Gastlichkeit, Hotel und ein „Biophon“
Dort, wo sich heute Freundinnen und Freunde des Hasetorkinos treffen oder auf einen Schluck ins Achteinhalb verschwinden, gibt es eine lange Tradition der Gastlichkeit. Hotel und Gaststätte „Hasetor“ besaßen um 1900 herum wechselnde Besitzer. 1898 war es C. Rühmekorf, 1904 Th. Müller, 1910 Heinrich Balke. Danach eignete sich alles August Steinhage an, der lange und offenbar erfolgreich Gastro wie Hotel und Kino betrieb.
1936 gab es nach der Überlieferung 18 Betten, davon immerhin sechs mit fließendem Wasser. Übernachten konnte man zum Zimmerpreis von 3,25 Reichsmark – und bekam zusätzlich ein Frühstück. Gäste kamen oft direkt über den Wall aus dem früheren Hasetor-, heute Altstadtbahnhof.
Schon um 1910 herum war die Kinozeit im Gebäude erwacht. Kultig, weit über die Stadtgrenzen hinaus, waren zunächst „Biophondarbietungen“. Jene wurden in Zusammenhang mit Oskar Messters Tonbildern benutzt, die jener zum ersten Mal am 29. August 1903 im Apollo-Theater in Berlin vorgeführt hatte. Bei solchen, nun auch im Hasetor erlebbaren Tonbildern handelte es sich um stumme Filme, die mit Ton oder Musik von einem Grammophon gezeigt wurden. Dabei motorisierte ein Biophon den zuvor handbetriebenen Vorführapparat, um ihn mit einem Grammophon zu synchronisieren.
Die Gerätschaft blieb aber nicht konkurrenzlos. Um 1908 erreichten die Biophonfilme noch die Höhe ihrer Popularität. Messter musste aber schon 1909 die Produktion von Tonbildern drastisch einschränken. Irgendwann verschwanden die auch im Hasetorkino beliebten Biophone. Zu vermuten ist, dass Filmprojektion auf der Leinwand und ein klimpernder Pianist auch im Hasetorkino zum Normalfall wurden – bis endlich die ersten Tonfilme ihren Einzug hielten. Die ersten davon kamen zwar schon ab 1927 auf den Markt. Der Stummfilm wurde aber endgültig erst bis um 1936 herum weltweit durch den Tonfilm abgelöst.
Erst nach den späten 6oer-Jahren endete der Hotelbetrieb am Haseufer. Im Adressbuch von 1966/67 ist als Betreiberin die Erbengemeinschaft Steinhage verzeichnet. Gastro- und Filmangebote blieben – bis heute.