Glad Midsommar

Liebe OS-Kids,

„Glad Midsommar“ diese Worte hörte man im Laufe der letzten Woche überall in Schweden. Die Leute wünschen sich damit gegenseitig eine „glückliche Sonnenwende“. Das Fest zur Sommersonnenwende (diese war am 20.Juni) ist nach Weihnachten das zweitgrößte Fest in Schweden. Es ist voller Rituale und Traditionen. Ein Ritual ist etwas, das jemand zu einem bestimmten und wiederholten Zeitpunkt tut und Tradition ist: wenn das seit langer Zeit so gemacht wird und wurde. Es sind also vertraute und meist geliebte Wiederholungen, wie bei euch vielleicht das Vorlesen vor dem Schlafengehen, um mal ein Beispiel zu nennen. Beim schwedischen Mittsommerfest wurden sie seit sehr vielen Jahrzehnten, wahrscheinlich sogar Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben. Die meisten Rituale zu diesem Anlass haben vor allem etwas mit Blumen zu tun. Kinder tragen (wenn sie möchten) einen aus Sommerblumen geflochtenen Kranz auf dem Kopf. Junge Frauen, die sich gerne verlieben wollen, sammeln sieben verschiedene Wildblumensorten, von sieben verschiedenen Wiesen. Werden diese dann vor dem Schlafen unters Kopfkissen gelegt, wird natürlich nicht sofort ein Prinz herbeigeritten kommen, aber von einem träumen? Das klappt so bestimmt schon mal. 😉

Am Abend zuvor stellt man (natürlich im Freien) einen mit Blumen geschmückten Baumstamm auf, um den dann ausgelassen getanzt und gefeiert wird. Am nächsten Tag gehen die Feierlichkeiten weiter, es wird gemeinsam gegessen, man trifft sich mit Freunden und der Familie in der Natur und feiert das Leben und die Sonne, die auf unserer Nordhalbkugel dann den höchsten Stand im Jahr hat. Je näher jemand am Polarkreis wohnt, desto länger und heller ist seine Nacht. Kein Wunder also, dass in allen skandinavischen Ländern und dem Baltikum gefeiert wird, doch mehr dazu später. Direkt am Nordpol jedenfalls wird es zurzeit gar nicht dunkel, aber ob die dort (noch) lebenden Eisbären sich darüber freuen, bleibt ihr Geheimnis. Mit ganz großem Glück ergattern sie zur Feier des Tages zumindest vielleicht ein Stück Eis(Scholle).

Sommersonnenwende

SommersonnenwendeDie Erde umkreist sich selbst und im Laufe eines Jahres einmal die Sonne. Sie steht nicht ganz gerade, sondern hat einen Neigungswinkel von 23,5 Grad. Deswegen bekommen Erdenbewohner auf Nord- und Südhälfte zur selben Zeit unterschiedlich viel Sonne ab und haben sogar entgegengesetzte Jahreszeiten. Der Winter macht also gerade Urlaub in Australien. Nein, das ist natürlich Quatsch, ein Winter kann keinen Urlaub machen, aber dafür wir von ihm! Denn bei uns ist nun ganz offiziell Sommer. Am kommenden Dienstag, den 21. Juni, ist kalendarischer Sommeranfang (steht so im Kalender), zeitgleich mit der Sommersonnenwende. Das ist der längste Tag des Jahres und so ist das auch in Osnabrück und Umgebung, zumindest, was das natürliche Sonnenlicht angeht. Von nun an geht es für uns Nordhalbkügler wieder abwärts, heißt; es wird jeden Tag ein klein wenig früher dunkel, bis zum 21.Dezember, da ist dann mit der Wintersonnenwende der kürzeste und dunkelste Tag. Aber erstens geht das so langsam, dass wir davon zunächst kaum etwas bemerken. Zweitens wollen wir daran noch gar nicht denken, denn im Moment regiert ja noch lange Zeit das Licht und der Sommer und dies sollten wir auch genießen. Was liebt ihr denn am Sommer? Meine Favoriten sind Baden gehen, Eis essen und einfach so oft wie möglich draußen sein.

Auch hier werden die sogenannten „weißen Nächte“ groß gefeiert:

Norwegen und Dänemark: „Sankt Hans“
hier wird am 24. Juni der Johannistag (Geburtstag von Johannes dem Täufer) gefeiert und dazu am Vorabend das Sankt-Hans-Fest mit großen Feuern (auch Johannisfeuer genannt), ein bisschen ähnlich wie bei uns die Osterfeuer – nur eben plus Sonnenlicht und Wärme.

Estland: Jannipäev
wird ab dem Abend des 23. Juni bis zum 24.Juni gefeiert. Traditionell ist man oder fährt man mit der Familie und Freunden aufs Land. Hier ist das Fest sogar bedeutender als Weihnachten. Es wird ein Feuer gemacht, was die ganze Nacht nicht ausgehen darf.

Finnland: Juhannus
wurde früher (wie in Estland) auch immer vom Abend des 23.Juni bis 24. Juni gefeiert, seit 1955 fällt es immer auf den Samstag nach dem Tag der Sommersonnenwende. Die Finnen mögen dann Johannisfeuer, Sauna und Zusammensein. Auch bei den Finnen gibt es den Brauch mit den Blumen unterm Kopfkissen.

Lettland: Jāņi
wird vom 23.Juni bis 24. Juni gefeiert, beide Tage sind die beliebtesten Feiertage. Traditionell tragen die Frauen Kränze aus Blumen und Männer Kränze aus Eichenlaub. Auch Häuser und Ställe werden geschmückt. In Lettland wird besonders viel gesungen. Auch hier werden am Abend Johannisfeuer gemacht.

Litauen: Joninės
wird am 23. Juni bis 24. Juni als Johannesfest gefeiert. Der 24. Juni ist ein kirchlicher Feiertag, natürlich gab es das Fest zur Sommersonnenwende aber schon sehr viel früher. Auch hier gibt es Johannisfeuer, Gesang, Tanz und dazu verschiedene Rituale.

Das südlichste Mitsommerfest unserer Nordhalbkugel wird in Spanien gefeiert und heißt dort: la Noche de San Juan – die Nacht des heiligen San Juan (gemeint ist wieder Johannes)
es gibt Lagerfeuer am Strand und Punkt Mitternacht laufen alle gemeinsam ins Meer, um so den Sommer zu begrüßen. (sicher ein großer Spaß!)

Und das größte Fest (mit den meisten Leuten):
findet heutzutage in England, auf dem Gelände von der vor über 4.000 Jahren errichteten Kult (Feier)stätte Namens Stonehenge statt.

Weitere Sommersonnen-Feste gibt es in: Polen, Slowakei, Ukraine, Weißrussland, Teile Russlands, Österreich


Fazit: Das Fest zur Sommersonnenwende wird überall ein bisschen gleich und ein bisschen verschieden gefeiert. Dazu hat jedes Land, manchmal sogar jede Region eigene Geschichten und Sagen. So unterschiedlich die auch sind, in allen geht es magisch zu. Oft kommen gute Geister darin vor, heilende magische Kräuter und natürlich auch der ein oder andere freche Kobold.

Blumenfee Tijo

Übrigens: Ziemlich wahrscheinlich ist, dass auch die Menschen, die vor hunderten und tausenden von Jahren hier im Osnabrücker Raum zu Hause waren, ein Fest zur Sommersonnenwende feierten. Eigentlich schade, dass sich diese Tradition nicht gehalten hat. Aber – und das ist ja gut so – jede Tradition hat irgendwer, irgendwann begonnen. Also, wer nun Lust bekommen hat, eine Sommersonnenwende-Feier zu machen, dann mal los! Feuer sind bei uns leider nicht erlaubt, aber als Feuerstelle kann der Grill oder eine kleine Feuerschale dienen (natürlich nur in Begleitung von Erwachsenen).

Bleibt munter und fröhlich und feuert – äh feiert schön! 

Eure Tina Birgitta Lauffer

 

 

 

 

 

 

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