so früh schon da sind. Wenn wir, wie geplant, um 13:00 Uhr gestartet hätten, wären es sicherlich noch viel mehr Leute gewesen. Bei mir haben sich sehr viele Leute abgemeldet, die leider von zu weit weg anreisen müssten, so dass sie es heute morgen leider nicht geschafft haben. Deswegen grüße Ich euch stellvertretend von der Ortsgruppe Oldenburg, der OG Hannover, OG Bielefeld und OG Münster, die den weiten Weg auf sich nehmen wollten, um gegen die A33 zu protestieren, für die es aber heute zu früh war.
Wir freuen uns, dass wir endlich über die Autobahn fahren dürfen. Wir haben es oft versucht und sind gescheitert. Doch dieses Mal ist alles anders. Dieses Mal fahren wir auf die Autobahn. Wir fahren an den Ort, an dem die Verkehrswende passieren kann – und passieren wird.
Wir fordern, dass die A 33 vom Kreuz Osnabrück Süd an bis zum Ende in Belm zur Bundesstraße wird. Sie soll in Zukunft zur B 68 werden, die aus der Stadt heraus verlegt wird über die künftig neue Vehrter Landstraße und die jetzt noch A 33 heißt, die dann zur B 68 wird. Somit wird Osnabrück entlastet. Hansastraße Ring und Iburger Straße werden viel weniger Durchgangsverkehr erfahren, der weitgehend aus der Stadt heraus gehalten wird. Zudem darf die A 33 Nord nicht gebaut werden. Das wird auch die Politik einsehen.
Die Politik wird einsehen, dass das Projekt A 33 Nord Quatsch ist. Aber warum ist die A 33 Nord Quatsch?
Zum einen, und das ist sicherlich der wichtigste Punkt: Vor allem aus unserer Sichtweise als Fridays for Future. Die A 33 Nord ist super schlecht fürs Klima. Der Bau verschlingt viel Land, auf dem Pflanzen und vor allem Wald, in dem Bäume wachsen könnten. Diese Pflanzen könnten CO2 speichern. Außerdem wird beim Bau sehr viel CO2 freigesetzt. Von Teer-Maschinen über Zement bis hin zur Herstellung der Leitplanken wird sehr viel CO2 freigesetzt. Dazu wird auch während des Betriebs jede Menge CO2 erzeugt, sowohl von Autos als auch von LKWs, die darüber fahren werden.
Wer Straßen säht, wird Autos ernten. Das heißt: Wer eine neue Autobahn baut, wird neue Autos anziehen, die vorher nicht gefahren sind. Hier werden neue Verkehre entstehen, die vorher vermeidbar waren.
Aber nicht nur aus Klimaperspektive ist die Autobahn schlecht, sondern auch für den Umwelt- und Artenschutz. Die Autobahn würde am Ende, kurz vor der Auffahrt zur A1, ein FFH-Gebiet zerschneiden. In diesem Waldgebiet Leben viele Tiere und Pflanzen, die dem Erdboden gleichgemacht werden würden. Durch die Autobahn entsteht ein Cut durch den Wald, und das Biotop wird zerschnitten. So ein Schnitt durch ein Biotop hat große Folgen, vor allem auf die in diesem Biotop lebenden Bechsteinfledermäuse. Sie sind in Deutschland stark gefährdet.
Die dritte Perspektive ist die der betroffenen Bevölkerung und Landwirtschaft
Sie fragen sich zu Recht, warum sie ihre Felder abgeben oder direkt vor ihrem Haus eine Autobahn haben sollen, die sowohl Schadstoffe als auch Lärm verursacht. Sie fragen sich, wofür unter dem Lärm von anderen Leuten leiden, wenn das gar nicht nötig ist. Wenn die Autobahn für sie keinen Vorteil bringt und auch für die Gesellschaft keinen Vorteil bringt, für alle von Nachteil ist – außer vielleicht für die Osnabrücker Logistiker einzelner reicher Leute, die vom Autobahnbau auf Kosten von anderen profitieren.
Denn nun kommen wir zum Punkt, der sogar jeden FDPler überzeugen sollte – ach so, die müssen wir ja nicht mehr überzeugen. Die sind ja irrelevant. Okay, dann halt den Wirtschaftsflügel der CDU, wie zum Beispiel Mattias Middelberg aus Osnabrück. Die A 33 Nord ist unwirtschaftlich. Der Ausbau kostet mindestens 200 Millionen Euro. Und wie wir Projekte in Deutschland kennen, kann man jetzt schon mit 400 Millionen rechnen, denn hier bleibt nichts bei den geplanten Kosten.
Aber auch mit 200 Millionen Euro an Kosten lohnt sich der Bau dieser Autobahn nicht, denn was bringt sie? Es gibt, im Vergleich zur Route über die A 30 und A1, eine rechnerische Ersparnis von 10 Minuten, wenn man über die A 33 und A 33 Nord, von Bielefeld kommend, nach Bremen fährt. Aber erstens befahren diese Strecke nicht besonders viele Autos und LKWs. Zweitens wollen wir nicht, dass das mehr werden. Und wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, müssen das auch weniger werden. Also müssen wir mit einer abnehmenden Verkehrsprognose rechnen. Dieser Zeitvorteil von 10 Minuten wird in Kosten-Nutzen-Rechnungen in Geld umgerechnet. Die Verfahren sind kompliziert. Und je nachdem, wie man rechnet, lohnt sich jedes Autobahn-Projekt oder auch keins. Jedenfalls würde die A 33 Nord auch bei klassischer Berechnung negativ abschneiden und ein Millionengrab sein.
Wir sehen, dass in Deutschland Brücken einstürzen, die Züge immer unpünktlicher werden und auch im ÖPNV großer Nachholbedarf besteht.
Dieser sollte aufgeholt werden. Hier sollte investiert werden. Bestehende Infrastruktur sollte hinterfragt und, wenn als sinnvoll erachtet, gepflegt und im Zweifelsfall erneuert werden. Neue Infrastruktur sollte nur gebaut werden, wenn diese langfristig klimaneutral betrieben werden kann – wie zum Beispiel neue Bahngleise, neue Bushaltestellen, neue Fahrradwege oder auch neue Verkehrslösungen, wie zum Beispiel eine Straßenbahn in Osnabrück oder eine Transrapid-Strecke von Berlin nach Hamburg. Diese wäre beispielsweise billiger als eine neue ICE-Strecke, die eh fällig ist. Auch innovative Verkehrstechnologien gehören gefördert. Nein, keine Flugtaxis! Dafür sollte das neue Sondervermögen der Bundesregierung verwendet werden – und nicht für den Bau von unnötigen neuen Autobahnen. Deswegen protestieren nicht nur wir heute, sondern auch unsere Freundinnen und Freunde aus Lüneburg und Kiel. Sie kämpfen in Lüneburg gegen die A 39. Und in Kiel gegen zwei weitere unnötige Autobahnprojekte, die nicht aus dem Sondervermögen bezahlt, sondern gestrichen werden sollten.
Wir als FFF Osnabrück sagen „Nein!“ zur A 33 Nord. Und FFF Deutschland sagt „Nein!“ zu allen neuen Autobahnprojekten!
Weitere Impressionen aus der Fahrraddemo
Im Folgenden dokumentiert die OR einige Fotos, die wir entweder selbst gemacht oder die uns von Teilnehmenden zugesendet wurden. Besonders schöne, sehr ansehenswerte zusätzliche Foto-Impressionen befinden sich auf dem generell sehr empfehlenswerten Blog von Toni Theilmeier. Die folgenden zwei Aufnahmen – und auch die unterste – stammen von ihm.