Donnerstag, 21. November 2024

Bunter Streifzug durch ein halbes Jahrhundert

Universität Osnabrück feierte 50. Geburtstag

Die Uni lud zur Geburtstagsfeier. Fünf Jahrzehnte Forschung und Lehre dürfen in Osnabrück gefeiert werden. Das Publikum, das sich am Donnerstagabend in der Stadthalle, danach in der Schloss-Aula zusammenfand, genoss am Ende eine abwechslungsreiche wie informative Veranstaltung. Dass angesichts vieler Zeitzeug*innen auch das gegenseitige Wiedersehen alter Bekannter gefeiert wurde, lag in der Natur der Sache.


Historischer Anlass

Im April 1974 hatte die Universität Osnabrück – seinerzeit noch mit dem Zweitstandort in Vechta –ihr allererstes Semester mit ganzen 2.700 Studierenden gestartet. Den Anfang prägten noch heftige politische Dispute und viele gescheiterte Reformhoffnungen. Heute sind es knapp 14.000 Studierende – und die Universität hat sich zu einer international renommierten und forschungsstarken Einrichtung weiterentwickelt. Zu den angedeuteten Anfangsjahren bringt die OR am Montag, 18:00 Uhr einen Special-Podcast im OS-Radio 104,8. Teilnehmende sind die Zeitzeugen Dieter Otten, Rolf Wortmann und der Autor dieses Berichts. Bitte unbedingt vormerken!

Sorgten für den musikalischen Rahmen: das Uni-Sinfonieorchester. Foto: OR
Sorgten für den musikalischen Rahmen: das Uni-Sinfonieorchester. Foto: OR

Lockerer Auftakt

Vor allem die zahlreichen auswärtigen Gäste genossen es sichtlich, dass alles mit einem zwanglosen „Come together“ per Sekt oder Schorle beginnen konnte. Diese Zusammenkunft bot für die 300 Geladenen einen den idealen Rahmen, um alte Bekanntschaften aufzufrischen oder neue zu knüpfen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte im Foyer das Jazzduo „Tea 42“. Musikalisch umrahmt wurde daraufhin auch die feierliche Eröffnung. Ein glänzend aufgelegtes Sinfonieorchester der Universität Osnabrück demonstrierte, dass eine Uni auch im Musikbereich eine echte Talentschmiede darstellt. Souverän wurde jene von Universitätschordirektor Joachim Siegel dirigiert, der dem Publikum eine auf den Anlass bezogene Auftaktkomposition Peter Wittes, selbst langjähriger Dozent der Universität, vorstellen konnte. Im Laufe des Abendprogramms sollten weitere Qualitätsbeweise des Orchesters folgen. Besonders großen Eindruck machten Kostproben aus dem Werk Antonín Dvoráks.

Als souveräne Moderatorin des Abends agierte Journalistin Maja Weber, die als ehemalige Uni-Studentin, im perfekten Latein als „Alumna der Universität“ angekündigt – aus ihrer unveränderten Zuneigung zu ihrer Ausbildungsstätte nie einen Hehl machte.

Die Professorin und amtierende Uni-Präsidentin Susanne Menzel-Riedl nutzte ihr Heimspiel für einen launig wie informationsreich präsentierten Einführungsvortrag. Naturgemäß ließ sie fünf Jahrzehnte Uni-Historie Revue passieren und sparte dabei nicht mit persönlichen Anekdoten und einem überzeugenden Bekenntnis zur eigenen Einrichtung. Erinnert wurde an die konfliktreichen Anfangsjahre, danach folgten weitere Stationen bis in die heutige Zeit hinein, in der fast 30.000 Uni- sowie auch Hochschulstudierende gar nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken seien. Angesichts der aktuellen Weltlage sparte die Präsidentin auch einen Blick in die Zukunft nicht aus: „Wir sind Gestalterin, wenn es schwierig wird. Wir möchten ihn bieten, den Raum für Diskurs und Dialog. Wir lassen uns diesen Raum nicht nehmen, auch nicht, wenn Polarisierung und Schwarz-Weiß-Denken im öffentlichen Diskurs zunehmend den Ton angeben.“


Film als optische Augenweide

„Wissen schafft: Jubel“ lautete der unorthodoxe Titel eines Films, der alle im Saal der Stadthalle blitzschnell in seinen Bann zog. In nur wenigen Minuten sorgten fantastische Spots hochfliegender Drohnen, Zoomwechsel sowie Überblendungen wie High-Tech-Einspielungen dafür, dass niemand eine Sekunde verpassen wollte. In kurzer Zeit gelang es mit einer optischen Augenweide, die Linse der High-Tech-Kamera auf die in Osnabrück erlebbare Forschung und Lehre zu richten.

Dass auch filmisch eingeblendete Grußworte eindrucksvoll wie unterhaltsam sein können, bewies zunächst Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. „Hochbeachtlich“ sei, wie die Universität Osnabrück Akzente setze und besonders auf zwei Dinge Wert lege: Auf eine „ausgeprägte gesellschaftliche Relevanz und auf die Bereitschaft zur Interdisziplinarität und Kooperation.“ Weil folgten später mehrere Kooperationspartner aus unterschiedlichen Kontinenten, die für ihre jeweilige Partner-Universität die fruchtbaren Kontakte zur Uni Osnabrück per Bild und Ton hervorhoben.


Lob aus Land, Kreis und Stadt

Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, konnte in seinen anerkennenden Worten das zuvor gesammelte Lob auch aus dem Blickwinkel seines Ministeriums durchaus noch bekräftigen. Mohrs: „Die Gründung der Universität Osnabrück hat sich auch im Rückblick als eine sehr gute Entscheidung für die niedersächsische Forschung und Lehre herausgestellt.“

Katharina Pötter, Oberbürgermeisterin der Stadt Osnabrück und ebenfalls Alumna der Universität sowie Anna Kebschull, Landrätin des Landkreises Osnabrück, unterstrichen in einer Mini-Talkrunde mit Moderatorin Maja Weber, wie hoch der Uni-Stellenwert mittlerweile für Stadt und Region ist. Pötter brachte alles auf den Punkt: „Die Uni macht Osnabrück eben zu dem, was es ist: eine junge, bunte, diverse und vielfältige Stadt.“

4 Präsis von links nach rechts: Künzel, Rollinger, Lücke und Menzel-Riedl. Foto: OR
Vier Präsis von links nach rechts: Künzel, Rollinger, Lücke und Menzel-Riedl. Foto: OR

Präsidiale Runde der Erinnerung

Eine besondere Talkrunde präsentierte Maja Weber in Gestalt von vier Gesprächspartner*innen, die ebenso viele ehemalige beziehungsweise amtierende Präsidentschaften vertraten. Rainer Künzel (Präsident von 1990 bis 2004), Claus Rollinger (2004–2013), Wolfgang Lücke (2013–2019) und Susanne Menzel-Riedl (seit 2019) präsentierten unterschiedliche Generationen von Uni-Leitungen. Jede dieser Personen gab wichtige Eindrücke aus der jeweiligen Amtsperiode wieder. Bei Künzel, Nachfolger des verstorbenen, die Gründungsjahre prägenden Präsidenten Manfred Horstmann, waren es vor allem die Aufbaujahre zu einer großen Einrichtung, die allesamt mit sehr harten Verhandlungen mit der Landesregierung verbunden waren. Künzel: „Immer haben in jenen Jahren exzellente Forschungen in unterschiedlichen Disziplinen auf sich aufmerksam gemacht.“ Rollinger erwies sich mit seinen Fachdisziplinen als Vorreiter jener Debatten, die sich heute um Künstliche Intelligenz gruppieren. Zugleich warnte er er auch vor den aktuellen Gefahren, die dort für Wissenschaft, Medien und gesellschaftliche Kommunikation drohten. Auf Anfrage musste er danach finanzielle Probleme nach dem von SPD und Grünen durchgesetzten Wegfall der Studiengebühren einräumen. Lücke wiederum konnte bestätigen, dass jene Ausfälle am Ende erfreulicherweise durch Landeszuweisungen kompensiert werden konnten. Lücke war es auch, der in unterhaltsamer Art einen Uni-Präsidenten mit einem Zirkusdirektor verglich: „Da muss ich auch sehen“, so Lücke, „dass nicht nur zwei Highlights auf der Manege stattfinden, sondern auch der Rest gut ankommt.“

Die aktuelle Präsidentin Susanne Menzel-Riedl wagte in ihrem Schlusswort einen positiven Ausblick auf die nahe Zukunft. „Hier herrscht ein sehr kooperatives Klima. Die Friedensstadt Osnabrück bildet eine ideale Heimat. Und wir haben alle Chancen, uns weiter gut zu entwickeln.“

Ausstelungsimpressionen: eine Collage der OR
Ausstelungsimpressionen: eine Collage der OR

Ausstellung im Wartestand

Ab 19 Uhr sorgte ein Empfang mit Buffet im Schloss dafür, dass die gewonnenen Eindrücke noch einmal abgerundet werden konnten. Auf große Resonanz stieß die Ausstellung „Wissen schafft: Leben – 50 Jahre Universität Osnabrück“. Konzipiert wurde sie unter anderem vom Archivar der Universität und Hochschule, Dr. Thorsten Unger, sowie dem stellvertretenden Pressesprecher der Universität, Dr. Oliver Schmidt. Fünf Jahrzehnte, inklusive kritischer Phasen der Uni-Geschichte, wurden dabei, optisch recht anspruchsvoll, auf Ausstellungstafeln gebracht. Die Präsentation ist eine Wanderausstellung und wird demnächst an verschiedenen Standorten in der Universität, der Stadt und dem Landkreis zu sehen sein.

Mehr zum Jubiläumsjahr der Universität: https://www2.uni-osnabrueck.de/uos/50jahre

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