Mittwoch, 26. Juni 2024

Maiwochen – diesmal auch politisch!

Gewerkschaftliche und zivilgesellschaftliche Angebote bieten mehr als reines Feiern

Feiern ist immer okay, nicht zuletzt bei der Osnabrücker Maiwoche. Weit bekannter sollte jedoch werden, dass es in diesem Jahr zugleich „Politische Maiwochen“ gibt, für die Osnabrücker Gewerkschaften wie auch andere politische Akteur*innen stehen. Die OR stellt gern das Forum, um alles darzustellen. Teilnahme schärfstens erlaubt!

„Was Faschismus den Menschen, der Menschheit antat, wird keinesfalls vergessen. Wer da relativiert, verdrängt, hat nichts gelernt. Für uns Gewerkschafter*innen steht fest: ‚Nie wieder!‘ Deswegen erinnern wir uns und tragen bei, unsere Gegenwart und Zukunft mit den Errungenschaften des demokratischen Weges zu gestalten. Wir wollen eine bessere Zukunft für die Menschen!“, heißt es im Aufruf des DGB.

Nach dem – mit dieser Leitlinie gestalteten – 1. Mai geht es weiter. Nächste Anlässe solidarischer Zusammenkünfte gegen RECHTS bilden der 8., der 10. und der 17. Mai.


8. Mai 2024, 17 Uhr:
Feiern und diskutieren vor dem Gewerkschaftshaus

Der gewerkschaftliche Mai-Tag startet, gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern, um 17 Uhr vor dem Gewerkschaftshaus. Anlässlich des 75. Jahresjubiläums des Grundgesetzes lautet der Anlass zum Feiern, schlicht und einfach: „Wie feiern unsere Grundrechte, die Lehren aus dem Faschismus“.

DGB-Sekretär Olaf Cramm wies gegenüber der OR auf die Formulierung der eigenen Homepage hin, die dazu alles Wichtige sagt: „Wir nutzen unsere Freiheit, uns zu versammeln, Meinung kundzutun. Zu vielen Menschen wird das verwehrt. Wir wollen uns nicht abfinden. Denn unsere Freiheit ist die der anderen. Das lehrte die Geschichte. Keinem Menschen darf verwehrt sein, nach friedlichem Leben zu streben. Unabhängig vom Geburtsort oder Geschlecht. Das eint für die Zukunft, die miteinander gestaltbar ist.“

Bald wird das Schild enthüllt: Hier startet die neue Alwine-Wellmann-Straße. Foto: OR
Bald wird das Schild enthüllt: Hier startet die neue Alwine-Wellmann-Straße. am Limberg. Foto: OR

8. Mai 2024, 15 Uhr und 20 Uhr:
Gedenken an Alwine Wellmann in der ihr gewidmeten Straße am Limberg

Bereits um 15 Uhr lohnt sich das Aufsuchen des neuen Kreisverkehrs Icker Weg/Am Limberg. Enthüllt wird dort das Straßenschild „Alwine-Wellmann-Straße“. Vornehmen wird dies – offiziell für Rat und Verwaltung – der Osnabrücker  Bürgermeister Uwe Görtemöller (SPD). Um 20 Uhr folgt eine Lesung des Autors einer Wellmann-Biografie in den Räumen des Stadtsportbundes.

Die neue Alwine-Wellmann-Straße, die das gesamte neue Gewerbegebiet am Limberg durchzieht, erinnert an eine Persönlichkeit, die von 1924 bis 1932 erste Osnabrücker Mandatsträgerin im Preußischen Landtag war. Die engagierte Gewerkschafterin, Ratsfrau und Sozialdemokratin war lebenslang Kämpferin für sozialen Fortschritt und trat stets couragiert den Nazis entgegen. Nach ihrer erzwungenen Flucht entzogen die Nazis ihr die Staatsbürgerschaft. Zwischen 1950 und 1953 war Wellmann bei der örtlichen Bezirksregierung Vertrauensfrau für Menschen, die in der NS-Zeit aus politischen, rassistischen oder religiösen Gründen verfolgt worden waren. Zu Wellmanns Entsetzen wurde ihre Position 1953 ersatzlos abgeschafft von solchen Kräften, die sich allmählich wieder „im alten Geist“ in den Behörden ausbreiteten.

Der Autor dieses Beitrags, der 2019 eine Biografie über Alwine Wellmann herausgegeben hat, wird ab 20 Uhr in den Räumen des Stadtsportbundes, gelegen mitten in der Alwine-Wellmann-Straße, aus seinem Buch lesen. Unterstützt wird die Veranstaltung unter anderem vom SPD-Unterbezirk und von SPD-Ortsvereinen.

Bewährt als Forum besonderer Events: Sommerbühne in der Dodesheide. Foto: OR
Bewährt als Forum besonderer Events: Sommerbühne in der Dodesheide. Foto: OR

10. Mai 2024:
Brennende Bücher – vergessene Autorinnen!

„Erinnern und fordern“ heißt es ab 17 Uhr in der Dodesheide. Thema ist die am 10. Mai 1933 von den Nationalsozialisten durchgeführte Bücherverbrennung. Bewährter Treffpunkt ist die Sommerbühne auf dem Gemeinschaftsspielplatz an der Lerchenstraße. 

Veranstaltet wird alles in unmittelbarer Nähe jener Straßen, die an solche deutschen Schriftsteller erinnern, deren Werke von den Nazis im großen Stil verbrannt und damit vernichtet wurden. Im DGB-Aufruf heißt es allerdings auch kritisch: „Als die Bücher brannten, die den Nazis verhasst waren, sind zuerst die vielen Autorinnen vergessen worden. Der Kampf gegen die NS- Ideologie der ‚Herrenmenschen‘ dauert an. Die nach dem Faschismus postulierte Gleichberechtigung aller Menschen wird noch immer geführt, und keine Frau schaffte es auf das Osnabrücker Mahnmal zu den Bücherverbrennungen. Das wollen wir ändern. Zuerst symbolisch mit der Forderung, sich zu besinnen. Wir wollen ein gleichberechtigtes Erinnern.“

Weitere Details zur Erinnerungsveranstaltung an die NS-Bücherverbrennung, die in den letzten Jahren einen hohen Zuspruch erfuhr, werden noch mitgeteilt.

17. Mai 2024: Gemeinsames Erinnern am Mahnmal gegen Homophobie und für Zivilcourage

Treffpunkt wird der Raiffeisen-Platz, Ecke Heinrich-Heine-Straße sein. Detailliertere Infos werden folgen. Im Mittelpunkt steht eine Gedenkfeier für die queeren Opfer des Nationalsozialismus. Denn: Auch queere Menschen gehörten zu den zahlreichen Opfergruppen des Nationalsozialismus. Sie wurden verfolgt und vernichtet. In den nationalsozialistischen Konzentrationslagern waren tausende homosexuelle Menschen inhaftiert. Der Fokus aber lag auf homosexuellen Männern, deren Verfolgung gesetzlich legitimiert wurde.

Nach der Zerschlagung des Naziregimes nahm die Verfolgung allerdings kein Ende. Das in § 175 gegossene Unrecht bedrohte die gleichen Menschen weiter. Nicht mehr mit dem Tode, aber durchaus mit der Vernichtung ihrer sozialen und beruflichen Existenz. 1994 endete diese Hatz. Erst 2022 wurde erstmals der queeren NS-Opfer im Bundestag gedacht.

Mehr Infos sind hier zu lesen: http://www.mahnmal-zivilcourage-os.de

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