Rund 4.000 Menschen auf der Bündnis-Kundgebung entfalteten ein Festival von Kreativität und Fantasie
„Demokratie braucht keine Alternative, unser Land keinen Rechtsruck“ lautete das Motto einer beeindruckenden Kundgebung, die am frühen Samstagnachmittag eine Vielzahl von Menschen zur aktiven Teilnahme bewegte. Schätzungen aus den Reihen der Osnabrücker Polizei ergaben die Teilnahmezahl von rund 3.500. Andere Schätzungen gingen über 4.000 Teilnehmende hinaus.
Der Platz vor dem Osnabrücker Dom war imposant gefüllt. Ganz offenbar hatten Drohgebärden des örtlichen CDU-MdB, Mathias Middelberg, vielen der mitmachenden Organisationen womöglich öffentliche Mittel zu streichen, keinerlei Einfluss auf die Zahl der Teilnehmenden.
Was einmal mehr in der Friedensstadt Osnabrück beeindruckte, war die Vielfalt an Ideen im bunten Bündnis völlig unterschiedlicher Organisationen. Originelle, meist handgemalte Plakate paarten sich mit Transparenten sowie Gewerkschafts-, roten oder grünen Parteifahnen. Marlene Schriever Geschäftsführerin des Vereins EXIL, die durch das Podiumsprogramm führte, konnte vor und neben sich eine ebenfalls bunte Schar entschieden demokratischer Menschen versammeln. Etliche lieferten eindrucksvolle Redebeiträge.
Hanna und Julia vom Autonomen Frauenhaus machten klar, was ihrer Einrichtung mit ihren Schutzräumen gegen gewalttätige Männer droht, falls in Deutschland wieder Rechtsaußen an die Schalthebel der Macht zurückkehrten. Fabiano und Volker, Schüler*innen der 13. Klasse, sprachen über persönliche Ängste, falls Rechtsextreme und Rassisten Einfluss auf ihre Zukunft nehmen. Silke redete über Gefahren, die im Bildungsbereich drohen oder gar schon heute deutlich bemerkbar sind. Angelika, 45 Jahre tätig in einem Krankenhaus, verdeutlichte Probleme im bedrohten Gesundheitswesen, das Menschlichkeit statt Spardiktate benötige.
Suraj überzeugte das Publikum mit Ängsten, die Menschen wie sie aufgrund migrantischer Wurzeln ihrer Familie hautnah spüren. Immer wieder verschafften musikalische Beiträge ein wenig Abwechslung, sprachen zugleich Gefühle an und stärkten ein demokratisches Gemeinschaftsgefühl. Ismail, Seda und Annika mischten einen Musik-Beitrag mit der Lesung von Texten. Das Balkan-Rock-Trio bot willkommene Klänge für das Herz. Texte von Zadaf Zahedi trug Hans vom vom Theater Osnabrück vor. Für ein Ende mit perfekter Aufbruchstimmung sorgte ein gemeinsames Singen mit dem Linda&Balkan Rock Trio.
Im Hintergrund sorgten Mitglieder des Orga-Teams, allen voran Olaf Cramm vom DGB sowie Diakonie-Geschäftsführer Friedemann Pannen für einen ordnungsgemäßen Ablauf und kollegiale Absprachen mit Polizistinnen und Polizisten.
Allen Teilnehmenden dürfte klar geworden sein, dass der Einsatz für Vielfalt, Solidarität und Würde niemals auf wenige Kundgebungen und Demonstrationen beschränkt sein darf. „Diese Werte müssen wir jeden Tag und im Alltag vor allem gegenüber Leuten vertreten, die Demokratie und Menschenwürde mit Füßen treten“, übermittelte ein älterer Teilnehmer dem Autor dieses Beitrags – was gern als Schlusswort dienen darf.