Kaffee, Kuchen – und ein blutiges Ereignis der Stadtgeschichte
Das spätere Kaffeehaus Gartlage hängt eng mit der Geschichte des Hauses Gartlage zusammen. Dieses noch existierende Gebäude ist ein ehemaliges Herrenhaus in Osnabrück, das in der heutigen Form Ende des 16. Jahrhunderts erbaut worden ist. Es wird nach dem adligen Gutshof, zu dem es gehörte, auch Gut Gartlage genannt. Das abgebildete, zum Gut gehörendes Fachwerkhaus in der Nachbarschaft des Herrenhauses diente weit über 100 Jahre lang als beliebte Gaststätte, ab dem 19. Jahrhundert als Kaffeehaus.
Dazu gehörten weitere Gebäude wie ein Saalbau für bis zu 300 Gäste. Alle Gebäude standen in einem Hain aus Buchen, Kastanien, Eichen und einer Linde, die heute als einzige allein auf dem Acker, schon aus der Ferne beeindruckt. Unter freiem Himmel gab es eine Kegelbahn und wenige hundert Meter stadteinwärts wurden bis zum Jahr 1900 im Winter Wiesen geflutet, um Schlittschuh zu laufen, weswegen das Areal noch heute umgangssprachlich „Eiswiesen“ heißt.
In alter Zeit wurde die Gastlichkeit auch Dirkers Cononat genannt, der jeweilige Gastwirt – unabhängig von seinem Namen – in der Regel Dierker. Tragische Berühmtheit erlangte das Kaffeehaus als Streiklokal jener Osnabrücker Handwerksgesellen, die dort im Sommer 1801 ihr Streiklokal errichteten, weil sie sich gegen erlittene Ungerechtigkeiten wehrten. Am Ende wurde der Streik blutig von Hannoverschen Truppen unter Billigung des Osnabrücker Bürgermeisters Heinrich David Stüve niedergeschlagen, wobei es 10 Tote gab. Die OR hat darüber mehrmals im Rahmen einer Serie berichtet. In einem neu erschienenen Buch zur Stadtgeschichte wird der damalige Streik auch ausgiebig beleuchtet.
Über Jahrzehnte wurde das Kaffeehaus durch Kaffee und Kuchen sowie einen ausgedehnten Spielplatz für die Kleinsten bekannt. Legendär war das Schild „Hier können Familien Kaffee kochen“ – was den Besuch kostengünstiger machte. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb des Kaffeehauses eingestellt und im Saal Zwangsarbeitende untergebracht. Kurz vor Kriegsende wurde alles durch Bombentreffer beschädigt und später abgerissen.