Sven Lehmann erhält Rosa Courage Preis
Dicht gedrängt saßen die Gäste im bis auf die letzte Fensternische ausgebuchten Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses, um bei der Verleihung des diesjährigen Rosa Courage Preises durch den Verein „Gay in May“ dabei zu sein.
Zum 34. Mal wird dieser Preis schon verliehen, in diesem Jahr nun an den ersten Queerbeauftragten der Bundesrepublik Deutschland, Sven Lehmann. Er steht jetzt in einer Reihe mit Preisträgerinnen und Preisträgern wie Rosa von Praunheim, Hella von Sinnen und Romy Haag.
Als Laudatorin konnte der Vereinsvorstand hinter verschlossenen Türen und bis zur Verleihung geheim gehalten die Moderatorin, Journalistin, Produzentin und Autorin Bettina Böttinger gewinnen, die neben ein paar Anekdoten natürlich das Verdienst von Sven Lehmann in besonderer Weise hervorhob.
Neben den Moderatoren und Vorstandsmitgliedern von „Gay in May“, Ann-Catrin Röttger und Elias Janssen sprachen Oberbürgermeisterin Katharina Pötter zur Begrüßung und natürlich Sven Lehmann.
Die Worte, die alle fünf Vortragenden fanden, kamen fast einem Manifest gleich. Die Appelle sind vielfältig im Rathaus des Westfälischen Friedens: für Menschenwürde, für das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben, gegen das Verstecken.
Und es waren Worte des Stolzes auf die Menschen, die es möglich machen, heute hier zu feiern, die Osnabrückerinnen und Osnabrücker, die es dem Verein „Gay in May“ ermöglichen, sich sichtbar für die Rechte der queeren Community einzusetzen.
Aber es waren auch Worte des Mahnens in dieser Zeit, in der entgegen aller Ratio immer noch und leider wieder Menschen überall auf der Welt wegen ihrer Sexualität verfolgt, ausgegrenzt und misshandelt werden.
Sven Lehmann, seit 2017 Mitglied des Bundestages, fordert eindringlich dazu auf, dass diese unsere Courage bestehen bleiben muss, weil die bisher erkämpften Rechte leider kein Selbstläufer sind. Die Sichtbarkeit der queeren Menschen bedeute Freiheit, Freiheit zu leben, wie sie wollen. Angriffe dagegen sind nicht nur Angriffe gegen die queere Community, sondern Angriffe auf unsere Demokratie als Ganzes und dafür müssen wir weiterhin kämpfen. Was die neue Regierung bringen wird, kann noch niemand sagen; wir werden sie an ihren Taten messen, so Lehmann.
Info: „Gay in May e. V.” besteht seit 1979 und wurde seinerzeit in der Lagerhalle Osnabrück als „Rosa Flut“ gegründet. Die selbstgesteckten Aufgaben beschreibt der Verein laut seiner Internetseite www.gayinmay.de/ so:
„Der Gay in May e. V. möchte sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sichtbar machen. Dies geschieht durch Vernetzung, Begegnung und die queeren Kulturtage im Mai, die der Verein ausrichtet. In diesem Rahmen wird alljährlich auch der bundesweit bekannte Rosa Courage Preis an Menschen vergeben, die sich für LGBTIQ-Menschen eingesetzt haben. Wir schauen auf eine lange Tradition zurück und sind stolz darauf, das älteste, immer noch aktive Festival dieser Art in Deutschland zu sein. Als Rosa Flut 1979 im Kulturzentrum Lagerhalle gestartet, lässt Gay in May einmal im Jahr das kulturelle, soziale und politische Leben in Osnabrück von und für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen sichtbar werden. So wurde der Mai zu DEM queeren Monat in Osnabrück!
Kommentar der Verfasserin (Kerstin Broszat): Heute (02.05.2025) bin ich mal richtig stolz auf meine Heimatstadt Osnabrück! Die starken und mutmachenden, aber auch mahnenden Worte, wachsam zu bleiben, gaben mir so viel Hoffnung, dass doch in dieser Welt noch nicht alles verloren ist. Danke an alle meine Mitbürger*innen, die so tolerant und friedliebend sind, dass das Gay-in-May-Festival schon so lange Bestand hat und zumindest hier sich niemand verstecken muss und leben kann, wie er möchte (und wem das nicht passt, der kann ja wegziehen).