Richtigstellung zu einer OR-Debatte um die Villa im Museumsquartier
Wenn Artikel in der OR zum Ausgangspunkt für kontroverse Debatten werden, ist dies im Interesse einer lebendigen demokratischen und auch wissenschaftlichen Streitkultur eigentlich immer gut. Bedauerlich ist es aber, wenn man aus unterschiedlichen Beiträgen kontroverse Sichtweisen herausdeutet – oder vielleicht gar herausdeuten muss, die in Wahrheit allerdings gar nicht bestehen.
Zum Hintergrund: Am 12. Dezember veröffentlichte die OR den Beitrag Teil 7 der OR-Serie „Täter-Hetzer-Profiteure“: Gerhard Schlikker (1874–1964) Einen Tag später folgte Heiko Schulzes Beitrag „Statt ‚Unterstrich‘. Soll Osnabrück wieder eine ‚Villa Schlikker‘ haben?“
Bei der Debatte um gleich zwei OR-Beiträge zum Thema „Gerhard Schlikker“ ist, aus welchen Gründen auch immer, innerhalb unseres Lesepublikums der – zumindest teilweise – Eindruck entstanden, die Autoren Heiko Schulze und Dr. Thorsten Heese trenne hier eine grundlegende Differenz. Und zwar bei der historischen Bewertung jenes Mannes, der anno 1932 „seiner“ NSDAP zunächst kostenlos die damalige Villa Schlikker als Parteizentrale überließ.
Auf Anfrage der OR bestätigt der Kurator für Stadtgeschichte im Museumsquartier, dass der von Heiko Schulze gezeichnete OR-Beitrag aus seiner Sicht in einem wichtigen Punkt den Eindruck einer Fehlinterpretation entstehen lasse: Heese hat sich danach nämlich keineswegs die resümierende Wertung zur Person Gerhard Schlikkers zu eigen gemacht, dass dieser „ein grundsätzlich durch und durch anständige[r] Mensch“ sei. Diese Einschätzung wurde zwar formuliert. Doch sie bezog sich ausdrücklich und ganz allein auf die durchgängig Schlikker-positiven „Persilscheine“ innerhalb dessen Entnazifizierungsakte. Der für Osnabrücker Stadtgeschichte zuständige Historiker wörtlich gegenüber der OR:
Gerhard Schlikkers Verhalten als Parteimitglied der NSDAP (seit 1932) ist gerade in der frühen Phase nicht zu rechtfertigen. In meinem OR-Beitrag ging es allerdings nicht um eine Gesamteinschätzung seines Handelns, die aktuell im gerade erschienenen Band 130 der Osnabrücker Mitteilungen nachzulesen ist. In der OR analysiere ich, welches Bild Entlastungszeugnisse in Entnazifizierungsakten erzeugen. Wie am dargelegten Beispiel Gerhard Schlikkers gut nachzuvollziehen, produzieren diese, auch bei anderen historischen Persönlichkeiten mit NS-Vergangenheit, zumeist ein positives Bild der jeweiligen Person in ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus. Dies kommt daher, dass den sogenannten „Persilscheinen“ kaum gegenteilige Bekundungen mit negativen Bewertungen aus der Bürgerschaft beigefügt sind. Wie im Falle Schlikkers belegt werden kann, blieben die Entlastungszeugnisse nicht ohne Einfluss auf die Urteile, die am Ende in den Entnazifizierungsverfahren getroffen wurden.“
Die OR-Redaktion freut sich, wenn weiter aktiv und engagiert über das dargestellte und auch über weitere Themen debattiert wird. Dies ist nicht zuletzt Teil der Intentionen, die aktuell die Arbeit der „Villa_Forum für Zeitgeschichte und Erinnerungskultur“ im Museumsquartier bestimmen. In diesem Sinne hoffen wir auch für unsere künftigen Folgen der OR-Serie „Täter, Hetzer, Profiteure“ auf eine rege Diskussion.
Und nebenbei freuen wir uns über ein möglichst großes Lesepublikum für die frisch erschienenen Osnabrücker Mitteilungen 2025, Band 130. Der Band geht in gleich mehreren, durgängig lesenswerten Beiträgen auf das Thema „Nationalsozialismus“ ein.















