Donnerstag, 25. April 2024

Heikos Rückblende: „Geplatzte Träume“ – Teil 1 der sechsteiligen Serie

Geplatzte Träume

Am 19. September 1851, bald sind es 170 Jahre her, wird der Tischler und Sozialdemokrat Johann Heinrich Schucht aus seiner Heimatstadt Osnabrück und aus dem Königreich Hannover ausgewiesen. Er soll sich an der Verbreitung demokratischer, sozialistischer und kommunistischer Ideen beteiligt haben.

Untrennbar verknüpft ist das Osnabrücker Geschehen mit der gescheiterten bürgerlichen Revolution von 1848. Die Sehnsucht vieler Menschen, im staatlich aufgesplitterten deutschsprachigem Raum ein einheitliches Gemeinwesen mit frei gewähltem Parlament, Presse-, Versammlungs-, Organisations- und Meinungsfreiheit zu errichten, wird am Ende durch eine brutale Unterdrückungspolitik von Königen, Fürsten und Herzögen ersetzt.

Die Ausweisung des Sprechers der „Arbeiterverbrüderung“ ist in Osnabrück der entscheidende Schritt einer massiven Unterdrückungswelle. Die Hasestadt, in dessen Stadtgrenzen seit der Revolution von 1848 aktive radikaldemokratische und sozialistische Bewegungen aufgeblüht sind, verliert durch die Ausweisung Schuchts eine entscheidende Persönlichkeit.

Maßgeblich unterstützt wird die Repressionspolitik von Johann Carl Bertram Stüve. Der mit viel Nachruhm versehene Osnabrücker Bürgermeister übt das Amt von 1833 bis 1848 sowie von 1852 bis 1864 aus. Vom März 1848 bis Oktober 1850 agiert als königlich-hannoverscher Innenminister und betätigt sich dabei aktiv bei der Zerschlagung der Demokratie- und Arbeiterbewegung. Denn nichts fürchtet Stüve mehr als die „Pöbelherrschaft“, die er altgriechisch gern als „Ochlokratie“ bezeichnet.

Die Osnabrücker Rundschau widmet sich nach der Serie zum Gesellenaufstand von 1801, betitelt mit „Geplatzte Kragen“, erneut einem wichtigen Abschnitt der Osnabrücker Stadtgeschichte. Was passierte in der Hasestadt, als landauf, landab über die Vision einer demokratischen, gar „roten Republik“ nachgedacht und aktiv gehandelt wurde?

Teil 1 der sechsteiligen Serie widmet sich dem örtlichen Geschehen anno 1848, das zu einem beachtlichen Aufblühen demokratischer und sozialistischer Bewegungen führt.

Teil 1
Osnabrück 1848: Eine Stadt in Aufbruchstimmung

Schein-Idylle stinkt zum Himmel

Wer altbekannte Spitzweg-Gemälde aus der Biedermeier-Zeit im frühen 19. Jahrhundert studiert, freut sich oft an romantischen Stadtbildern mit rundum zufriedenen Menschen. Auch angestaubte Osnabrück-Ansichten scheinen diese Sicht zu bestätigen. Manch ein Beobachter fantasiert dann mit einem Stoßseufzer von einer „guten alten Zeit“. Nur: Hat dieses Bild tatsächlich etwas mit der Realität zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu tun? Um es vorweg zu sagen: im Grunde nichts! Auch Osnabrück ist zum Ausklang der sogenannten Biedermeier-Zeit alles andere als ein idyllisches Fleckchen Erde. Im Gegenteil: Es rumort gewaltig!

Rund 12.000 Seelen sind in alten Adress-Verzeichnissen als Osnabrückerinnen und Osnabrücker nachgewiesen. Die Stadt ist noch sehr vorindustriell geprägt. Noch fehlen die rauchenden Schornsteine einer flächendeckenden Industrialisierung. Doch die Missstände und Ungerechtigkeiten treten immer offener zutage. Stadt und Umland leiden noch immer unter den Folgen von Missernten, Teuerungen und dem Niedergang der heimischen Textilproduktion, die ihrer britischen Konkurrenz hoffnungslos unterlegenen ist. Die Auswanderungsquote über den großen Teich nach Nordamerika ist immens hoch und umfasst im Osnabrücker Raum unfassbare 13 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zwischen 1833 und 1850 sagen über 33 500 Menschen ihrer vertrauten Heimat, dem Gebiet der Landdrostei Osnabrück, endgültig „Lebewohl“. Die Auswanderer hinterlassen Lücken in ihrem Wohnumfeld, sorgen für reichlich Gesprächsstoff und machen neugierig, mehr über ein Land wie US-Amerika zu erfahren, in dem keine Könige, Fürsten oder Herzöge regieren.

Und in der Stadt Osnabrück? Zeitreisende könnten die Realität sinnlich erfahren: Es stinkt, und es ist dunkel! Direkt hinter verfallenden Stadtmauern verbergen sich Enge, Krankheit und Tod. Mitten durch etliche Straßen ziehen sich mächtige Kloaken in Gestalt von Abwassergräben. Die Hase ist ein perfide riechendes Rinnsal, das die hineinlaufenden Kloaken aufnimmt. In unmittelbarer Nähe der Abwasserrinnen gesellen sich Frischwasserbrunnen, die sich allzu oft mit den Abwässern vermengen. Viele Straßen sind schlecht oder nur grob gepflastert und verbergen eine üble Mischung aus Misthaufen, Schlamm, Tier- wie Menschenfäkalien.  Hochkragende Fachwerkgiebel vermindern das Tageslicht auch bei Sonnenschein.

Andernorts in der Stadt, etwa im Umfeld des Rathauses, in Teilen der Großen Straße und in der Hakenstraße, wohnt die privilegierte und über den Rest der Bevölkerung herrschende Minderheit. Hier regieren üppiger Wohlstand und die Pflege vornehmer Künste. Dienstpersonal umsorgt die „edle Herrschaft“ im Rund-um-die-Uhr-Modus. Der protzige Dom- und Ratshausbereich, natürlich auch edle Häuser aller Vornehmen und Reichen bilden mit ihren prächtigen Fassaden den Kontrast zum Elend der Armen. Seit 1843 ist es infolge einer Abschaffung des „Festungsgebots“ möglich, auch außerhalb der Stadtmauern ein Haus zu bauen und dennoch Stadtbürger zu bleiben. Wohlhabende zieht es danach mit aufwändigen Bauten in die Laischaftsgebiete jenseits der alten Mauern.

Insbesondere in den Armenhäusern herrscht dagegen eine unbeschreibliche Enge, was sich in naher Zukunft noch verschärfen wird: Kleinere Vorboten der Cholera-Epidemie von 1859 kündigen sich an. Drastische Vorwarnungen des Stadtarztes Dr. Vezin finden kaum das nötige Gehör. Ein armer Osnabrücker wird im Schnitt keine 30 Jahre alt. Nahezu die Hälfte der Toten bilden Kinder, die kaum ihr fünftes Lebensjahr erreichen.

Osnabrücker Markt zur Mitte des 19. Jahrhunderts. J. Poppel nach Ludwig Rohbock „Die Marienkirche von Osnabrück“, handkoloriertes Faksimile nach dem Original-Stahlstich von 1850. Antiquariat Wenner, Osnabrück.

Frischluft unter Mehltau

Zugleich wächst die Zahl jener Menschen, die sich mit den bestehenden Verhältnissen nicht abfinden wollen. Sie alle bilden zarte Keime der Hoffnung auf Besserung. Den größten Berufsstand der vorindustriellen Stadt stellen Zigarrenarbeiter. Ihre Gesamtzahl beläuft sich auf etwa 500 bis 600 angelernte Arbeitskräfte. In deren beengten und stickigen Werkstuben beginnt es früh zu rumoren. Zigarrenarbeiter werden die erste Berufsgruppe stellen, aus deren Reihen sich viele solidarisieren und eine Gewerkschaft gründen.

Großbetriebe kennt das Osnabrück in jener Zeit noch lange nicht: Rund 200 „Knappen“ fördern Kohle auf dem Piesberg zutage.  Die Textilfabrik Wilhelm von Gülichs zählt rund 150 Beschäftigte. Carl Goslings Produktionsstätten für Seife, Branntwein, Ziegel oder Mineralwasser ernähren rund 100 Beschäftigte und ihre Familien. In Quirlls Papiermühle dürften – ebenso wie in der Papiermühle Siegfried Gruners – jeweils gut 100 Arbeiter ihren Lohn bekommen. Hinzu kommen die wachsenden Belegschaftszahlen der Weymannschen Eisengießerei und rund 450 Handwerksgesellen etlicher Gewerke. Wahlberechtigt ist von allen fast niemand: Das Privileg, gekoppelt an das „Bürgerrecht“, steht unvermindert allein Hausbesitzern und gutbetuchten Steuerzahlern zu. Weniger als zehn Prozent der Stadtbevölkerung sind beteiligt, wenn Stadtverordnete zu wählen sind.

Das Schulangebot spiegelt die Klassenlage: Kinder der Reichen besuchen im Genuss üppigen Schulgelds ihrer Eltern das evangelische Ratsgymnasium oder das katholische Carolinum. Das einfache Volk hat sich mit Kirchspielschulen für die Kleinen und Bürgerschulen für bis zu 14-Jährige zu bescheiden. Nur vier von zehn Deutschen sind um 1840 herum in der Lage, mühsam oder auch fließender Texte zu lesen. In Städten wie Osnabrück sind es allerdings deutlich mehr als auf den „platten Land“.

Im Rathaus regiert seit 1833 ein Bürgermeister namens Johann Carl Bertram Stüve. Der in weiten Kreisen des Bürgertums angesehene Mann ist außerdem nicht nur als Artikelschreiber und Blattmacher aktiv. Seit 1824 sitzt er zusätzlich als Abgeordneter in der zweiten Kammer der Hannoverschen Ständeversammlung und vertritt darin die Anliegen der Städte. Johann Carl Bertram ist der vierte und jüngste Sprössling von Heinrich David Stüve, der, wie in der OR-Serie zum Gesellenaufstand von 1801 berichtet, bis zu seinem Tode 1813 Maire beziehungsweise ebenfalls Bürgermeister seiner Heimatstadt gewesen ist. Das neue Stadtoberhaupt befindet sich mittlerweile, gemeinsam mit fast allen Stadtoberen des Königreichs, im mächtigen Clinch mit dem hannoverschen Regenten. Der frisch ernannte König Ernst August I. hat anno 1837 schnurstracks wieder uralte Zustände in Kraft gesetzt hat. Macht und Posten stehen wieder ausschließlich dem Adel zu. Das vom König mit einem Federstrich außer Kraft gesetzte Staatsgrundgesetz von 1833 hatte Bürgertum wie Bauernstand zum ersten Mal noch einen Zugang zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung ermöglicht. Die wiederum ist, abgesehen vom fehlenden freien und gleichen Wahlrecht für alle, so etwas wie ein Vorläufer des heutigen Landtages. Stüve ist Mitautor des vom König verschmähten Staatsgrundgesetzes. Lautstark erhebt der Osnabrücker mit Gesinnungsgenossen seinen Protest gegen die plötzliche Abschaffung der Verfassung. An ein freies Wahlrecht für alle Menschen denkt er dabei allerdings nie. Im Gegenteil: Es ist ihm zutiefst zuwider.

Wichtig ist Stüve und seinen Mitstreitern dagegen die Linderung des Loses der Leibeigenen: Seit Inkrafttreten des von ihm initiierten Ablösungsgesetz vom 10. November 1831 kann ein Höriger inzwischen durch einmalige Zahlung des fünfundzwanzigfachen Wertes der jährlichen Abgaben Eigentümer seines Hofes werden. Die finanzielle Hürde bleibt für etliche Familien auf dem Lande allerdings viel zu hoch.

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Wendejahr 1848

Im Jahre 1848 kündigt sich eine Wende der Verhältnisse an. Landauf, landab ziehen Arbeiter, Handwerker, Fabrikanten, Kaufleute bis hin zu Professoren auf die Straße. Weil sich Ungerechtigkeiten der Gesellschaft auch im Schulalltag zeigen, finden sich besonders viele Lehrer unter den Aufbegehrenden. Die Osnabrücker Lehrer Carl Rosenthal und der Schulleiter Carl Noelle zählen hier zu den besonders Engagierten. Gerade Pädagogen trachten nach umfassender Volksbildung. Alle Erneuerer fordern politische und wirtschaftliche Freiheiten.

Wieder, wie anno 1789, bilden Menschen in Frankreich die Vorreiter des europäischen Fortschritts. Nach der dortigen Februarrevolution von 1848 muss der sogenannte Bürgerkönig Louis Philippe schmählich abdanken. Eine neue Republik wird ausgerufen. Das Geschehen spricht sich wie ein Lauffeuer auch in Osnabrück herum.

Die deutsche Parallele zur rot-weiß-roten französischen Trikolore bilden die Farben schwarz-rot-gold. Sie finden sich vor allem auf Fahnen oder Kokarden und verbreiten sich blitzschnell. Die Farbkombination beruft sich auf die Uniform des legendenumwobenen Lützowschen Regiments. Das hatte sich bis 1815 mit schwarzem Rock, goldleuchtenden Knöpfen und roten Aufschlägen den Truppen Napoleons entgegengestellt und junge Männer jenseits aller deutschen Staatsgrenzen miteinander vereint. Studentische Burschenschaften haben sich diese Farbkombination für die nächsten Jahrzehnte bewahrt. Sie gilt als Symbol in Doppelfunktion: einerseits für deutsche Einheit, andererseits für Freiheit und Selbstbestimmung. In deutschen Zentren kommt es bereits vor 1848 zu mächtigen Unruhen.

Pressefreiheit ist eine der bedeutendsten Forderungen. Menschen wollen schreiben, was sie denken. Zum Fanal der Revolution werden die Berliner Straßenkämpfe am 18. März 1848: Hunderte von freiheitsliebenden Demokraten und Liberalen finden den Tod durch Gewehrsalven und blank gezogene Säbel der preußischen Armee. Der Ruf nach einem grundlegenden Wandel ist nicht mehr zu überhören. Selbst der erzkonservative preußische König Friedrich Wilhelm IV. muss Zugeständnisse machen. Bereits auf der Totenfeier für die niederkartätschten Märtyrer des Aufstandes muss er sich unter flatternde schwarz-rot-goldene Fahnen stellen. Vor Zehntausenden verspricht der Monarch mehr Freiheit. Dies bleibt keine Einzelaktion: Am 2. April tagt der Bundestag mit all seinen adeligen Vertretern aus den im Deutschen Bund verbandelten Einzelstaaten. Am Ende hat das Parlament die freiheitsfeindlichen Karlsbader Beschlüsse aufgehoben. Mit der Knebelung einer freien Presse hat es damit ein Ende. Menschen jubeln. Vorerst jedenfalls.

Die Unruhen erfassen schnell auch Hannover. König Ernst August I. fackelt nicht lange. Er hebt schon am 25. März die Zensur auf und ernennt kurz darauf den Osnabrücker Bürgermeister Johann Carl Bertram Stüve zu seinem Innenminister. Postwendet keimt Hoffnung auf.

F. G. Nordmann: „Die Barrikade an der Kronen- und Friedrichstraße in Berlin am 18. März 1848“, Lithographie, koloriert, Deutsches Historisches Museum, Berlin.

Osnabrück in Schwarz-Rot-Gold – ein „Menschenfrühling“

In Osnabrück haben sich schon früh sichtbare Vorboten des kommenden Geschehens gezeigt. So berichtet der Sozialist Karl Grün bereits nach einem 1843 erfolgten Besuch von Freunden in Osnabrück, dass ihm dort ein „Menschenfrühling“ begegnet sei.  Und im Jahre 1844 besucht eine Osnabrücker Delegation ein Pfingsttreffen demokratisch gesonnener Bürger im westfälischen Tatenhausen. Die Revolution von 1848, die Deutschland die Einheit und allen Einzelstaaten Freiheit und Parlament bescheren soll, findet also an der Hase einen vielbeachteten Nährboden.

Paulskirche in Frankfurt/Main. Hier tagten sowohl das erste, in allen deutschen Staaten frei gewählte Parlament wie das sogenannte Vorparlament, an das eine Tafel erinnert. Unter den Mitgliedern des Vorparlaments befanden sich aus dem Osnabrücker Raum Johann Detering und Julius Meyer.

Es macht die Stadt sogar zur „schönen Oase“ der Demokraten, wie dies später im Herbst aus einem Berliner Demokratenkongress berichtet wird. Der angesehene Osnabrücker Advokat Johann Detering reist – gemeinsam mit dem Hagener Fabrikanten und Sozialisten Julius Meyer – vom 31. März bis zum 3. April als Vertreter der hannoverschen Landesvertretung nach Frankfurt an den Main. Dort tagt das sogenannte Vorparlament für ein geeinigtes Deutschland. Die Arbeit des kommenden, demokratisch gewählten Parlaments soll vorzubereitet werden. Welch starke Position Osnabrück im nationalen Geschehen ausmacht, macht ein Zahlenverhältnis klar: Von insgesamt acht Vertretern aus dem Königreich Hannover kommen immerhin, mit Detering und Meyer, gleich zwei aus dem Osnabrücker Raum.

Wie es weitergeht

All dies kommt nicht von selbst: Schon früh ist in der Stadt ein sogenannter Märzverein aktiv, der sich – nach deren Wahl – schnell an der äußersten Linken im Frankfurter Paulskirchen-Parlament orientieren wird. Auch die Arbeiterbewegung wird früh in Gestalt der oben erwähnten Zigarrenarbeitervereinigung erwachen, die sich mit ihrem Vorsitzenden I. C. F. Röhmeyer eng an der deutschlandweit entstehenden sozialdemokratischen „Arbeiterverbrüderung“ orientiert. Der spätere Osnabrücker Johann Heinrich Schucht wird derweil noch in Hamburg verweilen, um sich in der dort sehr starke Arbeiterbewegung zu engagieren und sich dadurch auf seine Osnabrücker Aufgabe vorzubereiten.

Unterwegs sind aber auch diejenigen, die eher bedächtige Verbesserungen im Sinne einer konstitutionellen Staatsform anstreben, ohne die feudale Herrschaft und Adelsprivilegien abzulehnen oder gar ein freies Wahlrecht für alle zuzulassen. Deren Wortführer ist zuvorderst der frischgebackene hannoversche Minister Johann Carl Bertram Stüve. Eher bedächtig auf überschaubare Verbesserungen bedacht sind neben Stüve aktive Vertreter der katholischen Kirche, die sich im Pius-Verein sammeln. Hier beginnt sich schrittweise ein gewisser Advokat namens Ludwig Windhorst einen Namen zu machen. Viel später macht er als Gegenspieler des Reichskanzlers Otto von Bismarck von sich reden.

Als fortschrittlichste aller Bestrebungen wird später auch die Arbeiterbewegung auftreten. Vom 23. August bis 3. September 1848 wird in Berlin auf Initiative von Stephan Born die Allgemeine Deutsche Arbeiterverbrüderung gegründet werden. Eines der noch wenigen Gründungsmitglieder ist zu jenem Zeitpunkt der noch in Hamburg weilende und spätere Osnabrücker Johann Heinrich Schucht.

In Osnabrück werden alle neuen Strömungen, die linken Demokraten um Detering und die mit ihnen verbündete Arbeiterbewegung, die Konservativen um den Vaterländischen Verein unter Stüve und nicht zuletzt die Katholiken aus dem Pius-Verein für die nächsten Jahre eine völlig neue Presse-Ära schaffen. Sie werden dafür sorgen, dass jede der politischen Ausrichtungen eine eigene Zeitung unterhält und Osnabrück bereits besonders früh in den Genuss von später so bezeichneten Parteiblättern kommt: Ab März studieren regierungshörige Menschen Osnabrücks unverändert die offiziellen Osnabrückischen Nachrichten. Konservativ-Liberale um Stüve geben zusätzlich das Osnabrücker Volksblatt heraus. Bereits seit dem 22. März 1848 wird vor allem das linksdemokratische Osnabrücker Tageblatt republikanische statt feudalistische Forderungen erheben.

Die Etablierung einer ungemein vielfältigen Zeitungslandschaft wird deshalb – neben weiteren Ereignissen – ein zentrales Thema der nächsten Folge dieser OR-Serie sein.

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