Freitag, 3. Mai 2024

Die erste bekannte Heiratsannonce der Welt – erschien heute vor 328 Jahren

der engländer john houghton, der seit den 1680er-jahren eine wochenzeitung namens „a collection for improvement of husbandry and trade“ herausgab, in der er errungenschaften in landwirtschaft und gewerbe vorstellte und ratschläge zum umgang mit vieh, hopfen, mais und schafswolle gab, kam irgendwann auf die idee, sich auch den einsamen ländlichen herzen zu widmen.
dazu musste er seiner leserschaft an diesem 19. juli 1695 aber erst einmal den zweck und vorteil dieser neuartigen sache schmackhaft machen. er erklärte also, eine solche anzeige könne sich „als sehr nützlich erweisen“, zumal „niemand etwas von der angelegenheit erfahren“ würde (zumindest nicht von ihm, der dafür schließlich gut bezahlt werde), und ein zukünftiges glückliches paar müsse ja auch nicht berichten, wie es sich kennengelernt habe. dann folgte die erste annonce:
in der war ein „gentleman um die 30 jahre mit ansehnlichem besitz“ auf der suche nach „einer guten jungen dame, die ein vermögen von etwa 3000 pfund hat“ (nicht sehr bescheiden; ein tischler hat damals zwei schilling am tag verdient).
und es folgte noch ein zweiter versuch. hier war ein vater bereit, 1000 pfund zu investieren, wenn sein 25-jähriger sohn, der „in einem sehr guten geschäft“ und „ein nüchterner mann“ sei und „von seinen eltern als dissenter [andersdenkender] erzogen worden“ wäre, auf diesem wege die richtige frau finden würde.

apropos frau: die erste kontaktanzeige einer frau wurde 32 jahre später gedruckt. die einsame englische jungfer helen morrison hatte 1727 den herausgeber des manchester weekly journal überredet, eine kleine anzeige für sie zu schalten, in der sie erklärte, dass sie jemanden suche, mit dem sie ihr leben nett verbringen könne. helen bekam auch sofort eine antwort. der bürgermeister ließ sie für vier wochen in eine irrenanstalt einweisen.

Judith Kessler
Judith Kessler
Judith Kessler ist Sozialwissenschaftlerin, Redakteurin und Autorin mit den Schwerpunkten jüdische Migration, Gegenwartskultur und Biografieforschung.
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