Mittwoch, 8. Mai 2024

Judith Kessler: Georges Bizet wurde am 25. Oktober 1838 geboren

Der Datumsgeber des heutigen Weltoperntags beeindruckte die Lehrer am Pariser Konservatorium derart, dass sie die Altersvorschriften ignorierten und ihn mit knapp zehn Jahren als Schüler aufnahmen, nachdem zuvor schon seine Eltern – der Vater, Friseur, Perückenmacher und Hobby-Komponist und die Mutter, eine versierte Pianistin – sein Talent erkannt und gefördert hatten.

1855, mit 17, schrieb er seine erste sinfonie, für die er ein bisschen bei gounod abgekupfert hatte. 1857 gewann er einen preis für die vertonung des librettos „le docteur miracle“, den jaques offenbach gestiftet hatte. auf dessen freitagabendpartys war er dann auch regelmäßig zu gast und franz liszt, von dem er eines der schwierigsten klavierstückean einem dieser abende gespielt hatte, soll anschließend bewundernd gesagt haben, er hätte gedacht, dass es nur zwei pianisten gäbe, die dazu in der lage wären, aber es seien drei, und der jüngste sei „vielleicht der kühnste und brillanteste.

“als pianist gewann bizet dann auch den „prix der rome“, der ihm ein fünfjähriges stipendium sicherte. bizet mochte sich lieber als komponist betätigen, musste aber nach der rückkehr aus italien feststellen, dass die beiden wichtigsten pariser opernhäuser das etablierte klassische repertoire den werken von newcomern vorzogen und auch seine kompositionen weitgehend ignorierten. so blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen lebensunterhalt hauptsächlich mit dem arrangieren und transkribieren der musik anderer zu verdienen. zwischendurch zeugte er 1862 mit der haushälterin seiner familie ein kind, das in dem glauben aufgezogen wurde, der inzwischen verwitweten adolphe bizet sei sein vater (erst 1913 auf dem sterbebett offenbarte marie reiter ihrem sohn, wer tatsächlich sein erzeuger war).

zur selben zeit arbeitete bizet an einer oper über iwan den schrecklichen, die aber keiner haben wollte und die erst 1946 uraufgeführt wurde. auch „die perlenfischer“ (1863) und „das schöne mädchen von perth“ (1867) kamen nicht so recht an.

1869 heiratete bizet geneviève halévy, eine pariser saloniere. sie war eine tochter der sephardin léonie rodrigues-henriques und seines ehemaligen lehrers, des komponisten der oper „la juive“ („die jüdin“), jaqcues fromental halévy. der war aber inzwischen verstorben und der rest der familie halévy gegen diese ehe, bizet war ihnen zu „mittellos, links, antireligiös und böhmisch“. sie ließ sich aber letztlich doch überreden. bizet vollendete auch die letzte oper („noe“) halévys, und den text zu „carmen“ wiederum steuerte ludovic halévy, der cousin seiner frau bei.vorerst aber kamen alle kompositionsvorhaben bizets zum erliegen. denn 1870 begann der deutsch-französische krieg und er ließ sich zusammen mit anderen komponisten zur nationalgarde einziehen. aber auch nach ende des krieges hatte bizet wenig glück. sein einakter „djamileh“ wurde 1872 – schlecht inszeniert und schlecht gesungen – nach elf vorstellungen abgesetzt und war dann erst wieder 1938 zu hören.

1873 begann er an „carmen“ zu arbeiten. aber das management der opéra comique war besorgt, dass die story um mord und verrat anstoß erregen würde. die produktion verzögerte sich also und auch als die proben im herbst 1874 begannen, gab es ärger. das orchester befand teile der partitur als unspielbar und der chor sie als unsingbar. erst am 3. märz 1875 waren alle probleme aus dem weg geräumt. bei der premiere saßen dann auch massenet, saint-saëns und gounod im publikum. die ersteren waren begeistert, letzterer beschuldigte bizet, bei ihm geklaut zu haben. ein großteil der kritiken in der presse waren negativ, die musik wurde als „langweilig“ oder „obskur“ empfunden und bizet war von seinem scheitern überzeugt: „ich sehe einen definitiven und hoffnungslosen flop voraus“. er bekam nicht mehr mit, dass bekannte zeitgenossen wie tschaikowski, debussy, nietzsche, brahms und wagner seine „carmen“ hoch lobten und dass sie zu einem welterfolg wurde. der kettenraucher starb drei monate nach der premiere mit 36 jahren an einem herzinfarkt (ironie der geschichte, dass sein konterfei später als werbeträger für zigaretten-bildchen herhalten musste.)

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Judith Kessler
Judith Kessler
Judith Kessler ist Sozialwissenschaftlerin, Redakteurin und Autorin mit den Schwerpunkten jüdische Migration, Gegenwartskultur und Biografieforschung.
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