23. November, 17:30 Uhr: Brandt-Sohn spricht in Osnabrück

Veranstaltung von IG Metall, OFRI und Remarque-Gesellschaft zum Ukraine-Krieg

Sein Vater Willy Brandt war Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten, Bundeskanzler, Entspannungspolitiker, Abrüstungsbefürworter und Friedensnobelpreisträger. Sohn Peter, Jahrgang 1948, Professor der Geschichte, zwischen 1989 und 2014 Leiter des Lehrgebiets Neuere deutsche und europäische Geschichte an der Fernuniversität Hagen und vielgelesener Buchautor, kommt Ende November nach Osnabrück. Titel seines Vortrags mit anschließender Diskussion: „Wie kommen Europa und die Welt aus dem fürchterlichen Krieg in der und um die Ukraine heraus?“

Der Termin sollte vorgemerkt werden: Donnerstag, 23. November 2023, um 17:30 Uhr. Ort ist das Haus der Jugend. Veranstaltet wird alles in gemeinsamer Verantwortung von der IG-Metall (Verwaltungsstelle Osnabrück), der Osnabrücker Friedensinitiative (OFRI) sowie der Erich Maria Remarque Gesellschaft.

In der Amkündigung der Veranstalter heißt es unter anderem:

Seit über 18 Monaten herrscht inmitten von Europa Krieg – direkt in unserer Nachbarschaft. Wir verurteilen die Aggression gegen die Ukraine aufs Schärfste. Unsere Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine und Russland, die unter dem Krieg leiden. Wir wollen mit dem Historiker Peter Brandt und den lokalen Bundestagsabgeordneten darüber diskutieren, wie wir helfen können, die Spirale von immer mehr Gewalt, Tod und Armut zu durchbrechen und den fürchterlichen Krieg schnell zu beenden.


Der Ablauf

Eröffnet wird die Zusammenkunft vom 1. Bevollmächtigten der hiesigen IG Metall, Stephan Soldanski. Nach dem Einstiegsreferat „Frieden schaffen“ von Prof. Dr. Peter Brandt startet gegen 18:10 Uhr eine Diskussionsrunde mit Brandt, SPD-MdB Manuel Gava, Heidi Reichinnek (MdB Die Linke) und Anke Hennig (MdB SPD). Angefragt für eine Teilnahme wurde bei Dr. Andre Berghegger (MDB CDU) sowie
Matthias Seestern-Pauly (MDB FDP). Für die Moderation sorgt Sören Haage.


Leitfragen der Veranstalter

„Der FRIEDEN IST NICHT ALLES – ABER ALLES IST OHNE DEN FRIEDEN NICHTS“ lautet jenes berühmte Zitat Willy Brandts aus 1981, das die Veranstalter zum Motto des Vortrags gemacht haben. Folgende Fragen sollen am 23. November angesprochen und möglichst präzise beantwortet werden:

  • Haben sich die Grundsätze der friedlichen Koexistenz und von Wandel durch Annäherung, also das europäische kollektive Friedens- und Sicherheitssystem der letzten 50 Jahre, nach dem Einmarsch von Russland in die Ukraine tatsächlich überlebt?
  • Wie kann die Spirale von Gewalt mit immer mehr Toten unter Soldaten wie Zivilbevölkerung und unsäglichem Elend durchbrochen werden.
  • Gibt es eine Alternative jenseits von „Frieden durch Siegen“?
  • Krieg tötet nicht nur, er macht auch arm: Ist Wirtschaftskrieg tatsächlich ein geeignetes Mittel, die Leiden des Krieges zu verringern und ihn zu beenden?


Initiator eines breit getragenen Friedensappells

Peter Brandt hatte bereits im März dieses Jahres mit zahlreichen weiteren bekannten Persönlichkeiten zu einer Friedensinitiative für die Ukraine aufgerufen. Bundeskanzler Scholz wurde in dessen Wortlaut aufgefordert, zusammen mit Frankreich insbesondere Brasilien, China, Indien und Indonesien für eine Vermittlung zu gewinnen, um schnell einen Waffenstillstand zu erreichen. Mit jedem Tag, dies stellt Brandt bis heute unverändert fest, wachse die Gefahr einer Ausweitung der Kampfhandlungen. Von besonderer Brisanz: Der Schatten eines Atomkrieges liege über Europa.

Zu den rund 200 Unterzeichner*innen und Unterstützer*innen des Aufrufs, auch OR-Redaktionsmitglied Rolf Wortmann, IG-Metall-Bevollmächtigter Stephan Soldansky wie auch der Verfasser dieses Beitrags sind dabei, gehören sehr prominente SPD- und Gewerkschaftsmitglieder. Darunter befinden sich die früheren DGB-Bundesvorsitzenden Reiner Hoffmann und Michael Sommer, Norbert-Walter Borjans als vormaliger SPD-Bundesvorsitzender, der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Herta Däubler-Gmelin (Bundesjustizministerin a. D.), Hans Eichel (Bundesfinanzminister a. D), Ex- Staatssekretär Michael Müller (heute Bundesvorsitzender der Naturfreunde), Wolfgang Jüttner (ehemals niedersächsischer Umweltminister), Reinhard Klimmt (ehemals saarländischer Ministerpräsident), Herbert Schmalstieg (Ex-OB von Hannover), Carsten Sieling (vormals Bremer Bürgermeister), Publizist, Ex-PEN-Generalsekretär und Literat Johano Strasser, Ulrich von Weizsäcker als Umweltwissenschaftler, Klaus Wiesehügel, ehemals MdB und Vorsitzender IG BAU, Andrea Ypsilanti als ehemalige Vorsitzende der hessischen SPD, Christoph Zöpel (ehemals Landesminister NRW und Staatsminister im Auswärtigen Amt), Klaus Zwickel, Jürgen Peters und Franz Steinkühler (alle ehemalige Vorsitzender der IG Metall) sowie Ex-EU-Kommissar Günther Verheugen. Mehr ist hier nachzulesen.

Im Wortlaut des Appells heißt es unter anderem:

Ein großer Teil unserer Bürger und Bürgerinnen will nicht, dass es zu einer Gewaltspirale ohne Ende kommt. Statt der Dominanz des Militärs brauchen wir die Sprache der Diplomatie und des Friedens. Die Friedens- und Entspannungspolitik, der wir die deutsche Einheit und die Überwindung der europäischen Spaltung verdanken, ist nicht überholt. Wir haben uns in der Vergangenheit für ihre Ziele eingesetzt und tun das auch heute. Um es mit Willy Brandt zu sagen: ‚Es gilt sich gegen den Strom zu stellen, wenn dieser wieder einmal ein falsches Bett zu graben versucht‘.


Melnyks Breitseite

Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, vormaliger stellvertretender Außenminister des Landes und seit Juni 2023 dessen Botschafter in Brasilien, Andrij Melnyk, ist für besonders markige Sprüche bekannt. Er hatte seinerzeit in der ihm typischen Form auf die sozialdemokratische Initiative reagiert. In einem Twitter-Beitrag, zitiert in der Süddeutschen Zeitung vom 2. April 2023, hatte er gewütet:

Schert euch zum Teufel mit eurer senilen Idee, einen ‚schnellen Waffenstillstand‘ zu erreichen und ‚den Frieden nur mir Russland zu schaffen‘. Brandt und Co. sollten sich mit ihren ‚senilen Ideen‘, einen ‚schnellen Waffenstillstand zu erreichen‘ und ‚den Frieden nur mit Russland zu schaffen‘ zum Teufel scheren.

Es verspricht also kontrovers wie spannend zu werden, wenn IG Metall, OFRI und Remarque-Gesellschaft zur Diskussion übergehen lassen.

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