Filmtipp: „RIEFENSTAHL (Dokumentation)“ und Kritik

RIEFENSTAHL

Dokumentation über die Lieblingsregisseurin der Nationalsozialisten, Leni Riefenstahl, in deutschen Kinos.

Leni Riefenstahl (vollständiger Name: Helene Bertha Amalie Riefenstahl) wurde am 22. August 1902 in Berlin geboren und starb im Alter von 101 Jahren in Pöcking am Starnberger See.

Über die Jahrzehnte hat Riefenstahl ein umfangreiches Privatarchiv angelegt und gepflegt, das aus Fotos, Filmmaterial, Tonaufnahmen (auch von mitgeschnittenen Telefonaten), Briefen und vielem mehr besteht. Dieser Nachlass umfasst über 700 Umzugskartons an Material und ging 2018 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz über.

Das Filmteam um Sandra Maischberger und Andreas Veiel haben diese Unterlagen ausgewertet und zu einer neuen Dokumentation zusammengeschnitten.
Bei der Sichtung stellten sie fest, dass große Teile sehr sorgsam archiviert sind, einige Bereiche aber Lücken aufweisen; dies lässt das den Schluss zu, dass von Riefenstahl bewusst Belege entnommen und vernichtet wurden.

Ganz besonders die Interview- und Telefongesprächsmitschnitte zeigen deutlich die Anstrengungen von Leni Riefenstahl Macht über die Deutungshoheit ihres Schaffens zu behalten. Geschickt wurden von Regisseur Veiel zeitlich zusammenpassende Fotos und Aussagen anderer beteiligter Menschen den Interviewaussagen Riefenstahls gegenübergestellt und strafen somit ihre Dementis Lügen.

Sie war nie in der NSDAP, wurde aber im Laufe der Aufarbeitungen und Gerichtsverhandlungen nach Kriegsende eindeutig als Mitläuferin „klassifiziert“.

Diese filmische Dokumentation trägt auf jeden Fall dazu bei, den „Mythos Leni Riefenstahl“ zu schmälern und die Persönlichkeit noch weiter kritisch zu hinterfragen.

Aber:
Filmemacher Andreas Veiel sollte eigentlich die Bedeutung von „die Macht der Bilder“ kennen.

Ich habe ganz bewusst eine Nacht über dieser Doku geschlafen, um zu sehen, was übrig bleibt vom Bilderrausch. Es hat mich erschreckt! Übrig geblieben sind die Bilder, bewegt und unbewegt, von einer agilen, lebenslustigen, fast immer lachenden Frau, die mitten im Leben steht und weiß, was sie will. Es ist geblieben die Bewunderung dafür, wie sie die Propagandafilme „Triumph des Willens“ und „Olympia“ inszeniert hat und auf was für technische Ideen sie kam, um perfekte Perspektiven und Aufnahmen zu bekommen. Allerdings lösten die Ausschnitte aus „Triumph des Willens“ auch Beklemmung bei mir aus – diese marschierenden und jubelnden Massen empfand ich als sehr bedrohlich.

Die Szenen, in denen Riefenstahl „überführt“ wird, sind meiner Ansicht nach viel zu brav eingestreut und zu wenig, im Gegensatz zu den Bildern einer taffen, sich nichts schenkenden Schauspielerin (ihr ursprünglicher Einstieg in die Filmwelt).

Im Gedächtnis geblieben ist allerdings der zum Ende des Films eingespielte Telefonmitschnitt, in welchem sich ein unbekannter Anrufer über den heutigen Staat sehr, sehr negativ auslässt und sie ihm beipflichtet und (sinngemäß) antwortet, dass es wohl zwei Generationen bräuchte, bis alles wieder so wäre wie damals (im dritten Reich), aber es würde so kommen, es wäre ja das Wesen der Deutschen.

Im Vorfeld zu dieser Dokumentation hatte ich mich ein wenig eingelesen in die „Psychologie von Propaganda“ und die „Macht der Bilder“; die Links hierzu möchte ich gerne weitergeben (Bundeszentrale für politische Bildung und Uni Heidelberg):
www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/30602/psychologie-der-propaganda/
www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca06-2/8.html

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