Termin zum Vormerken: 24. Oktober, 19 Uhr im Museumsquartier
Das Museumsquartier Osnabrück und der „Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück“ setzen in diesem Monat ihre gemeinsame Veranstaltungsreihe „Geschichte konkret“ mit einem neuen Angebot fort. Wieder einmal wird der Öffentlichkeit in einem wissenschaftlich fundierten Vortrag ein wichtiger historischer Aspekt vorgestellt, der bis vor wenigen Jahren nie angemessen beleuchtet worden war. Die Veranstaltung „Ein Konzentrationslager auf Schienen“, die sich auf ein Buch Karl Kassenbrocks stützt, findet im Museumsquartier statt. Der Eintritt ist frei.
Thematisch geht es vor allem um die 5. SS-Eisenbahnbaubrigade in Osnabrück. Historiker und Buchautor Karl Kassenbrock aus Osnabrück hat sich sehr tiefgreifend mit dem Thema und auch mit einzelnen Schicksalen von Opfern wie Tätern befasst. Er wird den Blick somit auf eine besondere Begebenheit der hiesigen NS-Geschichte lenken.
Hintergrund: Von Oktober 1944 bis März 1945 war die 5. SS-Eisenbahnbaubrigade mit Häftlingen aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Mittelbau, Sachsenhausen und Neuengamme auf dem Güterbahnhof Hörne in Osnabrück stationiert. Mehr als 700 KZ-Gefangene mussten von hier aus Sklavenarbeit für die SS verrichten. Güterwagen für jeweils 24 Häftlinge, Material- und Werkzeugwagen, ein Küchenwagen, eine Krankenstation und Personenwaggons für die SS-Wachmänner bildeten ein „Konzentrationslager auf Schienen“. Am Ende gab es zahlreiche Todesopfer.
Erstes KZ am Standort Overbergschule
Bereits zuvor war in der Osnabrücker Overbergschule eine weitere KZ-Außenstelle eingerichtet worden, die, wie jene im Hörner Bruch, zahlreiche Menschenleben forderte. Im Oktober 1942 war im Konzentrationslager Neuengamme die 1.000 Männer umfassende II. SS Baubrigade aufgestellt worden. Hintergrund: Nach den Bombenangriffen der Alliierten auf west- und nordwestdeutsche Städte wurden seit Herbst 1942 KZ-Häftlinge in SS Baubrigaden zu Aufräumungsarbeiten, zur Leichenbergung und Bombenbeseitigung eingesetzt. Standort der II. SS Baubrigade war Bremen, während Osnabrück seit dem 17. Oktober 1942 zur Nebenstelle als Außenlager mit 250 Häftlingen geworden war. Sie mussten in der Stadt Aufräumungs- und Bergungsarbeiten nach Luftangriffen verrichten, bis das Nebenlager Anfang Mai 1943 nach Bremen zurückgezogen wurde. Von den 250 Häftlingen starben 86 an Hunger und Misshandlungen. Tätigkeiten der geschundenen Menschen beim Trümmerräumen (siehe Foto oben) waren für jedermann im Stadtbild sichtbar. Manche Einheimische verpassten den Männern, Anlass war die gestreifte Häftlingskleidung, die makabre Bezeichnung „Zebras“. Den Wachdienst für die Häftlinge stellte die Stadt Osnabrück.
Kassenbrock referiert neue Erkenntnisse
80 Jahre nach der Ankunft der 5. SS-Eisenbahnbaubrigade in Osnabrück am 16.10.1944 wird deren Einsatz und das Schicksal der KZ-Häftlinge nun zusammenfassend dargestellt. Die OR hatte bereits ausgiebig über Kassenbrocks Erkenntnisse berichtet. https://os-rundschau.de/featured/lange-vergessen-heute-praezise-erforscht-das-osnabruecker-schienen-kz/ sowie https://os-rundschau.de/kultur/erinnerungskultur/vorstellung-des-mahnmals-fuer-die-kz-gefangenen-der-5-ss-eisenbahnbaubrigade-und-des-zugehoerigen-audiowalks/
In der aktuellen Veranstaltung fließen neue Erkenntnisse der letzten 5 Jahre seit der Veröffentlichung der Monografie über die Brigade mit ein.