Sie gehen einfach nicht fort, die Gespenster der Vergangenheit – und die der Gegenwart auch nicht.
Sie stiften Unruhe, sie toben, sie spielen die Bewohner eines bürgerlichen Hauses in Zagreb gegeneinander aus, sie entzweien Familien, die letztendlich doch nicht voneinander lassen können.
Das außerordentlich spielfreudige Ensemble hat diese schwierige Familiengeschichte in eine fesselnde Inszenierung verwandelt. Videoeinspielungen zu den vergangenen einhundert Jahren Kroatien, wunderbar passend eingespielte Musik- und Tonsequenzen, und die voll ausgereizte Drehbühne machen das Stück zu einem runden Erlebnis.
Das wurde dann auch nach insgesamt rund 2 Stunden und 50 Minuten Spielzeit vom Premierenpublikum im gut besuchten Theater mit minutenlangem Beifall belohnt.
Ja, die Gespenster – man sieht sie nicht, aber spürt sie doch! All die Zwistigkeiten hat Autorin Tena Štivičić vor dem Hintergrund der sehr wechselhaften Geschichte Kroatiens (von der Monarchie über den Kommunismus bis zur EU-Mitgliedschaft) und damit auch der wechselhaften Geschichte eines Bürgerhauses in Zagreb als Familiengeschichte über vier Generationen niedergeschrieben.
Die Geschichte von Frauengenerationen in ihrer eigenen Familie diente als Vorbild für die Stärke der Frauen in diesem Theaterstück, das 2014 in London uraufgeführt wurde und dann in verschiedenen Übersetzungen von Land zu Land zog.
Es ist ein fesselndes Stück über Konflikte zwischen Generationen, zwischen politischen Einstellungen, zwischen Mann und Frau, zwischen Geschwistern, zwischen Adel und Dienerschaft. Leider führt die Vielzahl der Konflikte, die Verflechtung mit dem geschichtlichen Hintergrund und die Anzahl der Protagonist*innen dazu, dass man trotz der tollen schauspielerischen Leistung allzu leicht den Überblick verliert, falls man ihn zu Beginn des Stückes einmal hatte.
„Drei Winter“ ist auf jeden Fall sehenswert, aber man sollte sich entweder vorab auf der Internetseite des Theaters die Einführung anhören und sich den Stammbaum der Familie Kos aus dem Programmheft, das zum Download bereitgehalten wird, einprägen. Alternativ gibt es beides vor der jeweiligen Vorstellung im Theater am Domhof selbst.
Tickets und weitere Infos gibt’s hier: www.theater-osnabrueck.de/