„Kick Dis Out!“ gegen rechts

Klartext auf der Bühne: Schüler*innen informieren über Projekt und Arbeitsergebnisse- Foto: OR

Jugendliche lernen, diskutieren und kicken gegen Diskriminierung

Rassismus im Stadion? Rechte Schmähungen und Gewaltausbrüche selbst in der Kreisklasse? Wer aufmerksam das Geschehen im Fußball beobachtet, stößt immer wieder auf solche Erscheinungen. Seit Jahren entwickelt sich aber gerade dort eine Gegenströmung, die das genaue Gegenteil verfolgt: Toleranz gegenüber anderen Lebensentwürfen, Fairness im sportlichen Wettstreit und Solidarität im Teamgeist, um gemeinsam für Werte einzustehen.  Schüler*innen des 11. Jahrgangs von IGS Osnabrück und Gymnasium Bad Iburg machten jetzt mit einem Projekt deutlich, wie lebendig und zukunftsgewandt für einen demokratischen Fußball geworben werden kann.

Klar ist: Natürlich spielen die beklagten Tendenzen bei weitem nicht nur im Fußball eine Rolle. Mitarbeitende der Gedenkstätte Bergen-Belsen starteten deshalb gemeinsam mit Partner*innen der IGS Osnabrück und des Gymnasiums Bad Iburg ein Projekt mit dem Titel „Kick Dis Out!“. Alles startete im Oktober letzten Jahres und erlebte zuletzt am 26. Januar mit einem Turniertag in der IGS ein lebendig gestaltetes Finale.

Raimund Lazar, der an der Gedenkstätte Bergen-Belsen das Bildungsangebot „Antisemitismus und Diskriminierung im Sport“ betreut, brachte das Ziel des Projekts auf Anfrage der OR so auf den Punkt: „Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus sind gesamtgesellschaftliche Probleme, die sich auch im Fußball beobachten lassen. Mit unserem Projekt wollten dafür sensibilisieren und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, um etwas dagegen zu tun.“

An neun verschiedenen Terminen kamen die Projektteilnehmenden an unterschiedlichen Standorten in Norddeutschland zusammen, um im Rahmen von Exkursionen, Workshops und Expert*innngesprächen vertiefend über die Projektthemen ins Gespräch zu kommen. Die Resonanz, verglichen mit alltäglichen Schulprojekten, war beeindruckend: Rund 100 Schüler*innen beider Schulen nahmen an dem Turniertag in der IGS Osnabrück teil. Neben Workshops zum Thema sollte aber auch der Spaß an der Bewegung nicht zu kurz kommen: Begeistert wurde am Schluss „Streetsoccer“ auf kleine Tore gespielt.

„Die Anerkennung von Vielfalt und der respektvolle Umgang miteinander bilden sehr wichtige Werte für unsere Schule. Daher war es für uns selbstverständlich, dass wir so viele für das Projekt und die Abschlussveranstaltung motiviert haben“, so die Schulleiterin des Gymnasiums Bad Iburg, Christiane Schneider.

 

Impression aus dem Foyer - Foto: ORImpression aus dem Foyer - Foto: OR

Jan Müller, einer der koordinierenden Lehrkräfte des Gymnasiums Bad Iburg, konnte berichten, dass die Mitmachenden ihr Engagement und die Projektinhalte auch in den regulären Unterricht einfließen lassen konnten. Die intensive Auseinandersetzung mit den Themen hätten alle nachhaltig und positiv geprägt. „Für uns und unsere Schule“, so Müller, „ist die Kooperation mit der Gedenkstätte sehr gewinnbringend.“

Stefan Knoll, Schulleiter der IGS Osnabrück, kann dies nur  bestätigen: „Über die Kombination mit dem Thema Fußball erlangen unsere Schüler*innen eine spürbare Sicherheit in diesem herausfordernden Themenfeld. Zugleich sind sie danach sehr motiviert, sich für die Außenwelt sichtbar gegen Menschenfeindlichkeit zu positionieren.“

Für die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Elke Gryglewski, bildet das „Kick Dis Out!“-Projekt eine wichtige Möglichkeit, Gegenwartsbezüge in der eigenen Gedenkstättenarbeit herzustellen: „Das Thema Sport eignet sich hervorragend, um mit Gruppen über die Verbrechen des NS-Regimes, Kontinuitäten sowie gegenwärtigen Erscheinungsformen von Ausgrenzungen und Diskriminierungen ins Gespräch zu kommen.“ Die Begeisterung der Menschen für den Sport oder den Verein ermögliche eine alltagsnahe Beschäftigung mit Themen historisch-politischer Bildung.

Beeindruckend ist ein Blick auf die Liste derer, die halfen, alles erfolgreich auf die Beine zu stellen. Das von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten finanzierte Projekt wurde unter anderem von der jüdischen Gemeinde Osnabrück, der muslimischen Jugendcommunity Osnabrücker Land (MUJOS), dem VfL Osnabrück, der Per Mertesacker Stiftung, dem Fanprojekt Osnabrück sowie dem mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichneten VfL-Bündnis „Tradition lebt von Erinnerung“ unterstützt.

Der finale Turniertag bildete am Schlusstag den in Osnabrück und Umgebung engagierten Einzelpersonen und Einrichtungen eine ideale Gelegenheit, Werbung für ihre eigene Arbeit zu machen und sich weiter zu vernetzen.

Raimund Lazar wollte gegenüber der OR keineswegs von einem Abschluss sprechen. Er sieht vielmehr noch viele Möglichkeiten der Vertiefung: „Sowohl die beteiligten Schulen als auch die Gedenkstätte Bergen-Belsen streben eine Fortsetzung der Zusammenarbeit an. Denn wir möchten helfen, das Engagement nachhaltig zu verankern und das lokale Netzwerk zu stärken.“

Im Falle weiterer Fragen und zusätzlicher Ansatzpunkte weiterer Zusammenarbeit steht auch die Pressesprecherin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Stephanie Billib, sehr gern als Ansprechpartnerin zur Verfügung: billib@stiftung-ng.de .

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