Erfolgreicher Stammtisch und Verbandsforum zum Thema erneuerbarer Energien
Am Montag, dem 31. März, veranstaltete die Initiative Hasewind gleich zwei Veranstaltungen zur Zukunft der erneuerbaren Energien. Zunächst fand im InnovationsCentrum Osnabrück (ICO) das Verbandsforum unter der Überschrift: „Recht auf Energie“ statt, gefolgt vom traditionellen Hasewind Stammtisch, der am Abend im Gasthaus Rampendahl mit rund 270 Teilnehmenden eine Rekordbeteiligung erreichte.
Verbandsforum: Fachliche Impulse zur Energiewende
Das Verbandsforum brachte zahlreiche Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien zusammen. Zum Auftakt sprach Tobias Roß von DOMBERT Rechtsanwälte über die aktuellen Sondierung-Ergebnisse der zukünftigen Bundesregierung, die er anschließend unter die Lupe nahm. Zudem ging er in seinem Vortrag auf verschiedene fachspezifische Details im Bereich zur Planung und Genehmigung und den weiteren rechtlichen Rahmenbedingungen ein.
Dr. Matthias Stark vom Bundesverband Erneuerbarer Energien präsentierte im Anschluss eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts, die sich mit der flächendeckenden Nutzung von netzverträglicher Photovoltaik (NVP) befasst. Besonders hervorgehoben wurden innovative Lösungsansätze für die Integration erneuerbarer Energien ins bestehende Netz. Ein weiteres Kernthema war die Nutzung von Freiflächen-PV sowie der Einsatz von Batteriespeichern. Frau Wilke von DOMBERT Rechtsanwälte erläuterte hierbei verschiedene Modelle der Energieverwertung und Nutzungsverträge für Erzeuger und Verbraucher.
Interview mit Tobias Roß
Wir befragten Tobias Roß von DOMBERT Rechtsanwälte zu den Herausforderungen und seinem Fazit der Fachtagung, des Stammtisches und der zukünftigen Veranstaltungen.
Herr Roß, wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen bei der Planung und Genehmigung neuer Windkraftanlagen?
Die größte Herausforderung besteht aktuell darin, bei all den sich ständig ändernden planerischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen den Überblick zu behalten und die Verfahren sicher, aber zügig abzuschließen. Das gilt sowohl für Projektierer als auch für die Genehmigungsbehörden. Gesetze ändern sich quasi monatlich, die Planungsgrundlagen in Regionalplänen und den kommunalen Plänen entwickeln sich auch ständig weiter – und mit jedem Planungsstadium sind neue rechtliche Anforderungen verbunden.
In der Sache bestehen die größten Herausforderungen aktuell bei planerischen Konflikten mit der Bundeswehr, bei Radaranlagen und im Bereich der Konkurrenz zwischen einzelnen Betreibern. Wir merken vermehrt, dass sich benachbarte Windenergievorhaben häufig gegenseitig ausbremsen, weil zum Beispiel darum gerungen wird, wer für sich Priorität beanspruchen kann, also „als Erster“ da war.
Hinzu kommt schließlich die große Unsicherheit, wie es nach dem 30. Juni 2025 mit der Windenergie weitergeht. Dann laufen gesetzliche Erleichterungen, gerade im Bereich des Artenschutzes in Windenergiegebieten, aus. Wenn der Bund bis dahin die sog. RED-III-Richtlinie nicht in deutsches Recht umsetzt, droht ein massiver Einbruch bei den Genehmigungszahlen und erhebliche Rechtsunsicherheit. Hier muss die neue Koalition, so sie denn bald ins Amt kommt, zügig handeln. Sonst haben wir im Bereich der Windenergie ein echtes Problem und die aktuellen Genehmigungszahlen werden sehr schnell der Vergangenheit angehören.
Welches Fazit ziehen Sie persönlich aus dem Fachforum und dem anschließenden Stammtisch und den Podiumsdiskussionen?
Es war wie immer eine tolle, offene Atmosphäre und ein Austausch mit denen, die vor Ort die Projekte umsetzen. Für uns ist das sehr wertvoll, weil es uns hilft, zu erkennen, wo aktuell der „Hase im Pfeffer“ liegt. Das Fachforum war ja ein Versuch eines rechtlichen „Warm Up“ für den anschließenden Stammtisch – und das ist super gelungen und hat großen Spaß gemacht. Ich freue mich auf eine Neuauflage und bin mir sicher, dass uns die Themen auch im kommenden Herbst oder 2026 nicht ausgehen werden.
Hasewind Stammtisch: Rekordbeteiligung und lebendige Diskussionen
Der traditionelle Stammtisch der Hasewind-Initiative im Gasthaus Rampendahl bot eine Plattform für Vernetzung, Austausch und spannende Podiumsdiskussionen. Die erste Podiumsdiskussion wurde moderiert von Sören Hage, der mit Viola Theesfeld (Bündnis Bürgerenergie e. V.), Björn Spiegel ( Bundesverband Windenergie e. V. und Linus Siebert (Fortitude). Thematisiert wurde die Bürgerenergie und die Herausforderungen durch Desinformation. Zeitgleich moderierte René Kemna die Runde mit Nils Bielkine (IG Metall Osnabrück), Dr. Johannes Lis (Gewerkschaft Bentheim) und Dr. Matthias Stark (Bundesverband Erneuerbarer Energien) über die regionale Wertschöpfung, Arbeitsplätze und die Bedeutung der Energiewende für die Wirtschaft.
Interview mit Linus Siebert
Wir sprachen mit Linus Siebert unter anderem über die Themen Fehlinformationen, Akzeptanz für Erneuerbare Energien, und welche Maßnahmen die zukünftige Bundesregierung zur Förderung der Erneuerbaren Energien ergreifen müsste, um eine klimafreundliche und sozial gerechte Energiewende voranzubringen.
Herr Siebert, inwiefern beeinflussen gezielte Fehlinformationen die Akzeptanz und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für erneuerbare Energien?
Die koordinierte Verbreitung manipulierter Informationen untergräbt nicht nur das Vertrauen in die Wirksamkeit und die ökonomischen Vorteile erneuerbarer Energien, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Städten, Gemeinden und Regionen. Bei gezielter Fehlinformation geht es nicht mehr um einen sachlichen Austausch von Argumenten, sondern darum, Ängste zu schüren, bestehende Weltbilder zu bestätigen und Andersdenkende gezielt zu diskreditieren. So wird der gesellschaftliche Dialog über Energieprojekte sabotiert – und der Ausbau erneuerbarer Energien auf Grundlage manipulierter Inhalte und Narrative blockiert.
Welche Ziele müsste die kommende Bundesregierung verfolgen, um Bürgerstrom und die Akzeptanz von erneuerbaren Energien zu fördern?
Ein zentraler Hebel ist die Stärkung der lokalen Beteiligung an Projekten: Wenn Bürgerinnen und Bürger finanziell und organisatorisch eingebunden werden, steigt die Akzeptanz signifikant. Ebenso wichtig ist es, Ziele, Zusammenhänge und vor allem die ökonomischen Vorteile von Bürgerstrom und erneuerbaren Energien verständlich und in Alltagssprache zu vermitteln. Komplexe technische Sachverhalte, die letztlich zu einfachen wirtschaftlichen Vorteilen führen, dürfen nicht an fehlender Kommunikation scheitern. Darüber hinaus ist es unverzichtbar, digitale Plattformen stärker in die Verantwortung zu nehmen: Manipulierte Inhalte lassen sich heute oft kaum noch von echten unterscheiden. Wenn mit kontextlosen oder inszenierten Szenen gezielt Angst vor Energieprojekten geschürt wird, darf das nicht unkommentiert bleiben.
Welches Fazit ziehen Sie persönlich aus der Veranstaltung?
Der Windstammtisch hat deutlich gemacht: Es gibt derzeit eine große Dynamik in der Branche, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben – mit dem Ziel, unsere Stromversorgung unabhängiger, flexibler und stärker in die Hände der Bürgerinnen und Bürger zu legen. Das hat mich sehr begeistert. Bei den Teilnehmenden war das Bewusstsein für die Gefahr gezielter Desinformation spürbar, was mich optimistisch stimmt, dass wir dieser Herausforderung aktiv begegnen. Insgesamt hat mich die Veranstaltung darin bestärkt, dass die Energiewende gelingen kann – zum Vorteil aller. Die Organisation war hervorragend, und der Austausch mit vielen engagierten und interessierten Menschen war eine große Bereicherung für mich.
Im weiteren Verlauf des Abends folgten zwei weitere Podiumsdiskussionen. Im Brauherrensaal standen Speichertechnologien und Strommärkte im Fokus, während in der Brauhaus-Galerie der Länderdialog zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vertieft wurde.
Fazit und Ausblick auf den nächsten Stammtisch
Zum Abschluss zog Organisator Gerhard Hinnah von der Hasewind Initiative ein positives Fazit: „Eine gute Verbindung misst sich nicht in Kilobyte“ – das ist mehr als ein Motto für uns. Es ist unser Kern. Wir glauben an echte, gepflegte Beziehungen, die Vertrauen und Respekt schaffen. So wie in der Elektrik, wo gute Kontakte den Stromfluss sichern, bringen wir Menschen zusammen und lassen Energie fließen – sei es durch inspirierende Zusammenarbeit oder unsere Dienstleistungen im Energiebereich.
Der 14. Hasewind-Stammtisch mit dem Forum im Vorfeld war ein lebendiger Beweis dafür. Ein Abend voller wertvoller Gespräche und neuer Verbindungen.
Im Herbst erwartet unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim nächsten Stammtisch ein breites Themenspektrum: Von der Finanzierung zukunftsweisender Windprojekte bis hin zu einem Potpourri an KI- und Digitalisierungsthemen, wahrscheinlich erstmals auf zwei Tage gestreckt. Es bleibt also wichtig, Menschen mit Energie zusammenzubringen!“
Sören Hage, einer der Moderatoren der Veranstaltung, antwortete auf die Frage, wie sein persönliches Fazit des Abends ausfällt: „Mich fasziniert die Branche der erneuerbaren Energien. Sie ist ein von manchen leider noch immer unterschätzter und gleichzeitig so elementarer Baustein für unsere lebenswerte Zukunft. Umso toller finde ich beim Hasewind-Stammtisch den Austausch zwischen Pionieren der ersten Stunde, motiviertem Nachwuchs und insgesamt vielen Machern. Neben dem technischen Fortschritt machen vor allem die Menschen den Unterschied, die an den Wandel glauben. Diese Menschen auf dem Podium zu interviewen ist ebenso bereichernd wie der informelle Austausch bei einem kühlen Getränk.“
Der nächste Hasewind-Stammtisch findet am 6. und 7. Oktober 2025 statt. Geplant sind Panels zu den Themen Speichertechnologien, Netzausbau und die Rolle von Kommunen in der Energiewende. Die Hasewind-Initiative freut sich bereits auf die nächste Veranstaltung und lädt Interessierte herzlich zur Teilnahme ein.