Montag, 11. November 2024

Köpfe aus der Geschichte der Osnabrücker Rundschau – Teil 4: Bernhard Schulz

Journalist, Feuilletonist und vielgeschätzter Buchautor

Die Osnabrücker Rundschau, wir notierten es bereits in unseren bisherigen Beiträgen zur OR-Geschichte, existierte keine sieben Monate. Doch in ihrer kurzen Wirkungszeit vom 1. März bis zum 13. September 1946 hatte sie es geschafft, vor allem mit herausragenden Redakteuren von sich reden zu machen. Auf ganz unterschiedliche Weise hinterließen diese OR-Pioniere Spuren, die sich bis in die heutige Zeit hinein bemerkbar machen und an die wir allzu gern erinnern.

Mit dreien haben wir uns bereits befasst: Josef Burgdorf gilt bis in die Gegenwart hinein als der wohl unbeugsamste Journalist der Osnabrücker Stadtgeschichte, der dafür durch die NS-Machthaber mit Gewalt und KZ-Haft bestraft wurde. Karl Kühling schrieb sich die Finger wund und hinterließ bis heute etliche, immer wieder nachgefragte Bücher und Abhandlungen zur Stadtgeschichte. OR-Redakteur Hans Wunderlich reihte sich 1949 als Mitglied des Parlamentarischen Rates in jene Männer und Frauen ein, die das Grundgesetz beschlossen.

Einen vierten gab es, der ebenfalls in herausragender Art und Weise auf sich aufmerksam machte – und heute Suchenden recht schnell nahekommt: Bernhard Schulz (1913– 2003). An ihn erinnert dieser Beitrag unserer Serie.

Geburtshelfer des Spiegel – und Ideen vom Dümmer

Was hat die Geschichte des Hamburger Polit-Magazins „Der Spiegel“ mit Osnabrück zu tun? Und in welcher Beziehung steht dazu der frühere OR-Redakteur Bernhard Schulz? Die aktuelle „Osnabrücker Rundschau“ lüftet heute ein ganzes Bündel von Geheimnissen!

Das rot umrandete Wochenmagazin kennen wir, viel zitiert und prominent besetzt, aus täglichen Medienerlebnissen. „Der Spiegel“ kommt heutzutage immerhin noch über eine Auflage von gut 650.000 verkauften Exemplaren, ganz zu schweigen von einem millionenhaft nachgesuchten Internet-Auftritt. Aber wer weiß schon, dass das legendäre Blatt in Wahrheit auf dem plätschernden Gewässer des Dümmers entstand?
Richtig gelesen! Das „Meer der Osnabrücker“ diente damals einem britischen Major namens John Chaloner als beliebtes Gewässer für seine Ruder- und Segeltouren, auf welchen er seine Ideen zu produzieren pflegte. Chaloner war Spross einer Verlegerfamilie und mit gerade einmal 22 Lenzen jüngster Offizier der Rhine Army. Letztere verfügte in Osnabrück, dies wissen wir aus unserer jüngsten Vergangenheit, einen Ansiedlungsschwerpunkt mit zeitweise mehr als 25.000 Soldaten.

Major John Chaloner war offiziell „Medien-Verbindungsoffizier“ und stand verantwortlich vor der großen Aufgabe, antifaschistische wie demokratische Medien auf den Markt zu bringen und für den erfolgreichen Aufbau von Presse und Rundfunk in „Lower Saxony“ zu sorgen. Hier wiederum kam bereits früh der in Osnabrück ansässig gewordene Journalist und Buchautor Bernhard Schulz ins Spiel, der engen Kontakt zum Briten pflegte.
Er ging in unserer Familie in Osnabrück damals ein und aus. Ein ausgesprochenes Faible für hübsche Mädchen wurde ihm nachgesagt. Das wissen wir von meiner Mutter“, stellte Schulz-Sohn Ansgar Schulz-Mittenzwei rückblickend und mit einem leichten Schmunzeln auf OR-Anfrage fest. Der Kontakt zu Bernhard Schulz erfolgte beim Aufbau einer demokratischen Nachkriegspresse nicht ohne Grund. Denn Letzterer war bereits vor 1946 ausgewiesener Journalist und Autor, dem nach ausgiebigen Überprüfungen ausdrücklich keine NS-Vergangenheit nachzuweisen war. Mutmaßlich bis zu deren letzter Ausgabe im September 1946 hatte Schulz sich erfolgreich bei der Osnabrücker Rundschau bewährt und vor allem deren Feuilleton-Beiträge gestaltet.

Der bis dahin zurückgelegte Weg des Chaloner-Partners sei hier kurz und knapp wiedergegeben. Geboren in Lindlar im Bergischen Land, absolvierte Schulz sein Volontariat und erste Berufspraxis vor dem Krieg bei der Rheinisch-Bergischen Zeitung in Bergisch Gladbach. Nach dem 1936 begonnenen Wehrdienst war er als Redakteur in einem Verlag in Hannover tätig gewesen, wo er bis Kriegsausbruch geblieben war. Anlässlich seiner Kriegseinsätze hatte er unfreiwillig eine große Spannbreite an heftigem Frontgeschehen durchgemacht. Zu seinen Einsatzorten zählten die Niederlande, Belgien, Frankreich und die Kanalinsel Alderney, zum Schluss der Feldzug in der Sowjetunion. Gegen Kriegsende war er in eine sechsmonatige US-amerikanische Gefangenschaft im Lager Rheinberg bei Duisburg geraten, danach in die eigentliche Heimat der Familie, nach Osnabrück, heimgekehrt. Spätere Dokumente seines literarischen Schaffens belegten immer wieder, dass ihn die Fronterlebnisse zu einem vehementen Kritiker des Militarismus gemacht hatten. „Mein vom Militarismus zertretenes Herz …“ hat er später seinen Gemütszustand nach dem Weltkriegsinferno beschrieben.

Welch unbändigen Aufbruchwillen Bernhard Schulz in Gestalt seines journalistischen Schaffens nach dem Weltkrieg zugrunde legte, dokumentiert der Originalton eines Textauszugs aus dem unten erwähnten Werk „Den Löwenzahn zermalmt die Kesselpauke“:

„Wir sind dem Untergang entkommen. Eine Welle von Dankbarkeit und Entschlossenheit treibt uns voran. Es ist fast wie Glück. Wir räumen die Trümmer auf. Wir schaufeln die Straßen frei. Wir setzen den Ruinen Fenster und Türen ein. Wir flicken das Dach mit Pappe. Wir bürsten den Brandgeruch aus den Kleidern. Wir helfen einander. In jeder Stube haust ein Paar mit Kind, Katze und Vogelbauer. Die neuen Wörter heißen Wohngemeinschaft, Brotmarke, Kohlenklau.“

Zurück nun zur Geschichte des Spiegel: Das spätere Politmagazin sollte einem ganz besonderen Geistesblitz des Majors Chaloner entspringen. Noch ungewöhnlicher war der Ort des Geistesblitzes: Plattform seiner Idee bildete nämlich das oben erwähnte Ruderboot, das er für sich auf dem Dümmer requiriert hatte. Es muss prima Paddelwetter gewesen sein, als er auf dem Flachgewässer auf Kurs ging. Sinnierend zwischen Backbord und Steuerbord, entwickelte der junge Brite die Vision, ein deutsches Magazin zu erschaffen, dessen Vorbild vor allem das US-amerikanische Time Magazin oder der britische Mirror sein sollte. „Dies war der eigentliche Stapellauf des Magazins“, berichtet Ansgar Schulz-Mittenzwei.

Dümmer-Ruder-Tour mit Magazin-Idee. Selbst gezeichnet von Major John Chaloner. http://www.bernhardschulz.de

Schnell gewann Major Chaloner den ehemaligen deutschen Kriegsgegner Bernhard Schulz als Partner, um weitere Planungen konkreter werden zu lassen. Eine Tatsache mussten beide bereits früh feststellen: Das zu zwei Dritteln zerstörte Osnabrück war offenkundig nicht geeignet, um die große Idee des Briten umzusetzen. „Osnabrück schien zu klein und man ging nach Hannover, mein Vater ging mit“, weiß Schulz-junior zu berichten. Dafür stand der Name des neuen Blattes fest: Er lautete vorerst allerdings noch nicht „Der Spiegel“, sondern „Diese Woche“. Das Magazin erschien erstmals am 16. November 1946 – all dies unter aktiver Mithilfe des vormaligen OR-Redakteurs Bernhard Schulz – in der frisch gekürten niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Dort stieß der besonders tatkräftige Rudolf Augstein zur Redaktion.

Diese Woche, Erstausgabe vom 16.11.1946. Spiegel-Archiv

Der damals noch eher unbekannte Journalist Rudolf Augstein setzte recht schnell eine Umbenennung des Magazins durch. Es sollte fortan „Der Spiegel“ heißen. Augstein wurde Chefredakteur und Herausgeber. Die Magazinmacher hatten darüber hinaus haargenau erkannt, dass in Hamburg bereits in der frühen Nachkriegszeit ein westdeutsches Medienzentrum entstand, dessen Teil man unbedingt werden wollte. Vor allem Augstein war es, der den Umzug in die Stadt an der Elbe schließlich durchsetzte.

 

 

 

 

Schulz kehrt Augstein den Rücken

In Osnabrück war die Osnabrücker Rundschau als Blatt der britischen Militärverwaltung mittlerweile durch das mit deutscher Lizenz ausgestattete „Neue Tageblatt“ ersetzt worden. Dessen erste Nummer war am 17. September 1946 erschienen und hatte die OR in der örtlichen Zeitungslandschaft ersetzt.

Schon früh knüpften die Lizenzträger des Blattes den Kontakt zu Bernhard Schulz, dessen Qualitäten bereits in der OR dokumentiert gewesen waren. „Mein Vater erhielt den Ruf zurück nach Osnabrück“, erläutert Schulz-Mittenzwei die Entscheidung von Schulz, fortan statt beim Spiegel beim Neuen Tageblatt mitzumachen und den Wohnsitz der Familie nach Osnabrück zu verlegen.

: Das Neue Tageblatt – Nachfolgezeitung der OR. Erstausgabe vom 17.09.1946

Die neuen konservativen Lizenznehmer wiesen den Weg: Das Neue Tageblatt wurde zunehmend katholisch-konfessionell und CDU-nah geprägt. Gut drei Jahre lang blieb das Blatt die einzige rein Osnabrücker Tageszeitung. Die Aufhebung des Lizenzzwangs ermöglichte bald aber auch anderen Zeitungen ein Anknüpfen an altbekannte Traditionen.
Eine Alternative für die sozialdemokratisch ausgerichtete Leserschaft bot früh die Nordwestdeutsche Rundschau, in deren Redaktionsstube federführend der ehemalige OR-Redakteur Hans Wunderlich saß, dessen neu gewählte Rundschau einen beachtlichen Osnabrücker Lokalteil aufwies. Lang ersehnt hatten auch Osnabrücks Altverleger Meinders und Elstermann jenen Tag, an dem sie wieder ihre Traditionszeitung „Osnabrücker Tageblatt“ produzieren durften. Schließlich hatte dieses Blatt schon seit dem 1. Oktober 1884 bestanden und sich, naturgemäß mit Ausnahme der Gleichschaltung in der Nazi-Zeit, stets darum bemüht, als parteiunabhängiges Blatt zu fungieren. Am 1. November 1949 startete die Osnabrücker Traditionszeitung tatsächlich wieder mit ihrem altbekannten Namen. Schnell stellte sich der gewohnte Zuspruch aus der Leserschaft wieder ein.

Die Verkaufsstellen in Stadt und Umland boten fortan das „neue alte“ Osnabrücker Tageblatt ebenso wie das „Neue Tageblatt“ an, was die Leserschaft häufig verwirrte. 1950 erfolgte das Unvermeidbare: Zwischen beiden Verlagen mit ähnlich klingenden Blättern kam es zu einem Lizenzstreit. Am 22. Dezember 1950 fand die Verwirrung um zwei „Tageblätter“ schließlich ein Ende. Das jetzt bei Fromm gedruckte Blatt gab sich den Namen „Neue Tagespost“. Bernhard Schulz blieb, wie auch Zeichner Fritz Wolf, in der Redaktion des umbenannten Blattes. Als verantwortlicher Redakteur für „Unterhaltung und Film“, ab 1953 dann als Feuilletonchef, wirkte er für die „Neue Tagespost“, bis diese 1967 mit dem „Osnabrücker Tageblatt“ zur „Neuen Osnabrücker Zeitung“ fusionierte.

Till und Fritz Wolf

Freunde: Bernhard Schulz und Fritz Wolf, 1950

Wenn eingangs darüber gesprochen wurde, dass Bernhard Schulz bis heute Spuren hinterlassen hat, dann gilt dies insbesondere für einen Menschen, der nur in Papierform quicklebendig ist und den Alltag seiner Mitmenschen bis heute aufmerksam begleitet: Die Figur des „Till“ ist Lesenden der Osnabrücker Lokalzeitung allgegenwärtig. Jener Till ist nicht zufällig namensverwandt mit dem legendären, zeitkritischen wie klugen Hofnarren Till Eulenspiegel. Tatsächlich war Till eine lupenreine Erfindung von Bernhard Schulz. Unzählige Male verbarg sich in den Alltagskommentaren des Till die Feder des damaligen Feuilletonisten. Till wurde auch deshalb zur beliebten zeitlosen Person.

Kaum noch bekannt ist heutigen Beobachtern, dass Schulz ein überaus enges, aber streng arbeitsteiliges Gespann mit dem bekanntesten Osnabrücker Zeichner aller Zeiten, nämlich Fritz Wolf (1918-2001), bildete. Klar, dass dieser den zeichnerisch bis heute existierenden Till mit seiner Tuschefeder zu Papier brachte. Wolf, jener in seinem künstlerischen Duktus unvergleichbare Beobachter des zwischenmenschlichen Alltags, dürfte auch weitere seiner karikaturistischen Ideen seinem guten Freund und Redaktionskollegen Bernhard Schulz zu verdanken haben.

Wolf-Zeichnung anlässlich des 60. Schulz-Geburtstages

Die beiden bildeten stets so etwas, das man im modernen Deutsch als „Kreativteam“ bezeichnen würde. Die Arbeitsprodukte der beiden erfreute sich großer Beliebtheit und bildeten den klassischen Synergieeffekt als Win-Win-Spektakel. Denn viele der zahllosen feuilletonistischen Kurzgeschichten von Bernhard Schulz wurden mit brillanten Strichen seines Freundes Fritz Wolf illustriert.
Auch geistig pflegten beide eine große Nähe. Wolf wie Schulz zeigten sich, ganz im Gegensatz zu den allermeisten Redaktionskollegen, eher laizistisch ausgerichtet. Während Schulz sich allerdings parteipolitisch nicht zu erkennen gab, war Wolf ein überzeugter Linker und trat später auch in die SPD ein. Was aber beide bei ihrer Arbeit verband, war der Antimilitarismus und der Antiklerikalismus.
Welch kritischer Geist Schulz jenseits der Tagespolitik, ganz allgemein, speziell in seinem ureigenen feuilletonistischen Metier war, dokumentiert eindrucksvoll Sohn Ansgar, der die Geisteshaltung seines Vaters auf Nachfrage wie folgt skizziert:

„Ein Feuilletonist muss sich ja nicht zwingend politisch outen. Ich nehme aber an, die Kriegserfahrungen haben ihn sein restliches Leben zum Zyniker gegenüber der Nachkriegspolitik – Stichworte Adenauer und Wiederbewaffnung – gemacht.
Er war schon für Osnabrücker Verhältnisse ein sehr kritischer Geist, verbunden mit viel Ironie und Sarkasmus in Bezug auf Kultur, Literatur, Kino und Theater, bewahre kein Provinzler. Das brachte ihm allerdings regelmäßig Ärger ein. Nicht umsonst haben manche Schauspieler ihre Rolle meiner Mutter in der Küche nachgespielt, wenn wieder einmal eine miese Kritik bei den Schauspielern für Verdruss gesorgt hatte.“

Autor eines fast ungehobenen Literaturschatzes

Bernhard Schulz war bereits vor seiner journalistischen Zeit ein akribischer und lustvoller Schreiber. Sohn Ansgar berichtet der OR über exakt 154, allesamt erhaltene Feldpostbriefe an die Familie. Geschrieben sind sie in gestochen scharfem Sütterlin, die er meistens aus seinem zeitweiligen Stationierungsstandort, unter anderem von der britischen Kanalinsel Alderney, geschickt hatte. Das Bemerkenswerte:  Keiner dieser 154, häufig sehr kriegskritischen Zeitdokumente, so weiß es Schulz junior, „wurde von den Zensoren korrigiert.“ Alle Briefe wurden vom Deutschen Tagebucharchiv in Emmendingen schon vor Jahren von älteren Damen kostenlos transkribiert und befinden sich heute in moderner Druckschrift auf der unten genannten Website.

Schulz 1940 als Soldat im Gefecht in Flandern

Originalkommentar zum oben abgebildeten Foto:
„Schütze 1 Uffz. Hans Leskowski schießt, der Schütze 2 das bin ich (…)., Schütze 3, Gefr. Hoffmann, er ist Berufsphotograph und hat sich erboten, uns diese Aufnahmen zu machen. Dabei wird er durch einen Kopfschuß getötet. Uffz. Leskowski steht auf, um ihm zu helfen und erhält drei Schüsse in den Unterleib. Er liegt ein Jahr in einem Lazarett für Schwerverwundete. Das rechte Bein wird ihm amputiert und eine künstliche Harnröhre angelegt, die in einem Plastikbeutel endet.“

Aber auch journalistisch hat der Soldat Schulz während des Krieges durchaus häufig zur Feder gegriffen. Er füllte damit Spalten der „Pariser Zeitung“, die vor allem von deutschen Besatzern gelesen wurden. NS-Zensoren sorgten nach Aussagen Sohn Ansgar allerdings dafür, dass nicht alles Geschriebene die Leserschaft erreichte. Auch Bücher folgten, deren Texte ebenfalls strengen Zensurkriterien unterlagen. Entstanden ist 1941 der Schulz-Band „Im Westen“ über den Frankreich Feldzug. Folgt man einer nicht ganz ernstgemeinten Karikatur seines Freundes Fritz Wolf, hat Schulz jenes Werk angeblich auf dem Stahlhelm geschrieben. Ebenfalls in Kriegszeiten entstand das Buch „Straße der Väter“, das 1944 zur Endphase des Krieges erschien und ebenfalls den Frankreich-Feldzug behandelt.

Besonderen Ärger mit NS-Zensoren, so Ansgar Schulz-Mittenzwei, verursachte das bereits genannte Buch „Im Westen“. Dieses war wohlweislich unter seinem Pseudonym Bernd Hardeweg veröffentlicht. Schulz selbst schrieb später: „Das Buch wurde von der Zensurstelle des Propagandaministeriums ‚redigiert‘, also verstümmelt, verballhornt, ihrer Pointen beraubt und seltsam verbogen.“

Auch der Text des Anti-Kriegs-Romans „Hunde wollt ihr ewig leben“ stammt nach Auskunft seines Sohnes von Schulz. Nur die Autorenschaft nachzuweisen sei bisher sehr verworren. Schulz-Mittenzwei: „Zwei Germanistikprofessoren mühen sich seit einer Weile mit der langen und komplizierten Geschichte des Textes ab. Mein Vater wurde sogar gerufen – als Berater bei den Filmaufnahmen in Göttingen.“

Ausgewählte Schulz-Bücher auf einen Blick

Eine Hauptphase des schriftstellerischen Schaffens von Schulz setzte naturgemäß in einer Nachkriegszeit ein, in der er ungezwungen all das, was ihn bewegte, als Buch, Textsammlung, Bericht oder Kurzgeschichte auf Papier bannte. Die Bilanz des literarischen Schaffens des früheren OR-Redakteurs dürfte im Raum Osnabrück seinesgleichen suchen. 24 Bücher und fast 2.400 (!) Kurzgeschichten sind seit 1934 erschienen. Letztere erschienen in Zeitungsausgaben, Anthologien und Sammelbänden und sogar einem Hörbuch.

„Die Krähen von Maklaki“ (1967), Erzählungen aus dem Winterfeldzug in Russland, wurden Jahrzehnte später sogar ins Russische übersetzt. Lesende der Ära Gorbatschow lobten an diesem Buch die „humane Haltung des Autors“ und seinen „Protest gegen den Krieg“.

Bernhard Schulz und Sohn Ansgar

Einige Bücher, dies als Hinweis für Neugierige, sind bis heute als Print- oder auch als E-Books über die unten genannte Website zu erwerben.  Das aktuellstes und zugleich viele Schriften vereinigende Werk ist das 2018 unter Mitwirkung seines Sohnes herausgegebene Schulz-Buch „Den Löwenzahn zermalmt nicht die Kesselpauke oder Hinwendung zur Geborgenheit.“ 538 Seiten beinhalten 200 kurze, sorgsam ausgewählte Geschichten der Jahre 1945–1965. Viel Zuwendung verdient – neben einem umfangreichen Wikipedia-Beitrag – auch die von Schulz-Mittenzwei liebevoll ins Netz gestellte, zahllose Text- und Bildquellen aufweisende Website www.BernhardSchulz.de.

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