Viele politische Parteien verfügen über sogenannte „Urgesteine“. Gemeint sind damit Aktive, deren gesamter Lebensweg eng mit der politischen Ausrichtung verzahnt ist. Der gelernte Schriftsetzer Adolf Staperfeld, zeitlebens Sozialdemokrat mit tiefster innerer Überzeugung, darf mit Fug und Recht als SPD-„Urgestein“ bezeichnet werden.
Geboren wird er am 12. Juli 1890. Unbewusst erlebt er als Säugling rund zwei Monate, in denen noch das von Reichskanzler Otto von Bismarck durchgepeitschte „Sozialistengesetz“ in Kraft ist. Sozialdemokratische Partei und Gewerkschaften gelten bis dahin im deutschen Kaiserreich als kriminelle Vereinigungen. Zwölf Jahre massiver Verfolgung haben dennoch den Aufstieg der sozialistischen Arbeiterbewegung keineswegs hemmen können. Da es Einzelpersonen der Sozialdemokratie seit Inkrafttreten des Gesetzes dennoch erlaubt ist, bei Reichstagswahlen anzutreten, bekommt die Osnabrücker SPD am 20. Februar 1890 immerhin 37,8 % der Stimmen aller zur Stimmabgabe berechtigten Männer der Stadt. Adolf Staperfeld wächst also in einer Zeit auf, in der von einer stolzen und wachsenden Arbeiterbewegung die Rede ist – die auf den jungen Mann deshalb schon früh einen starken Einfluss ausgeübt haben dürfte.
Beruf, Gesinnung und die Liebe zur Republik: Staperfelds Weg ins Reichsbanner
Dass es Adolf Staperfeld bereits früh zur Sozialdemokratie treibt, ist womöglich auch seinem erlernten Beruf geschuldet. Nach der Volksschule erlernt Adolf nämlich in einer Druckerei den angesehenen Beruf eines Schriftsetzers. Die wiederum pflegen ebenso wie Drucker einen eisernen Organisationsgrad und werden durch eine enge gewerkschaftliche Solidarität beisammengehalten. Freie Gewerkschaften und Sozialdemokratische Partei bilden seinerzeit eine enge Aktionsgemeinschaft.
Die Schrecken des erlebten Krieges und das ersehnte Ende des deutschen Kaiserreichs mögen den jungen Adolf Staperfeld nach Kriegsende am 9. November 1918 dazu bewegt haben, nicht nur SPD und Gewerkschaften die Treue zu halten, sondern sich zugleich fest vorzunehmen, die frisch gegründete Republik gegen ihre Feinde zu schützen. Dennoch dauert es einige Jahre, bis dafür auch eine mächtige Organisation gegründet ist. Am 22. Februar 1924 wird nämlich in Magdeburg das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer“ durch eine Initiative aus den drei Parteien der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum, DDP) gegründet. Das Reichsbanner soll dem Schutz der Weimarer Republik gegen ihre Feinde dienen. Der Bundesgruß des Reichsbanners, den zu rufen auch der frisch eingetretene Reichsbannermann Adolf Staperfeld praktiziert, lautet „Frei Heil!“ oder „Freiheit!“. Auch im Zuhause der Familie Staperfeld wird die Wochenzeitung „Illustrierte Reichsbanner-Zeitung“ gelesen, welche später in „Illustrierte Republikanische Zeitung“ umbenannt wird.
Reichsbannermitglieder, oft eher im reifen Mannesalter, müssen es sich gefallen lassen, vor allem von Mitgliedern des deutschnationalen Stahlhelms, der langsam aufkommenden SA der Nationalsozialisten, aber auch vom Rotfrontkämpferbund der deutschen Kommunisten immer wieder angepöbelt und beschimpft zu werden. Ihre der Reichsflagge entlehnten Farben werden spöttisch als „schwarz-rot-Senf“ abgemeiert.
Vor Gründung des Reichsbanners hatte es vor allem eine Reihe von lokalen sozialdemokratischen Selbstschutzorganisationen gegeben. Einen wesentlichen Grund für die Gründung der Kampforganisation sind die Umsturzversuche von 1923, vor allem der Hitlerputsch vom 9. November. Neben Mitgliedern der SPD zählt das Reichsbanner, Osnabrück bildet da keine Ausnahme, auch Anhänger der Deutschen Zentrumspartei oder der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei eine Heimat. Allerdings überwiegt bei weitem der Anteil der Sozialdemokraten in der Mitgliedschaft deutlich. Schätzungen gehen von zeitweise deutlich über 90 Prozent Anteil an der Mitgliedschaft aus – die später von Adolf Staperfeld angeführten Osnabrücker Reichsbannerleute bilden da keine Ausnahme. Reichsbanner und SPD werden meistens gleichgesetzt. Folgt man einer späteren Eintragung in die Gestapo-Kartei, fungiert Staperfeld in der republikanischen Wehrformation Osnabrücks als „Kreisführer, Gaubeisitzer und Schufoführer“, wobei „Schufo“ für Schutzformation stehen dürfte.
Adolf Staperfeld überzeugt vor allem die Hauptaufgabe des Reichsbanners. Sie lautet, die immer wieder schwächelnde Weimarer Republik gegen Feinde aus den nationalsozialistischen, monarchistischen, aber auch kommunistischen Lagern zu beschützen.
Die Farben der Organisation sind konsequenterweise republikanisch: schwarz-rot-gold. Dabei versteht sich das Reichsbanner als Hüter des Erbes der demokratischen Tradition der Revolution von 1848 und der verfassungsmäßigen Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold. Im Jahr 1929 änderte der Verein seinen Beinamen von „Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer“ in „Bund Deutscher Kriegsteilnehmer und Republikaner“, um stärker auch Nicht-Veteranen anzusprechen. 1931 ist das Reichsbanner, das zunehmend einen verzweifelten Abwehrkampf gegen die aufkommende NSDAP führt, Teil der sogenannten „Eisernen Front“. Jene umfasst neben dem Reichsbanner auch die „Hammerschaften“ der Gewerkschaften und die Mitglieder der Arbeiterturn- und Sportbewegung. Mit ihren roten Fahnen, auf denen sich drei nach unten gerichtete Pfeile befinden, ist die Eiserne Front zum Ende der Republik – zumindest vom Papier her – die stärkste Wehrformation. Sie umfasst rund drei Millionen Mitglieder. Als Mitgliedergruß gilt die erhobene rechte Faust und die Losung „Freiheit!“. In der Endphase der Republik, in denen die Gewalt auf Straßen, Plätzen und in Sälen dramatisch zunimmt, sind es Reichsbannerleute in der Formation der Eisernen Front, die , wie die unter dem Osnabrücker Adolf Staperfeld, unter großen persönlichen Risiken Platz- oder Saalveranstaltungen schützen. Schlägereien insbesondere mit den SA-Kolonnen machen die zumeist engagierten Sozialdemokraten mit ihrem Drei-Pfeile-Symbol zu einer unverzichtbaren demokratischen Schutzformation.
Ein Denkmal im Bauhaus-Stil
Adolf Staperfeld ist es, welcher dem Osnabrücker Reichsbanner zuvor bereits früh seinen eigenen Stempel aufdrückt. In mühsamer Sammeltätigkeit wird dafür geworben, Steine für den Bau eines Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmals zu sammeln. Gewonnen hat man dafür den republikanischen Architekten Justus Haarmann, der sich der sozialen und demokratischen Ausdrucksform des Weimarer „Bauhauses“ verbunden fühlt, die „Licht, Luft und Sonne“ für den Wohnungsbau propagiert und eher Funktionalität der Formen gutheißt als Stuck und Schnörkel der Kaiserzeit. Erinnert werden soll durch das maßgeblich von Staperfeld initiierte Denkmal an drei führende Politiker der Weimarer Republik, die bis heute noch für die Grundfeste einer demokratischen Staatsform stehen. Dauerhaft erinnert werden soll an den, 1925 verstorbenen, ersten demokratisch gewählten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) sowie an die jeweils von Nationalisten ermordeten Politiker Mathias Erzberger (Zentrum) und Walter Rathenau (Deutsche Demokratische Partei).
Am 1. Juli 1928 wird der Grundstein für das Denk– und Mahnmal gelegt.
Staperfeld steht auch in erregten Debatten seinen Mann, wenn Rechte hasserfüllt das demokratische Bauvorhaben anprangern. Errichtet wird es erst, als Staperfeld und seine Reichsbannerkameraden nach zahllosen Spendenaufrufen in der sozialdemokratischen Tageszeitung „Freie Presse“ genug Klinker, Baumaterialien wie Geld für Arbeitskosten zusammenhaben, um das Denkmal am Herrenteichswall fertig zu stellen. Tatkräftig in der Öffentlichkeitsarbeit mitgeholfen hat der Redakteur der Freien Presse, Hans Wunderlich, der zugleich ebenfalls führend im Osnabrücker Reichsbanner aktiv ist. Adolf Staperfeld tut in seiner Arbeitszeit das Seinige dazu. Schließlich arbeitet auch er hauptberuflich Leiter der Schriftsetzerei für die sozialdemokratische Zeitung.
Bereits am 29. Juli 1928 wird das ungewöhnliche Denkmal, trotz zahlreicher Proteste von rechtskonservativen und deutschnationalen Gegnern der Republik, festlich eingeweiht. Für Rechte sind Ebert, Erzberger und Rathenau vor allem Vaterlandsverräter – und das Denkmal selbst eine ästhetische Schande, zugleich eine Verhöhnung der deutschen Kultur. Niemals wird es den Rechten passen, dass ihr Hassobjekt künstlerisch von Elementen lebt, die auch die Ideengeber des Bauhauses beflügeln: Schlichtheit der Form, alles angelegt mit den geometrischen Grundelementen von Kubus und Rundungen. Die Ausstattung mit einer Hülle aus Klinkern sucht die Nähe zu kostengünstig verkleideten Arbeiterhäusern der damaligen Zeit. Es ist eine Architektur, die sozialistische Visionen ausweist.
Fast ausschließlich sozialdemokratische Abgeordnete, Reichsbannerleute und einfache SPD-Mitglieder sind in der Feierstunde dabei. Aufgespielt wird von der Reichsbannerkapelle. Die gesamte Stadtspitze unter dem damals noch rechtsliberalen Oberbürgermeister Dr. Erich Gärtner boykottiert offen die gesamte Feier. Noch kurz vor der Einweihung ist eine Urkunde in die Baulichkeit eingelassen worden, die etwas zum Denkmal sagt – und die Unterschrift von Adolf Staperfeld trägt.
Hassobjekte der Rechten
Adolf Staperfeld ist in der Endphase der Republik auch Mitglied des Bürgervorsteherkollegiums, wie sich der damalige Stadtrat nennt. Bei den einzelnen Sitzungen prallen Rechte und Linke regelmäßig bei ihren Beiträgen wüst aufeinander. Hier spielt sich exakt das in Wortbeiträgen ab, was Staperfeld tagtäglich bei seiner Tätigkeit im Reichsbanner und in der Eisernen Front erlebt. Immer heftiger werden die Attacken der Braunhemden, sobald Mitglieder der Eisernen Front eine Versammlung oder Kundgebung schützen. Manchmal reicht allein ein Aufeinandertreffen auf der Straße, woraufhin uniformierte Nazis Schlägereien auszulösen. Es sind vor allem führende Köpfe sozialdemokratischer Wehrformationen, die zu einem besonderen Hassobjekt der Nationalsozialisten und Deutschnationalen werden. Staperfeld entwickelt sich in jener Zeit auch im Rathaus zum besonders aktiven und überaus mutigen Streiter für die Demokratie, der kaum eine Attacke der Republikfeinde unbeantwortet lässt. Deshalb hassen vor allem ihn gleich alle Nazi-Varianten: die Reden schwingenden Ratsmitglieder und die draußen prügelnden SA-Kolonnen.
Die vorerst letzte Stunde kommunaler Demokratie vor Kriegsende schlägt am Dienstag, dem 11. April 1933. Eingeladen sind die gewählten Mitglieder des „Stadtverordnetenkollegs“. Die Sitzung ist ausnahmsweise an einem Abend angesetzt und pflegt, wie alle Zusammenkünfte der Stadtvertretung, traditionell im Friedenssaal stattzufinden. Es ist jene Sitzung, an der nur noch ganze vier von zehn SPD-Stadtverordneten erscheinen. „Schutzhaft“, Krankenhaus oder die nackte Angst um die körperliche Unversehrtheit werden, so vermutet es auch Staperfeld, zur reduzierten Besetzung geführt haben. Es ist jene Sitzung des Stadtrats, in der sich mutterseelenallein die vier verbliebenen SPD-Mitglieder den Nazis entgegenstellen. Christdemokraten, Liberale und Konservative sind längst opportunistisch eingeknickt – und die beiden KPD-Mandate sind für ungültig erklärt worden.
Sitzungsleiter Dr. Heisler von der NSDAP propagiert stolz und pathetisch den Entwurf einer gänzlich neuen Geschäftsordnung. Vielen Ratsmitgliedern ist sie erst am Vortag zugestellt worden. Abgestimmt werden soll trotzdem. Die vorgelegte Geschäftsordnung, so notiert der Tageblatt-Redakteur die Begründung Dr. Heislers, „bezwecke in ihrem Grundgedanken, die Gleichschaltung auch in der Stadtverwaltung durchzuführen und eine möglichst geschlossene Geschäftsordnung zu bekommen.“ Sozialdemokrat Adolf Staperfeld ist der absolut einzige im Saal, der, ungemein mutig, namens seiner Fraktion die Ablehnung der neuen Ordnung begründet. Vor allem verweist er die viel zu kurzfristige Zustellung, die eine Behandlung unmöglich mache. Allein gegen die vier SPD-Stimmen wird die neue Ordnung trotzdem plangerecht beschlossen und durch lauten Beifall begrüßt.
Mutig meldet sich am Ende der Sitzung noch einmal SPD-Wortführerin Alwine Wellmann zu Wort. Sie begründet, warum sich die SPD-Ratsmitglieder als einzige der Aufforderung verweigert haben, ein „Sieg Heil“ auf die Stadt anzustimmen. Wellmann, der nach dieser Äußerung allein Staperfeld und seine beiden Genossen applaudieren, sagt wörtlich: „Die SPD-Fraktion kann sich nicht an einem ‘ Siegheil‘ auf die Stadt Osnabrück, sehr wohl aber an einem ‚Hoch‘ auf Osnabrück beteiligen. Niemand kann von der Sozialdemokratie verlangen, ihre Ehre aufzugeben. Das sollte auch die NSDAP verstehen, die Ehre und Sauberkeit angeblich so hoch schätzt.“
Nach Ende der Sitzung sind es wiederum allein SPD-Stadtverordnete wie Staperfeld und Wellmann, die das Mitsingen des eingeforderten Horst-Wessel-Lieds als Parteihymne der NSDAP völlig offen verweigern. Die Nazis quittieren dies teils mit Wut, manche auch mit spöttischem Grinsen. Denn sie wissen, was folgt: Bereits am 7. April, ist das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ in Kraft getreten. Auch in Osnabrück wird unter der Verantwortung des Oberbürgermeisters Dr. Gärtner bereits die Entlassung jüdischer und demokratisch ausgerichteter Beamter vorbereitet. Dass fortan kein SPD-Ratsmitglied mehr zu einer Ratssitzung eingeladen wird, überrascht künftig niemanden mehr.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten ändern sich auch in Osnabrück die Verhältnisse schlagartig. Ohnmächtig muss Adolf Staperfeld nicht nur die einzelnen Schritte beobachten, mit denen die Nationalsozialisten ihre Herrschaft auch in Osnabrück sichern. Besonders schmerzvoll ist für Staperfeld ganz persönlich der Werdegang des einmal so stolzen Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmals. Es wird nach einem Beschluss des mehrheitlich NSDAP-bestimmten Magistrats vom 21. April 1933 im Mai 1933 abgerissen. Begründet wird dies offiziell auch mit der Unvereinbarkeit des Denkmals mit der zeitgleich beschlossenen städtischen Ehrenbürgerschaft von Hitler und Hindenburg. „Endlich! Das Denkmal am Herrenteichswall wird abgebrochen“, jubelt der NSDAP-Redakteur.
Das durch die Nationalsozialisten zerstörte Denkmal wird erst viel später, nach einstimmigem Beschluss des Osnabrücker Stadtrates, wiederaufgebaut und erst 1983 neu eingeweiht werden.
Verfolgung und Widerstand
Bereits am 2. Mai 1933 zählt Adolf Staperfeld zu denjenigen SPD- und Gewerkschaftsmitgliedern, die im Innenhof des vormaligen, nun von den Nazis übernommenen Gewerkschaftshauses am Kollegienwall zusammengetrieben und anschließend mit Schmährufen durch die Innenstadt getrieben werden. Anschließend muss er mit elf weiteren Genossinnen und Genossen die Inhaftierung im Polizeigefängnis an der Turnerstraße ertragen.
Es wird ihn als Gefangenen noch mehrmals in den kommenden Jahren wiedersehen. Ständig muss sich der Schriftsetzer, der infolge des Verbots der Freien Presse seinen Beruf als Leiter der Setzerei verloren hat, Verhören und Peinigungen seitens der Machthaber stellen. An eine politische Weiterarbeit ist unter Lebensgefahr nicht mehr zu denken. Sehr wohl hält er aber Kontakte unter Gleichgesinnten, soweit dies überhaupt möglich ist, illegal aufrecht. ) Die Gestapo-Karteikarte hält im typischen, mit Abkürzungen versehenen Amtsdeutsch über Staperfeld fest: „… am 24.6. festgen., am gl. Tage wieder entl., muss sich tägl. auf d. pol. Polizei melden.“
Trotz aller Repressalien gilt für Adolf Staperfeld aber weiter ein unbeugsamer Wille: Wo er helfen kann, da hilft er. In einem von Tobias Romberg und seinen Schüler*innen 2016 herausgegebenen Buch „Osnabrück wegweisend“ erwähnt der Autor Jan Riepenhoff das ihm von Staperfeld-Sohn Kurt ausgehändigte Dankschreiben zweier jüdischer Frauen. „Während der NS-Zeit hat er diese beiden Frauen zusammen mit meiner Mutter, so gut es ging, unterstützt“, weiß Kurt Staperfeld darüber zu berichten.
In der Endphase des Krieges wird Adolf Staperfeld wiederholt und für längere Zeit Häftling im Polizeigefängnis an der Turnerstraße. Dort trifft er zuweilen auch alte Bekannte wie Goswin Stöppelmann oder Anni Löwenstein, die dort ebenfalls unter unmenschlichen Umständen gefangen gehalten werden. Nach dem gescheiterten Stauffenberg-Attentat am 20. Juli 1944, als die „Aktion Gewitter“ zur Verhaftung vieler Tausender Angehöriger von Linksparteien führt, wird auch Adolf Staperfeld in „Arbeitserziehungslager Augustaschacht“ eingesperrt. Vor allem durch beherztes Einschreiten seines Arbeitgebers entgeht er einer Deportation ins KZ Neuengamme, in dem mehrere andere Osnabrücker zu Tode kommen. Gleichwohl wird er für die letzten Kriegsmonate zur Wehrmacht und danach zum Arbeitsdienst eingezogen. Beide Stationen überlebt er.
Aufbauarbeit nach dem Kriege
Nach der Befreiung durch britische Truppen am 4. April 1945 zählt Adolf Staperfeld, mittlerweile wohnhaft in Holzhausen, zu den führenden Köpfen des kommunalen Neuaufbaus. Von 1948 bis 1952 gilt er als ein besonders beliebter Bürgermeister seiner Gemeinde. Im genannten Beitrag von Jan Riepenhoff wird auch hier Staperfelds Sohn Kurt zitiert, der zu seinem Vater bemerkt: „Er wurde sogar von den katholischen Bürgern gewählt, obwohl er aus der Kirche ausgetreten war.“
Dauerhaft verdient macht sich Adolf Staperfeld auch als Inhaber einer gut funktionierenden Druckerei an der Meller Straße. Vor allem Drucksachen wie auch Plakate für SPD und Gewerkschaften druckt und kreiert der gelernte Schriftsetzer dort mit viel Liebe zum Detail – und zu besonders günstigen Konditionen, versteht sich.
Ein Schlaganfall beendet sein erlebnisreiches Leben am 16. August 1954. Er wird nur 64 Jahre alt. Dass in Sutthausen ein durchaus wichtiger Straßenzug nach ihm benannt ist, unterstreicht seine Bedeutung bis heute.