Sonntag, 5. Mai 2024

Es war einmal: 4111 – mehr als eine kurze Nummer!

Vor 77 Jahren:
Blick in ein „Verzeichnis der Fernsprechteilnehmer“

Zum Jahresausklang erlaubt sich unsere Redaktion ein wenig Nostalgie. Wir gucken dazu mit der Lupe auf die eigene Geschichte. Die Suche führt zum OR-Geburtsjahr, in das Jahr 1946. Für die damalige Osnabrücker Rundschau ist es das einzige Jahr ihres ersten, aber ziemlich kurzen Lebens. Es dauerte, wie wir es ja bereits ausführlich vor längerer Zeit berichtet haben (OR vor 77 Jahren), vom 1. März 1946 bis zum 13. September desselben Jahres. Mit anderen Worten: Unser Vorgängermedium hat keine sechseinhalb Monate existiert – die moderne Online-Ausgabe ist schon heute fast sechsmal so alt! Man darf sich ja auch mal selbst loben.

Doch genug damit! In diesem Beitrag soll eigentlich nur eine winzige, aber zentrale Frage interessieren: Wie haben Suchende damals anno 1946 die OR-Redaktion eigentlich erreicht? Handy oder E-Mail waren natürlich noch unbekannt. Selbst ein heute stinknormaler privater Telefonanschluss war 1946 noch fast 20 Jahre lang purer Luxus für betuchte Minderheiten.

Trotzdem werden sich manche Suchenden schon damals ein klassisches „Telefonbuch“ geschnappt haben – oder das, was es gewissermaßen ersetzte. Osnabrücks Vorgänger der dicken Schwarte war nämlich keineswegs ein Buch, sondern offiziell und amtlich ein schmalbrüstiges, gerade mal acht (!) Seiten starkes „Verzeichnis der Fernsprechteilnehmer“. Auf Seite 5 finden wir sie dann tatsächlich, unsere „Osnabrücker Rundschau“. Volltreffer!

Der Begriff „Festnetznummer“ war natürlich vor 77 Jahren noch völlig unbekannt. Dafür ist der „Fernsprechanschluss“ der damaligen OR umso prägnanter gewesen – und vor allem wunderbar einzuprägen! Die „OR-Ur-Redaktion“ war, kurz und knapp, unter der Nummer 4111 zu erreichen. Die Bedienung der surrenden Wählscheibe sollte denen, die einen Hörer von seiner Gabel heben konnten, ohne tiefe Vorkenntnisse machbar gewesen sein.

Wer dann, nach Erklingen des Pieptons oder dem Ende des Knacksens, von den Alt-Redakteuren Hans Wunderlich, Karl Kühling, Josef Burgdorf oder Bernhard Schulz an der Strippe gewesen ist, dürfte der reine Zufall bestimmt haben. Die Mehrzahl der Altvorderen wird ständig in der zu zwei Dritteln zerstörten Stadt unterwegs gewesen sein. Oder man störte einen Anwesenden, der in das Studium alliierter oder auswärtiger Blätter vertieft war, um dort Quellen für eigene Berichte zu finden. Vor allem inmitten der Trümmer haben sich aber, dies dürfen wir vermuten, irgendwelche Leute oder Themen gefunden, über die zu schreiben sich gelohnt hat. Den Rest durften die Schriftsetzer, Drucker, Austräger wie Verkäufer erledigen.

Die Zahl der Osnabrücker Firmen, Organisationen oder Privathaushalte, die damals über ein Telefon verfügt hatten, betrug übrigens nach dem Durchzählen der acht Seiten knapp unter 1.000.

Der herzliche Dank der heutigen OR gilt unserem Redaktionsmitglied Jürgen Einrauch: Er veröffentlichte das Werk bereits im Juli 2018 bei Facebook.

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