Trotz einer 3:1-Niederlage gegen den 1. FC Köln war es ein toller Abend an der Bremer Brücke

Der VfL verliert erst in der Verlängerung gegen einen 1. FC Köln, der in der zweiten Halbzeit am Rand einer Niederlage stand. Letztlich gelang den Kölnern erst durch ein Abseitstor die Führung. Das 3:1 kurz darauf zog trotz allen Widerstandes am Ende der Mannschaft den Nerv, die zusammen mit dem Publikum alles gegeben hat.

Für den VfL geht es am kommenden Sonntag, den 20.  August, um 13.30 an der Bremer Brücke gegen den 1. FC Nürnberg weiter.

Zur Information: Hier gibt es stets unsere aktuellen VfL-Podcasts und Kallas Einwürfe rund um die Uhr zu hören. Ansonsten wird der aktuelle VfL-Podcast jeden Donnerstag von 19.00 bis 20.00 Uhr auf OS-Radio 104,8 übertragen und „Kallas Einwurf“ jeden Montag und Freitag mehrmals am Tag.

 

Vor dem Spiel

Und so begann mein Bericht vom Pokalspiel am 22.12.2020 im coronaleeren und nasskalten Müngersdorfer Stadion: „Der 1. FC Köln brachte ja am Samstag ein 0:0 aus Leipzig als Dosenpfand mit nach Hause, holte nach einem extrem schwachen Saisonstart aus den letzten fünf Spielen immerhin acht Punkte und steht heute mit insgesamt elf Punkten auf dem 15. Platz der 1. Bundesliga. Der VfL befindet sich auf Platz neun der 2. Liga. Beide Clubs trennen also ganze zwölf Plätze voneinander, denn es spielt der 15. gegen den 27. des deutschen Profifußballs. Und das hört sich schon viel machbarer an. Und dennoch ist es eines jener Spiele – Achtung Floskel! – bei dem man als Underdog nichts zu verlieren hat.“

Zu dem ewig aktuellen Thema „David gegen Goliath“ haben wir gestern und heute zwei interessante Artikel veröffentlicht:
Es ist des Pokals eigenes Gesetz, dass der Glaube Berge versetzt! von Lars Mosel
DFL: Wer hat, dem wird gegeben … von Frank Schneider alias Ali Bölzen

Die Vorzeichen sind bezüglich der Ligazugehörigkeiten heute tatsächlich ähnlich, doch gibt es gegenüber der befremdlichen Stadionatmosphäre von damals einige entscheidende Unterschiede: Das Spiel findet an der Bremer Brücke statt, es wird live im ersten Programm übertragen und es gibt keine Corona-Einschränkungen.

Tobias Schweinsteiger: „Wir befinden uns jetzt in der sechsten oder siebten Woche seit Vorbereitungsstart. Es stoßen seitdem kontinuierlich Neuzugänge hinzu, die sich mit unseren Grundprinzipien vertraut machen müssen. Wir erzielen immer weiter Fortschritte. Gegen Paderborn sind wir definitiv einen Schritt vorangekommen, was unser Defensivverhalten betrifft. Nun hoffen wir darauf, dass wir auch bei Ballbesitz mutigere Lösungen entwickeln können. Gleichzeitig möchten wir in der Defensive weiterhin unsere Mischung aus hohem und tiefem Pressing beibehalten, die Auslösesituationen erkennen und sicherstellen, dass wir die idealen Spieler auf dem Spielfeld haben, um die Räume zu bespielen, die uns Köln bieten wird.“

Steffen Baumgart: „Die Bremer Brücke ist immer etwas Besonderes. Nicht umsonst ist der ein oder andere Favorit da im Pokal schon mal auf die Nase gefallen. Die Atmosphäre wird sehr hitzig, sehr emotional aufgeladen sein. Es ist eines der Stadien, in denen es richtig Spaß macht, diese Atmosphäre auch aufzunehmen. Das wird ein Pokal-Fight …“

Tobias Schweinsteiger kann heute fast aus dem Vollen schöpfen, sieht man vom rekonvaleszenten Timo Beermann ab, und wird vermutlich an der Startelf von Paderborn nicht viel ändern. Von wegen, es gibt gleich vier Veränderungen, von denen drei durchaus unerwartet sind: Dass Ajdini für Rorig aufläuft, war fast klar. Weniger klar, dass Kühn im Tor steht und für Engelhardt und Niemann nun Makridis und Conteh auflaufen.

Foto: Marc NiemeyerFoto: Marc Niemeyer
Foto: Marc NiemeyerFoto: Marc Niemeyer
Foto: Marc NiemeyerFoto: Marc Niemeyer
Foto: Marc NiemeyerFoto: Marc Niemeyer

Wie immer prickelnde Brücken-Atmosphäre im Stadion, die Hymne erklingt und man merkt den fast 16.000 Zuschauer*innen an, dass es mal wieder ein besonderer Tag an der Bremer Brücke ist. Die Kölner Jeckenfans haben mit „Lila-weiße Affenscheiße“ bereits ihre ganze Kreativität unter Beweis gestellt.


Beginn

Schiedsrichter Florian Badstübner aus Nürnberg pfeift bei leicht bewölktem Himmel und Temperaturen um die 25 Grad an. Anstoß haben die Lila-Weißen gegen die ganz in Rot angetretenen Gäste, die zuerst in Richtung Ostkurve spielen, in der natürlich von Anfang an wie im ganzen Stadion eine prickelnde Stimmung herrscht.

Zunächst gibt es in der Anfangsphase das berühmte Abtasten. In der 4. Minute der erste Kölner Flankenball von rechts, den Kühn aber mit Leichtigkeit unter sich begräbt. Kurz darauf wird Selke von Waldschmidt gefährlich freigespielt, aber Wiemann klärt mit einer Erstligagrätsche zur Ecke. Kurz darauf lässt derselbe Wiemann Selke drittklassig vorbeiziehen, aber Kühn ist auf dem Posten und natürlich schallt es durch das ganze Stadion: „Kühn! Kühn! Kühn!“ 


Nach einer Viertelstunde …

… befreit sich der VfL allmählich von der Umklammerung der Kölner und kommt seinerseits zu einigen Angriffen, wobei Ajdinis Kopfball in der 15. Minute sich durchaus zu einer Torchance hätte entwickeln können. Kurze Pause als Chabot vom Ball unglücklich am Patengeschenk getroffen wird …  

Plötzlich ist der VfL voll da. Makridis´ 18-Meter-Freistoß von halblinks kann Schwäbe gerade noch aus dem linken Eck kratzen. Der VfL bleibt am Drücker. Erneut Gefahr durch Makridis, dessen Flanke erst am langen Pfosten von einem Kölner geklärt werden kann.

Dann die größe Möglichkeit des Spiels: Paqarada zieht den Ball von links auf  Waldschmidt, der sofort abzieht. Der Schuss wird noch von Selke abgefälscht, aber Kühn kann den Ball mit einem unglaublichen Reflex entschärfen.

Gleich darauf dann ein Pfostenschuss von Martel, der aus spitzem Winkel den rechten Außenpfosten trifft.  

Der VfL muss nun mehr Ruhe ins eigene Spiel bringen. Natürlich zeigt die Kölner Mannschaft die reifere Spielanlage und hat die besseren Chancen, aber der VfL hält gut dagegen – wollte ich gerade schreiben und schon steht es 1:0 für den 1. FC: Der Ball landet über Umwege bei Schmitz, dessen Montagsschuss aus gut 20 Metern unhaltbar oben links im Eck landet.

Kurz vor dem Halbzeitpfiff gibt es noch Aufregung als Wriedt von Chabot gleich zweimal böse gefoult wird und Wriedt berechtigt sauer reagiert. Beide erhalten Gelb vom Schiri, der wahrhaftig kein Heimschiedsrichter ist, den Chabot hätte für das doppelte Foul auch glatt Rot sehen können oder sogar müssen. 


Halbzeitfazit

Nach starkem Kölner Beginn kam der VfL immer besser in die Partie und als sich das längst ausgeglichene Spiel beim Stand von 0:0 dem Halbzeitpfiff näherte, gelang den Kölnern duch besagten Sonntagsschuss am Montag doch noch das 1:0. Hier ist dennoch alles drin, zumal der VfL nun Richtung Ostkurve spielt.

Tipp: Die Halbzeitgedanken sind eine Melange aus Hintergrundinformationen und Kommentaren, die von Spiel zu Spiel aktualisiert werden. Wem das Lesen zu mühselig ist: Einfach weiter nach unten scrollen, dort geht es dann mit dem aktuellen Spielbericht weiter.

Halbzeitgedanken:
Der 1. FC Köln, dessen vollständiger Name 1. Fußball-Club Köln 01/07 e. V. lautet, ist mit etwas mehr als 127.000 Mitgliedern der siebtgrößte Verein Deutschlands. Der Klub wurde erst am 13. Februar 1948 durch den Zusammenschluss der beiden Fußballvereine Kölner BC 01 und SpVgg Sülz 07 gegründet, wurde dreimal Deutscher Meister, viermal DFB-Pokalsieger, erreichte 1986 das Finale des UEFA-Pokals und stand achtmal in einem Europapokal-Halbfinale.
Das ehemalige Müngersdorfer Stadion heißt heute Rheinenergiestadion und verfügt über 50.000 Plätze (41.825 Sitz- und ganze 8.175 Stehplätze).

Nicht ganz abwegige Halbzeitgedanken:
Köln ist mit 1.085.000 Einwohner nach Berlin, Hamburg und München Deutschlands viertgrößte Stadt.
Henriette Reker ist parteilos, wurde jedoch bei der Oberbürgermeisterwahl in Köln 2015 von den Stadtrats-Parteien der Grünen, der CDU und der FDP und der Wählergruppe Deine Freunde unterstützt und mit Unterstützung von CDU und Grünen in der Stichwahl am 27. September 2020 mit 59,27 % wiedergewählt.
Seit der Kommunalwahl am 13.09.2020 lautet die Verteilung der 90 Sitze im Stadtrat: Grüne 26, CDU 19, SPD 19, Linke 6, FDP 5, Volt 4, AfD 4, DIE PARTEI 2 – die restlichen fünf Sitze verteilen sich auf drei Wählergruppen, anders ausgedrückt: 95,62 % wählte in Köln demokratisch, ganze 4,38 % Restprozente die AfD.

Etwas abwegige Halbzeitgedanken:
Am 05.10.1963 fuhren mein Vater und ich mit dem Zug nach Köln, um uns zur damals klassischen Bundesliga-Anstoßzeit um 15.30 Uhr die Partie des 1. FC gegen den SV Werder Bremen anzusehen. Wir hatten uns beide in dieser ersten Bundesligasaison Werder als “Zweitverein” auserkoren und besuchten hin und wieder Spiele der Bremer, zumeist allerdings im Weserstadion.
Werder führte zur Halbzeit mit einem Tor, doch konnte Köln das Spiel nach einem zwischenzeitigen 0:2 Rückstand innerhalb weniger Minuten drehen und gewann am Ende 4:3. Hier gibt es sogar noch einen kompletten Spielbericht von damals.
Im diesem ersten Bundesligajahr wurde der 1. FC Köln Deutscher Meister, ein Jahr danach Werder Bremen.

Alles andere als abwegige Halbzeitgedanken:
Oliver Loer schreibt nach dem 2:1 Sieg des VfL am 01.11.2007 im Kölner Express:

“Der schicke Name trügt, die Osnatel-Arena zu Osnabrück ist auch im Jahr 2007 noch einer der wenigen Orte, an denen man Fußball mit allen Sinnen erleben kann. Es duftet nach Wurst und Bier, es ist infernalisch laut – und die Tribünen stehen derart nah am Spielfeld, dass man den nassen Rasen riechen kann. Das Ambiente ist perfekt für ehrliche Fußballschlachten und am Donnerstagabend landete der örtliche VfL einen fantastischen Sieg. 17.100 Augenzeugen waren offiziell vor Ort, in Wahrheit dürften es mehr als 20.000 gewesen sein, die sich auf Sicherheitswegen, Zäunen und Treppenstufen ihre Plätze gesucht hatten. Es war fantastisch eng an der Bremer Brücke und als das Spiel vorüber war, tobte alles: die Osnabrücker Fans vor Glück. Und die der Kölner vor Wut.”
Wer nach dem Lesen dieses Artikels immer noch meint, der VfL brauche ein neues Stadion, der sollte lieber nach Leipzig oder Hoffenheim ziehen, denn Red Bull wäre das passende Unternehmen für ihn.
Es ist ohnehin längst überfällig, dass sich die “kleineren” Vereine gegen die absurden DFL- und DFB-Auflagen wehren und sei es vor Gericht oder durch Streik. Das Pampern des Profifußballs durch TV-Sender und auch durch die öffentliche Hand ist in meinen Augen moralisch durch nichts mehr zu rechtfertigen und angesichts der grassierenden Not der ärmeren Bevölkerungsschichten geradezu pervers. Ohne eine neue Bescheidenheit schafft sich der originäre Fußball ohnehin peu à peu immer weiter selbst ab.

 

Beide Teams gehen unverändert in die zweite Hälfte …

… der VfL spielt nun in Richtung Ostkurve. Beide lassen es zunächst wieder gelassen angehen. Dann wird Conteh auf dem Weg zum Tor von Hübers gefoult und erhält nur Gelb, obwohl er letzter Mann war. Der Freistoß bringt nichts ein.

Der VfL bleibt am Drücker und kommt immer wieder durch Makridis zu Schusschancen. Das Stadion steht und feuert unentwegt an. in der 57. Minute kommen Niemann und Engelhardt für Wriedt und Conteh.

Der VfL wittert zusehends Morgenluft, ist aber in seinen Abschlüssen noch zu hektisch. 


Nach 60 Minuten …

… hat der VfL nach den beiden Wechseln nun klar die Oberhand. Das Publikum singt unentwegt, von der rot-weißen Jeckenscheiße ist nichts mehr zu hören. Das 1:1 könnte nun durchaus fallen. 

Und es fällt auch kurz darauf. Kunze wird im Strafraum von Waldschmidt umgesäbelt. Klarer Elfer. Warum Makridis antritt, ist mir ein Räsel, so etwas muss in einem solcben Spiel Tesche machen. Makridis schießt sehr schwach und Schwäbe kann klären und Makridis zeigt im Nachschuss, dass er eher der Mann für schwierige Angelegenheiten ist und lässt Schwäbe keine Chance. Es steht tatsächlich 1:1.

Und der VfL drängt weiter. Die Kölner hatten in der ersten Halbzeit noch keine Torchance und die Osnabrücler spielen Powerplay auf das Kölner Tor: eine Chance nach der anderen für den VfL, die allesamt zwar vergeben werden, aber eben nicht kläglich.

Wie immer versichert sich das Publikum seiner Herkunft und singt sich die Seele aus dem Leib. Ich mag es kaum schreiben, aber der VfL ist nun nicht nur feldüberlegen, sondern auch das bessere Team. Einen Wiemann Kopfball aif den langen Pfosten kann Schwäbe auf der Linie klären.


Es kommt zur Verlängerung …

… und in der 93. Minute erzielt Adamyan das 2:1 für Köln und man wünscht sich plötzlich sehnlichst den VAR herbei, denn es war ein klares Abseitstor. Daran ändert auch nichts das 3:1 in der 96. Minute durch Chabot, dessen strammer Schuss ins lange Ecke vom Innenpfosten ins Tor knallt, denn wäre das 2:1 nicht gefallen, hätte es einen komplett anderen Spielverlauf gegeben.

Die Messe scheint nun gelesen, aber wer den VfL kennt, weiß spätestens seit dem 90.+6-Spiel, was hier alles möglich ist. Dennoch ist für einige Minuten die Luft aus der Partie.

Nach dem Wechsel erhebt sich das ganze Stadion und skandiert „Vau Eff Ell!“ Eine Anerkennung für diese tolle Leistung des VfL, der sogar noch zu einigen guten Chancen kommt, aber es bleibt beim 3:1 für Köln und das Publikum verabschiedet sich von der Mannschaft mit Standing Ovations.


Fazit

Der VfL verliert erst in der Verlängerung gegen einen 1. FC Köln, der in der zweiten Halbzeit am Rand einer Niederlage stand. Letztlich gelang den Kölnern erst durch ein Abseitstor die Führung. Das 3:1 kurz darauf zog trotz allen Widerstandes am Ende der Mannschaft den Nerv, die zusammen mit dem Publikum alles gegeben hat.

Für den VfL geht es am kommenden Sonntag, den 20. August, um 13.30 an der Bremer Brücke gegen den 1. FC Nürnberg weiter. 

Zahlen, Daten & Fakten

Zuschauer*innen: 15.741 davon 1.500 aus Köln

Tore:
0:1 Schmitz (43.)
1:1 Makridis (73.)
1:2 Adamyan (93.)
1:3 Chabot (96.)

Gelbe Karten:
Conteh (25.)
Kleinhansl (33.)

Schmitz (45.+1)
Wriedt (45.+2)
Hübers (50.)

Gelb-Rote Karten

(.) 

Rote Karten
(.) 

VfL Osnabrück:
Kühn – Ajdini (97. Verhoek), Gyamfi, Wiemann, Kleinhansl – Kunze, Thalhammer, Tesche (97. Gnaase)  – Conteh (57. Niemann), Wriedt (57. Engelhardt), Makridis
Trainer: Tobias Schweinsteiger

1. FC Köln:
Schwäbe – Schmitz, Hübers (101. Kilian), Chabot, Paqarada – Huseinbasic (66. Carstensen), Martel, Kainz (66. Christinsen)- Selke, Olesen, Waldschmidt (87. Uth)
Trainer: Steffen Baumgart

Schiedsrichter: Florian Badstübner (Nürnberg)



Statistik:
Vor der heutigen Partie trafen die beiden Clubs seit dem 01. November 2007 (2:1 für den VfL) in drei Pflichtspielen aufeinander. Die Bilanz lautet tatsächlich 1-0-2. Hier geht es zur kompletten Statistik von weltfussball.de.

Tabellarisches:
Die Kicker-Formtabelle gibt es dann ab dem nächsten Spieltag,



Hier geht es zur aktuellen Tabelle der 2. Liga

spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
Follow by Email
Facebook
Youtube
Youtube
Instagram
Spotify