Freitag, 3. Mai 2024

Erstklassig waren nur die Fans: Der VfL verliert 3:0 gegen Eintracht Braunschweig

Der VfL verliert völlig zurecht mit 3:0 gegen eine in allen Belangen überlegene Eintracht aus Braunschweig, die den Abstiegskampf von der ersten bis zur letzten Minute angenommen hatte. Die VfL-Fans feierten den Geburtstag und ihren Verein bis zur letzten Minute, obwohl der Abstieg mit dieser Niederlage praktisch besiegelt ist. 

Für den VfL geht es am 28.04. nach Magdeburg, bevor am 04.05. Schalke 04 an die Brücke kommt. Die letzten beiden Spiele sind dann bei St. Pauli und gegen Hertha BSC in Osnabrück.

Zur Information: Hier gibt es stets unsere aktuellen VfL-Podcasts und Kallas Einwürfe rund um die Uhr zu hören. Ansonsten wird der aktuelle VfL-Podcast jeden Donnerstag von 19.00 bis 20.00 Uhr auf OS-Radio 104,8 übertragen und „Kallas Einwurf“ jeden Montag und Freitag mehrmals am Tag.

 

Der Tag beginnt mit einer traurigen Nachricht: und vor dem Abpfiff gibt es Roland Twyrdy zur Ehren, der gestern mit nur 54 Jahren verstarb, eine Gedenkminute.

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Vor dem Spiel

Das halbe Stadion ist in eine umwerfende Choreographie eingehüllt, mit der der 125. Geburtstag gefeiert und den Gründervätern gedacht wird. Was diese Fanszene zu diesem Anlass seit Tagen auf die Beine gestellt hat, sucht seinesgleichen:
Fussballparty mit Seitenwechsel

Heute ist der VfL 125 Jahre alt geworden.

Fotos: Marc NiemeyerFotos: Marc Niemeyer
Fotos: Marc NiemeyerFotos: Marc Niemeyer

Zur Abrundung unserer Podcasts hier die Statements der beiden Trainer vor der heutigen Partie, wie immer übernommen von bundesliga.com.

Uwe Koschinat: „Das ist schon eine Mannschaft, die ins Punkten gekommen ist, aufgrund ihrer Grundtugenden, einer guten Idee und einer guten Personalkontinuität. Das macht das Spiel mit Sicherheit schwer für uns.“

Daniel Scherning: „Ich kenne das Team sehr gut. Sie haben sich schon seit dem Trainerwechsel stabilisiert und Uwe Koschinat macht eine sehr gute Arbeit. Mit allem was sie haben versuchen sie sich gegen diesen drohenden Abstieg und diese fast aussichtslose Situation zu wehren. Sie haben sehr viel Potenzial in der Mannschaft und eine klare Idee, wie sie Fußball spielen wollen. Es ist eine Mannschaft, die man nicht an den Punkten auf dem Konto, sondern an dem Zeitraum seit Uwe dort ist, bewerten darf.“

Die Startelf sorgt doch zumindest für die Überraschung, dass Timo Beermann nach einem halben Jahr Verletzungspause zurückgekehrt ist und Diakhité wohl wegen eines grippalen Infekts nicht im Aufgebot steht. Wieso weder Ajdini noch Androutsos hinten rechts spielen, ist mir ein Rätsel. Oder der Trainer lässt tatsächlich 5:3:2 oder 5:4:1 spielen, also mit Conteh und Kleinhansl auf den Flügeln.

Die Startelf des VfL:
Kühn – Conteh, Gyamfi, Beermann, Wiemann, Kleinhansl – Cuisance, Tesche, Gnaase, Wulff – Engelhardt

Das Spiel ist mit 15.741 Zuschauer*innen ausverkauft, von denen 1.400 aus Braunschweig kommen.


Beginn

Schiedsrichter Tom Bauer aus Mainz pfeift bei bewölktem Himmel und ungemütlichen Temperaturen um die neun Grad an. Anstoß haben die in lila Geburtstagstrikots angetretenen Osnabrücker, die zunächst in Richtung Ostkurve spielen.

Die ersten Minuten sind auf beiden Seiten von Hektik geprägt. Die Braunschweiger stehen relativ hoch und greifen früh an.

Und wie aus dem Nichts fällt die Führung der Braunschweiger durch einen Angriff auf dem rechten Flügel: Gomez schickt Rittmüller auf die Reise, der fünf Meter vor der Grundlinie nach innen passt. Ausgerechnet Beermann patzt und verpasst den Ball und Donkor kann mühelos einnetzen.

Fast im Gegenzug das 1:1. Cuisance` Freistoß aus dem linken Halbfeld landet beim völlig freistehenden Tesche, der sofort abzieht, aber der Ball landet zwischen den Beinen von Hoffmann und wird letztendlich etwas kurios mit dem torhüterlichen Gesäß abgebremst.


Nach einer Viertelstunde …

… haben die Braunschweiger immer noch mehr Ballbesitz und wirken in ihren Angriffsbemühungen weit gefährlicher als der VfL.

Die Gäste stören den Spielaufbau des VfL schon in dessen eigener Hälfte, was die Osnabrücker offenbar arg stresst und immer wieder zu Abspielfehlern verleitet.

Torraumszenen sind Mangelware, die Spielanteile recht ausgeglichen, doch der VfL fabriziert immer wieder unnötige Fehlpässe. Bedingungsloser Abstiegskampf sieht eigentlich anders aus.

In der 34. Minute endich ein schöner VfL-Angriff über die rechte Seite: Cuisance erkämpft sich den Ball auf Höhe der Mittellinie und leitet den Ball mit der Hacke sofort weiter auf Conteh, der losstürmt und nach innen passt, aber Engelhardt kommt nicht mehr an die Kugel.

Der VfL hat einfach keinen Zugriff auf das Spiel, muss bei den überfallartigen Kontern der Braunschweigern gehörig aufpassen, ist viel zu unsicher in der Abwehr und entsetzlich harmlos im Angriff, da nützt auch ein spielfreudiger Cuisance nicht viel.

Und in der 40. Minute fällt folgerichtig der zweite Treffer für die Eintracht: Philippe stürmt nach langem Zuspiel aus dem rechten Mittelfeld mutterseelenallein auf das Tor zu und verwandelt aus zwölf Metern ins lange Eck.

Und als wäre es nicht genug, fällt kurz vor Halbzeit fast das 0:3. Nach einem Kuddelmuddel und unfassbarer Schlamperei in der Abwehr kann am Ende Gyamfi den Schuss von Kaufmann auf der Linie blocken.

Dann ist endlich Halbzeit.


Halbzeitfazit

Bis auf die tolle Choreographie ist den Osnabrückern kaum zum Feiern zumute. Versaut haben sich die Geburtstagsfeier die VfLer selbst durch katastrophale Abwehrfehler und eine Offensive ohne jede Durchschlagskraft. Sollte der VfL den Abstiegskampf noch annehmen, dann muss er jetzt „Alles oder Nichts“ spielen.

 

Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel mit dem jeweiligen Gegner aktualisiert werden. Wem das Lesen der Halbzeitgedanken zu mühselig ist: Ganz einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.


Halbzeitgedanken:
Der Braunschweiger Turn und Sportverein Eintracht (BTSV) wurde 1895 gegründet und hat heute 6.700 Mitglieder.
Höhepunkt war sicherlich die Deutsche Meisterschaft im Jahr 1967, Tiefpunkt die fatale Verstrickung in den Bundesliga-Skandal 1971.
Der Verein hat also in den letzten Jahrzehten einige Auf und Abs und etliche Skandale und Intrigen erlebt.

Nicht ganz abwegige Halbzeitgedanken:
Braunschweig hat 250.000 Einwohner, davon gehören keine 45 % einer Glaubensgemeinschaft an, der Rest glaubt lieber an sich selbst oder an die Eintracht.
Thorsten Kornblum (SPD) ist seit dem 01.11.2021 Braunschweiger Oberbürgermeister.
Bei der Kommunalwahl am 12. September 2021 konnte die SPD den Status als stärkste Partei trotz Stimmenverlusten verteidigen. Zweitstärkste Kraft wurden die Grünen vor der CDU. Im Einzelnen ergab sich folgendes Ergebnis: Im Stadtrat lautet die Sitzverteilung: SPD 16, CDU 12, Grüne 12, BIBS 3, AfD 2, Linke 2, FDP 2, Piraten 1, Basis 1 und DIE PARTEI 1. Anders ausgedrückt: etwa 95 % wählte in Braunschweig demokratisch. 

Finstere Halbzeitgedanken:
In Anwesenheit Adolf Hitlers marschierten 1931 etwa 100.000 Gefolgsleute vor dem Braunschweiger Schloss auf. Am 25. Februar 1932 erhielt Hitler auf Betreiben der NSDAP ein braunschweigisches Staatsamt. Er erlangte so die deutsche Staatsangehörigkeit als Voraussetzung für seine Kandidatur bei der Reichspräsidentenwahl 1932.

Nostalgische Halbzeitgedanken 1:
Die Partien zwischen den beiden Vereinen sind seit 1947 echte Nordklassiker oder Niedersachsenderbys, wie auch immer man diese Partie nennen möchte.
Unvergessen für mich war das Spiel am 21.10.1962, als ich im Vorpsiel mit der 1. Knaben des VfL vor 12.000 Zuschauern an der Brücke gegen die 1. Knaben aus Braunschweig antrat, die wir mit 3:1 nach Hause schickten. Auf Facebook gibt es dazu den Videobeweis. The times they are a changin’ …

Nostalgische Halbzeitgedanken 2:
Aufgrund bis heute undurchsichtiger Faktoren erhielt Eintracht Braunschweig am 6. Mai 1963 einen Platz in der neuen Bundesliga und zählte deshalb völlig zu Unrecht zu den 16 Gründungsmitgliedern.
Zu Unrecht?
Richtig, denn der BTSV erhielt den Platz, der unserem VfL zugestanden hätte. Den ganzen Skandal um die Vergabe der ersten Bundesligaplätze und die finstere Rolle des DFB haben Peter von Koss und ich einem Artikel penibel aufgearbeitet.

Der VfL wechselt zur zweiten Hälfte …

… für Wiemann und Wullf stehen nun Lobinger und Makridis auf dem Rasen. Ist das jetzt „alles“ oder eher „nichts“? Oder gar „alles nichts“?

Und in der 51. Minute hat der VfL tatsächlich die Riesenchance zum Anschlusstreffer. Conteh zieht den Ball trotz Bedrängnis gefährlich in den Braunschweiger Strafraum, Engelhardts Schuss auf den kurzen Pfosten kann Hoffmann mit einem überragenden Reflex klären. Schade.

Mittlerweile regnet es in Strömen und das Unterhaltsamste ist in der 57. Minute ein eishockeyähnliches Gerangel, nachdem Gomez an der Grundlinie Gnaase in die Hacken getreten hatte.

Als sich die Gemüter beruhigt haben, fällt das 0:3: Philippe lässt Gyamfi stehen, flankt von der Grundlinie aus ins Zentrum und dort verwandelt Gomez artistisch zum 3:0 für die Eintracht.

Kurz darauf fast das 4:0.

Nach 60 Minuten …

… ist die Messe zwar gelesen, aber der VfL nimmt nun etwas mehr am Spiel teil , erarbeitet sich zwei, drei gute Chancen, scheitert aber immer wieder an Hoffmann oder an sich selbst.

Die Eintracht spielt unbeeindruckt ihren Stiefel runter und man möchte hoffen, dass der Schiri rechtzeitig abpfeift, obwohl noch eine Viertelstunde zu spielen ist, zumal Rittmüller in der 76. Minute das 4:0 hätte erzielen müssen.

Das Spiel wäre bis zum Schlusspfiff dahin geplätschert, wenn es nicht noch einen Elfmeter für den VfL gegeben hätte. Lobinger wird gefoult und der eingewechselte Wriedt krönt seine Saisonleistung, indem er den Strafstoß weit über das Tor semmelt.

Die Westkurve feiert, unbeeindruckt von der katastrophalen Leistung der Mannschaft, die letzten Minuten der Partie. Mit dem schlechtesten Team steigen leider auch die besten Fans der 2. Liga ab.

Nach vier Minuten Nachspielzeit ist endlich Schluss.

Fazit

Der VfL verliert völlig zurecht mit 3:0 gegen eine in allen Belangen überlegene Eintracht aus Braunschweig, die den Abstiegskampf von der ersten bis zur letzten Minute angenommen hatte. Die VfL-Fans feierten den Geburtstag und ihren Verein bis zur letzten Minute, obwohl der Abstieg mit dieser Niederlage praktisch besiegelt ist. 

Für den VfL geht es am 28.04. nach Magdeburg, bevor am 04.05. Schalke 04 an die Brücke kommt. Die letzten beiden Spiele sind dann bei St. Pauli und gegen Hertha BSC in Osnabrück.


Zahlen, Daten & Fakten

 

Zuschauer*innen: 15.741, davon 1.400 aus Braunschweig

Tore:
0:1 Donkor (09.)
0:2 Philippe (40.)
0:3 Gomez (60.)

Gelbe Karten:
(32.) Donkor
(58.) Gnaase
(58.) Gomez
(59.) Koschinat

Gelb-Rote Karten:
(.)

Rote Karten:
(.)

VfL Osnabrück:
Kühn – Conteh (70. Niemann), Gyamfi, Beermann, Wiemann (46. Lobinger), Kleinhansl –  Cuisance (85. Goiginger), Gnaase, Tesche, Wulff (46. Makridis) – Engelhardt (85. Wriedt),
Trainer: Uwe Koschinat

Eintracht Braunschweig:
Hoffmann – Kurucay, Bicakcic, Nikolaou – Rittmüller, Kaufmann (72. Tauer), Krauße (78. Grießbeck), Helgason, Donkor (78. Lucoqui) . Gomez (61. Multhaup), Philippe (72. Ujah)
Trainer: Daniel Scherning

Schiedsrichter: Tom Bauer (Mainz)




Statistik:
Vor der heutigen Partie trafen die beiden Clubs seit dem 30. November 1947 in 79 Pflichtspielen aufeinander. Die Bilanz lautet 24:22:33. Hier geht es zur kompletten Statistik von weltfussball.de.

Tabellarisches:
In der Kicker-Formtabelle steht der VfL mit einem Notendurchschnitt von 3,65 auf dem 15. Platz und Eintracht (3,80) auf dem 17. Platz. Tatsächlich spielt der VfL als Tabellenletzter der 2. Liga gegen den 15. des 29. Spieltags.


Die Tabelle der 2. Liga

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