Neuer Gedenkort am Limberg

2. September, 9:30 Uhr:
Eröffnung des Erinnerungsortes der Teuto-Metallwerke

Auf dem früheren britischen Kasernengelände am Limberg tut sich derzeit viel. Links und rechts von Straßen, deren Namen an bedeutende Frauen der Geschichte wie Alwine Wellmann, Elisabeth Selbert oder Anna Siemsen erinnern, werden künftig Adressen zukunftsausgerichteter Betriebe zu finden sein. Ein besonderer Gedenkort im Südbereich soll jetzt auch an den ehemaligen Rüstungsbetrieb der Teuto-Metallwerke und an das damit verbundene Schicksal dort eingesetzter Zwangsarbeitender erinnern.

Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit besitzen auch in Osnabrück eine traurige Tradition. In jüngster Zeit war es insbesondere das VfL-Bündnis „Tradition lebt von Erinnerung“, das sich in Kooperation mit dem Verein Gedenkstätten Gestapokeller-Augustaschacht besonders engagiert hat. Am 14. Januar dieses Jahres konnte dazu sogar ein nationaler Kongress im Piesberger Gesellschaftshaus durchgeführt werden.

Seit einem Jahr hat auch das im Augustaschacht-Gebäude angesiedelte, bundesweit und in Österreich tätige Projekt „Orte des Jubels-Orte der Zwangsarbeit“ über Zwangsarbeitende auf dem früheren VfL-Platz an der Gartlage geforscht. Etliche der im Gartlager Lager festgesetzten Zwangsarbeitenden mussten bei den Teuto-Metallwerken am Limberg, andere im Mutterbetrieb, also beim KME-Vorläufer Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerke (OKD) arbeiten. Zum Lager wurde, auch aufgrund von Zeitzeugen-Berichten, bereits viel bekannt.

Die mittlerweile verstorbene Zeitzeugin und ehemalige Zwangsarbeiterin Frau Sidoruk während einer Live-Schaltung. Rechts daneben: ihre Tochter

Wechselvolle Geschichte des Geländes

Das Limberg-Gelände besitzt eine sehr wechselvolle Geschichte. In der Nachkriegszeit, bis zum Truppenabzug 2009, haben sich dort die Mercer und Imphal Barracks der Britischen Armee befunden. Davor allerdings, von 1935 bis 1945, bildete der Limberg, unweit der Belmer Grenze, einen Standort der ehemaligen Teuto-Metallwerke (TMW). Die TMW wiederum waren ein Tochterunternehmen der OKD. Gelegen war das Werk drei Kilometer nordöstlich vom Stammwerk. Die TMW bildeten, folgt man einem von Johannes Preuss und Frank Eitelber anno 2010 verfassten Standardwerk zur Werksgeschichte, eine von 36 reichsdeutschen Fabriken zur Herstellung von Gewehr- und Pistolenmunition des Zweiten Weltkriegs. Innerhalb von 10 Jahren produzierte die TMW etwa 300 Millionen Patronen und Patronenhülsen für Heer, Luftwaffe und Marine.

Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene bildeten einen wichtigen Teil der Beschäftigten. Jene Männer und Frauen, die in den Gartlager Lagern einsitzen mussten, hatten täglich den Weg zum Limberg durch die Gartlage zu gehen.

Alle wohnten in Baracken, die auf dem ehemaligen VfL-Platz standen sowie auf dem OKD-Werksgelände. Andere waren in Baracken auf Höhe der Kreuzung Knollstraße/Haster Weg untergebracht. Das Leben aller war von Rechtlosigkeit, Ausbeutung, Willkür, Gewalt, Rassismus und Angst geprägt. Der Höchststand an Personal der Teuto-Metallwerke war 1944 mit 1.761 Beschäftigten erreicht.


Einmannbunker als stiller Zeuge

Endlich, nach vielen Jahrzehnten, wird jetzt an diese Geschichte auf dem Gelände des ehemaligen Werkes erinnert. Ankerpunkt für die historische Information ist ein sogenannter „Einmannbunker“ (siehe Foto oben) sowie Teile einer alten Zaunanlage, als letzte noch erhaltene oberirdische bauliche Relikte der Teuto-Metallwerke.

Vorzumerken ist nun der Eröffnunstermin: 2. September um 9.30 Uhr. Anwesend sein werden unter anderem Oberbürgermeisterin Katharina Pötter sowie den beteiligten Auszubildenden von KME und dem Osnabrücker Service-Betrieb.


Mitwirkende

Für den Bau der zusätzlich erforderlichen Einzäunung des nicht mehr verkehrssicheren Bunkers konnte die Stadt die Ausbildungswerkstatt von Kabel Metall Europa (KME) gewinnen. Die Auszubildenden verschiedener metallverarbeitender Berufe bauten im Jahr 2023 den verstärkten Maschendrahtzaun. Für das Flechten des Zauns wurde eigens eine neue Maschine konstruiert. Es ist nicht das erste Engagement der KME-Ausbildungswerkstatt. Auch das Mahnmal der früheren Osnabrücker Synagoge unweit des Regierungsgebäudes wurde seinerzeit mit tatkräftiger Hilfe junger KME-Auszubildender erstellt.

Die Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht haben das neue KME-Ausbildungsprojekt mit Vermittlungsangeboten zum Thema Nationalsozialismus und Zwangsarbeit begleitet. Auch andere junge Menschen waren beteiligt: Die Aufstellung des Zauns übernahmen die Garten- und Landschaftsbau-Auszubildende des Osnabrücker Service-Betriebes (OSB).


Infotafel und QR-Code

Kein Gedenkort ist ohne Erläuterungen denkbar. Deshalb bietet eine Infotafel vor der Zaunanlage den Besucherinnen und Besuchern erste Basisinformationen zum historischen Geschehen. Mehr noch: Über einen QR-Code gelangen Interessierte zusätzlich auf die Website der Gedenkstätten Gestapokeller- und Augustaschacht, auf der umfassende Informationen über die Geschichte der Teuto-Metallwerke zu finden sind.

Eröffnet wird der Erinnerungsort Teuto-Metallwerke am 2. September um 9.30 Uhr in Anwesenheit von Oberbürgermeisterin Katharina Pötter sowie den beteiligten Auszubildenden von KME und dem Osnabrücker Service-Betrieb. Der Standort des Erinnerungsortes liegt am Ickerweg, gemessen von der Abzweigung am Zuschlag ca. 150 Meter stadtauswärts.

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