Freitag, 11. Oktober 2024

Am 21. August 1911 wurde Leonardos „Mona Lisa“ aus dem Louvre geklaut

Der bis dahin größte Kunstraub aller Zeiten

Verhaftet werden der Maler Pablo Picasso und der Dichter Guillaume Apollinaire. Letzerer oder sein Kumpel Géry Pieret hatte schon mal Skulpturen aus dem Magazin des Museums mitgehen lassen und sie anschließend an den Maler vertickt oder bei ihm zwischengelagert (die Versionen dazu unterscheiden sich leicht). Picasso behauptet jedenfalls erst einmal, dass er Apollinaire überhaupt nicht kenne. Später beschuldigen sich beide gegenseitig und da man den beiden aber nichts nachweisen kann, werden sie irgendwann wieder freigelassen (und beiben auf Lebzeiten verfeindet).

Während die Sache für den Louvre höchst peinlich ist, der Direktor seinen Hut nehmen muss und die Polizei erfolglos alle Mitarbeiter des Museums befragt, werden in den Kirchen Gottesdienste für „La Jaconde“ abgehalten und pilgern die Pariser an den Ort des Geschehens, um die leere Stelle an der Wand zu begaffen, bevor dort Raffaels „Baldassare Castiglione“ aufgehängt wird.

Es dauert über zwei Jahre, bis die Polizei dem Täter auf die Spur kommt bzw. gebracht wird. Der 31-jährige Italiener Vincenzo Peruggia, als Glaser im Louvre beschäftigt (er war auch befragt worden), hatte sich am Sonntag im Museum einschließen lassen, um am montäglichen Ruhetag die Dame mit zwei Kumpels in aller Ruhe abzuhängen, aus ihrem Rahmen zu lösen, in einem Schrank zu verstecken, am nächsten Tag aus dem Haus zu schmuggeln und in seiner Wohnung zu deponieren. Erst im Dezember 1913 versucht Peruggia das Gemälde an den Florentiner Kunsthändler Alfredo Geri zu verkaufen. Der holt den Direktor der Uffizien für die Expertise dazu. Beide befinden das bild für echt, zumal die Inventarnummer auf der Rückseite klebt und die Risse mit denen auf Fotografien übereinstimmen. Geri zeigt sich bereit, das Gemälde zu kaufen und bequatscht Peruggia, im Hotel auf die vereinbarten 500.000 Lire zu warten. Als es klopft, ist es dann allerdings nicht der Geldbote, sondern die Polizei, die der Kunsthändler informiert hatte.

Weil Peruggia kein professioneller Dieb, sondern nur ein kleines Würstchen ist, kommt er schließlich mit sieben Monaten haft davon. Die Mona Lisa kehrt an ihren Platz im Louvre zurück, auch wenn sie nach Ansicht vieler Italiener nach Italien gehört und ist spätestens seitdem weltberühmt. (Nach einer anderen Version der Geschichte handelt es sich bei der Rückkehrerin im Louvre nur um eine Kopie und treibt sich das Original unerkannt irgendwo anders herum – wer weiß …)

Judith Kessler
Judith Kessler
Judith Kessler ist Sozialwissenschaftlerin, Redakteurin und Autorin mit den Schwerpunkten jüdische Migration, Gegenwartskultur und Biografieforschung.
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