Donnerstag, 2. Mai 2024

Gedenken für die Opfer des Arbeitserziehungslagers Ohrbeck

Sonntag, 15 Uhr: markante neue Ausstellung zum 79. Jahrestag der Befreiung zeigt Hintergründe der NS-Deportationen nach Riga

Der 79. Jahrtestag einer Befreiung von Häftlingen, die unter menschenunwürdigen Umständen in einer Art Gestapo-KZ inhaftiert und misshandelt wurden, ist Anlass genug, gemeinsam an die Opfer jener Zeit zu denken. Ort der Zusammenkunft ist die Gedenkstätte Augustaschacht, also der Standort des früheren „Arbeitserziehungslagers Ohrbeck“. Vorzumerken ist für alle Sonntag, der 7. April 2024, 15.00 Uhr. Die gut ausgeschilderte Gedenkstätte besitzt die Hasberger Adresse „Zur Hüggelschlucht 4“. Eingeladen zur kostenlosen Veranstaltung sind alle Interessierten. 

Im Mittelpunkt des Gedenkens steht die Eröffnung der internationalen Ausstellung „Der Tod ist ständig unter uns / Nāve mīt mūsu vidū“. Erstellt hat sie die „Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen“. Der wissenschaftliche Berater der Ausstellung und Direktor des jüdischen Museums in Riga, Ilja Lenskis, hat es sich nicht nehmen lassen, höchstpersönlich in die Thematik einzuführen. Die OR hatte über Hintergründe und Inhalte der Ausstellung bereits in jüngster Zeit ausführlich berichtet. https://os-rundschau.de/rundschau-magazin/heiko-schulze/der-tod-ist-staendig-unter-uns/


Was die Gäste erwartet

In der Ausstellung wird erstmals die nationalsozialistische Deportation von fast 25.000 Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich, dem angeschlossenen Österreich und der annektierten Tschechoslowakei nach Riga in die Geschichte der deutschen Besatzungspolitik im „Reichskommissariat Ostland“ eingebettet. Thematisiert wird ebenso die Ermordung der lettischen wie der ins deutsch besetzte Lettland verschleppten litauischen, polnischen und ungarischen Jüdinnen und Juden. Auch interessant: Das historische Geschehen und die Gedenkkultur werden für alle Nachfolgestaaten eingehend beleuchtet. Im Mittelpunkt stehen die Schicksale von jüdischen Verfolgten sowie die Tatorte. Ausgewählte Biografien von Tatbeteiligten machen besonders anschaulich, wie menschenverachtend der nationalsozialistische Terror gewesen ist.

Im Dezember 1941, die OR berichtete, siehe Link oben, bereits darüber, wurde auch ein großer Teil der in der Region Osnabrück verbliebenen jüdischen Gemeindemitglieder von der Gestapo Osnabrück verhaftet und zusammengetrieben. Deportiert wurden sie daraufhin in einem Zug mit weiteren jüdischen Menschen aus den Nachbarstädten Münster und Bielefeld nach Riga. Die Deportationen nach Riga überlebten nur sechs Personen aus Osnabrück. Später inhaftierte die Osnabrücker Gestapo auch jüdische Männer im Arbeitserziehungslager AEL Ohrbeck, was die Auswahl des Veranstaltungsortes zusätzlich unterstreicht..

Erstmals am 31. Oktober 2022 im Lettischen Okkupationsmuseum in Riga gezeigt, ist die Ausstellung seit 2023 mittlerweile an vier deutschen Standorten präsentiert worden. Geschehen ist dies zuletzt im Berliner Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“.


Programm der Gedenkveranstaltung

Nach der Begrüßung durch Georg Hörnschemeyer (Vorsitzender Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht e.V.) stehen Grußworte auf dem Programm. Gehalten werden sie von Katharina Pötter (Oberbürgermeisterin Stadt Osnabrück), Matthias Selle (Vorstand Landkreis Osnabrück), Adrian Schäfer (Bürgermeister Gemeinde Hasbergen) sowie Michael Grünberg (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück). Es folgt, wie oben berichtet, die Einführung in die Ausstellung durch Ilja Lensky.

Abgerundet wird alles durch einen gemeinsamen Gang zum Mahnmal für die Opfer des AEL Ohrbeck. Vorbereitet ist dort eine Blumenniederlegung sowie ein stilles Gedenken. Die Gedenkfeier wird musikalisch begleitet von Baruch Chauskin (Kantor der Jüdischen Gemeinde Osnabrück und Gründer des Vereins 3 Stufen e.V.). Im Anschluss besteht die Möglichkeit, die Ausstellung zu besichtigen.

Gefördert wird die Ausstellung von der Stiftung der Sparkasse Osnabrück, der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und der Stadt Osnabrück. Die Gedenkveranstaltung findet außerdem in Kooperation mit der Volkshochschule Osnabrück statt.

Die Ausstellung kann in der Gedenkstätte Augustaschacht noch bis zum 1. September 2024 besichtigt werden. Rundgänge und Workshops werden für Gruppen und Schulklassen nach Voranmeldung, unabhängig von den Öffnungszeiten, angeboten. Informationen zu den begleitenden Veranstaltungen und der Reise nach Lettland bietet die Homepage der Gedenkstätten.

spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
Follow by Email
Facebook
Youtube
Youtube
Instagram
Spotify