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Schutz der Republik gegen RECHTS: Aufgabe von heute – wie vor 100 Jahren

22. Februar 1924:
Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold

Im Jahre 1933 scheitert die Weimarer Republik, weil sich zu wenig Menschen gegen die Rechtsaußen gestellt haben. Heutzutage gehen – wie in Osnabrück – immer mehr Menschen auf die Straße, um Nationalisten, Rassisten und Feinden der Demokratie die Rote Karte zu zeigen. Anlass genug, auch in Osnabrück und andernorts an Menschen zu erinnern, die vor 100 Jahren sehr ähnliche Ziele verfolgt haben wie die Demonstrierenden heute. Damals ging der Kampf am Ende unter großen Opfern verloren. Heute sollten wir uns daran erinnern, um aus der Geschichte zu lernen.


Magdeburg, bewölkt und kalt

Der Kalender zeigt Freitag, den 22. Februar 1924. Ort des Geschehens ist die Stadt Magdeburg, damals eine gigantische Hochburg der sozialistischen Arbeiterbewegung. Das Wetter an diesem Tag ist auch für die Jahreszeit kalt. Der wärmste Wert beträgt -1 Grad C, die Tiefsttemperatur -3 Grad C. Der Himmel über all dem, was sich an diesem Tag in Magdeburg ereignet, ist ständig bewölkt.

Magdeburg steht am 22. Februar im Rampenlicht der reichsweiten Medien, weil dort die erste deutsche Funkausstellung stattfindet. Diese Messe zeigt allen Angereisten die neuesten Entwicklungen in der Radiotechnik. Rund 100.000 Neugierige strömen in Scharen an. Reichskanzler Wilhelm Marx, Führungsfigur der katholischen Zentrumspartei, ist angereist, um die Präsentation feierlich zu eröffnen.

Ein anderes Ereignis findet in Magdeburg etwa 1,3 Kilometer weiter statt. Wer von der Funkausstellung dorthin möchte, was nur die allerwenigsten tun, muss sich über die 1848 gebaute, rund 200 Meter lange Hubbrücke bewegen und die Elbe überqueren. Ziel ist der Magdeburger Domplatz. Jener uralte Platz, früher auch Neuer Markt genannt, besitzt ausladende Flächen und den legendären Magdeburger Dom als Blickfang.

Versammelt haben sich an jenem 22. Februar mehrere Tausend uniformierte Menschen nebst vielen Zuschauerinnen und Zuschauern. Der Anlass soll ein historischer sein. Die Stimmung ist trotz kalten Wetters feierlich: Gegründet werden soll eine Vereinigung, die radikal der Tradition des Obrigkeitsstaates, der Kriegsverherrlichung und des Militarismus abschwört. Umgekehrt soll mit allen demokratischen Mitteln für die neu entstandene Republik und deren Weimarer Verfassung gekämpft werden. Der Name der Organisation: Reichbanner Schwarz-Rot-Gold – getreu der neuen Nationalfarben, die das blutgetränkte Schwarz-Weiß-Rot der Kaiserzeit ersetzt haben. Unzählige schwarz-rot-goldene Fahnen machen das Anliegen der Gründer deutlich. Im Volksmund prägt sich fortan vor allem der Name Reichsbanner ein.

Die Uniformierten sind keineswegs begeisterte Soldaten. Im Gegenteil: Der Verband will sich als Bund republikanischer Kriegsteilnehmer verstehen, die Krieg allesamt als sinnloses Sterben erlebt haben. Gründungsmitglieder kommen in erster Linie aus SPD-Reihen, zu kleinen Teilen auch aus der katholischen Zentrumspartei und der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Dass alle Beteiligten Magdeburg zum Gründungsort ihrer Organisation machen, kommt zum damaligen Zeitpunkt nicht von ungefähr. Noch bei den letzten Reichstagswahlen am 6. Juni 1920 hatten die beiden sozialdemokratischen Parteien (Unabhängige SPD und Mehrheits-SPD) zusammen 52,8% der Stimmen erhalten, die DDP immerhin 13,7%, während das Zentrum in der protestantisch geprägten Stadt mit unter 2% keine Rolle spielt.

Magdeburg zählt in jener Zeit zu den sehr wenigen deutschen Städten, die einen sozialdemokratischen Oberbürgermeister besitzen. Sein Name ist Hermann Beims. Schon 1919 ist er ohne Gegenstimmen zum Magdeburger Oberbürgermeister gewählt worden und wird dies bis zu seinem Todesjahr 1931 bleiben. Unter seiner Verantwortung wird sich die Stadt seit der zweiten Hälfte der 20er-Jahre zu einem vielbeachteten Zentrum des republikanischen Neuen Bauens im Sinne der Bauhaus-Philosophie (Luft, Licht und Sonne) entwickeln. Beims‘ Nachfolger, der Sozialdemokrat und spätere Berliner Bürgermeister Ernst Reuter, wird das Erbe von Beims fortführen und seine Funktion bis zur endgültigen Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 innehaben.

Das Reichsbanner, so schwört man sich, soll fortan dem Schutz der Weimarer Republik gegen ihre Feinde dienen. Der Bundesgruß des Reichsbanners lautet „Frei Heil!“ oder „Freiheit!“.

Reichsbanner-Aufmarsch mit einigen Arbeiterfußballern. Reichsbanner-Gautag Brandenburg a.d. Havel, Mai/Pfingsten 1928 © Bild: Bundesarchiv, Bild 102-05973
Reichsbanner-Aufmarsch mit einigen Arbeiterfußballern. Reichsbanner-Gautag Brandenburg a.d. Havel, Mai/Pfingsten 1928 © Bild: Bundesarchiv, Bild 102-05973

Stärkste Formation der Republik

Anfang der 1930er-Jahre wird das Reichsbanner bis zu 3 Millionen Mitglieder umfassen. Es wird damit die größte demokratische Massenorganisation in der Weimarer Republik. Zum Vergleich: Der NS-Schlägertrupp „Sturmabteilung“ (SA) der Nationalsozialisten umfasst zur gleichen Zeit nur gut 400.000 Mitglieder. Deren Bündnispartner, der altkaiserliche Stahlhelm befehligt rund 500.000, die nach 1933 zumeist begeistert zur SA wechseln werden..

Zunächst ist das Reichbanner ein lupenreiner Veteranenverband, in dem Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges ihre Kriegserfahrungen mit ihrem Eintreten für die Republik verbinden. Vorsitzender ist bis 1931 Otto Hörsing. 1929 ändert der Verein seinen Beinamen von „Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer“ in „Bund Deutscher Kriegsteilnehmer und Republikaner“, um stärker auch jüngere Mitglieder ohne Kriegserfahrung anzusprechen.

Höhepunkt der Reichsbanneraufmärsche ist vor allem der 11. August. Der Verfassungstag der Weimarer Republik ist zwar offizieller Nationalfeiertag, schul- und dienstfrei gibt es an jenem Tage aber nur in den Reichsländern Baden und Hessen, im damals preußischen Osnabrück somit nicht.

Innerhalb der Mitgliedschaft des Reichsbanners überwiegt in beinahe erdrückender Weise der Anteil aus der Sozialdemokraten. Schätzungen gehen davon aus, dass gut neun von zehn Reichsbannerleuten aktive SPD-Genossen sind. Im Alltag führt dies vielfach dazu, dass zu Umzügen neben schwarz-rot-goldenen Fahnen auch mit Stolz die knallroten der Arbeiterbewegung getragen werden.

Neben der Uniform sind vor allem die Grußformeln identitätsstiftend. Während sich Nationalsozialisten bekannterweise mit hochgerecktem rechtem Arm mit „Heil Hitler“ begrüßen, lautet die Grußformel des bis zu 100.000 Mitglieder zählenden Rotfrontkämpferbundes „Rotfront“, wobei der Grüßende seinen rechten Unterarm zackig bis auf Kopfhöhe anhebt und mit seiner Hand eine geballte Faust formt. Mitglieder der Eisernen Front heben die rechte Faust im Gegensatz dazu höher zum Gruß „Freiheit!“.

Nach der Reichstagswahl 1930, noch ist die NSDAP nach der SPD nur zweitstärkste Partei, verstärken sich bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen auf den Straßen. Die besonders aktiven Reichsbannerleute werden in Stammformationen (Stafo) und die Eliteeinheiten in Schutzformationen (Schufo) aufgeteilt. „Schufos“ wiederum werden nach 1933 einen wichtigen Bestandteil des sozialdemokratischen Widerstandes gegen das NS-Regime bilden.


Die Eiserne Front: Drei Pfeile gegen das Hakenkreuz

Am 16. Dezember 1931 bildet das Reichsbanner mit dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB), der SPD und dem Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) ein Abwehrbündnis gegen Gefahren für die Republik, das sich Eiserne Front nennt. Mitglieder aus Zentrumspartei und DDP sind zu diesem Zeitpunkt lm wesentlichen nicht mehr dabei, so dass es sich bei der Eisernen Front fast nur noch um eine sozialdemokratische Organisation handelt. Die rote Fahne mit drei Pfeilen wird zum Markenzeichen.

Hoffnungen in Liberale und christliche Demokraten des Zentrums, auch sie könnten sich den Nationalsozialisten wirksam entgegenstellen, verpuffen am Ende immer mehr. Als im Reichstag am 23. März 1933 die Abstimmung über Hitlers Ermächtigungsgesetz stattfinden wird, wenden alle DDP- und Zentrums-Abgeordneten mit Ja stimmen. Die SPD-Abgeordneten werden mit ihrem Nein und dem Ja zum Fortbestand der Republik alleine stehen.

Nach Richtungsauseinandersetzungen ist Otto Hörsing am 16. Dezember 1931 durch Karl Höltermann ersetzt worden. Mitglieder der Eisernen Front müssen es sich gefallen lassen, fortan als „Höltermann-Soldaten“ geschmäht zu werden. In Osnabrück ist es nicht anders als im übrigen Reich: Mitglieder der Eisernen Front schützen zunehmend Versammlungen, Kundgebungen und Demonstrationen. Vor allem sind es jene der SPD, die zunehmend unter Terrorüberfällen der SA leiden. Bis Februar 1933 werden reichsweit mindestens 47 Reichsbannerleute bei derartigen Kämpfen ermordet.

Hermann Tempel: Reichsbannermann und Abgeordneter für Osnabrück

Reichsbanner und Eiserne Front in Osnabrück

Osnabrück bildet im Reichsgeschehen der Weimarer Republik keine Ausnahme. Auch hier formiert sich zügig, vorwiegend aus Sozialdemokraten gestützt, eine Formation des Reichsbanners. Wie andernorts wird auch in der Hasestadt die Wochenzeitung „Illustrierte Reichsbanner-Zeitung“ gelesen, welche später in „Illustrierte Republikanische Zeitung“ umbenannt wird. In Osnabrück ist das Reichsbanner, ab 1931 die Eiserne Front, vorwiegend mit drei prominenten örtlichen Sozialdemokraten verknüpft, über welche die OR bereits ausgiebig berichtet hat. Besonders der ehemalige Frontsoldat und aktive Sozialdemokrat Adolf Staperfeld macht sich die republikanische Formation zur Herzenssache. https://os-rundschau.de/rundschau-magazin/heiko-schulze/or-serie-widerstand-im-osnabrueck-der-ns-zeit-folge-26-adolf-staperfeld/

Neben Staperfeld ist auch der spätere Abgeordnete des Parlamentarischen Rates und Mit-Vater des Grundgesetzes, Hans Wunderlich, in der Endphase der Republik führend im Reichsbanner aktiv. https://os-rundschau.de/rundschau-magazin/heiko-schulze/widerstand-im-osnabrueck-der-ns-zeit-folge-34-hans-wunderlich/

Der Dritte im Bunde, der ein großes Herz für das Reichsbanner besitzt, ist der Reichstagsabgeordnete Hermann Tempel, der als Mandatsträger für den Bezirk Weser-Ems auch für Osnabrück zuständig ist und dort ein vielgefragter Redner ist. https://os-rundschau.de/rundschau-magazin/heiko-schulze/or-serie-widerstand-im-osnabrueck-der-ns-zeit-folge-29-hermann-tempel/

Trommler und Pfeiferkorps des Osnabrücker Reichsbanners – präsentiert vom stolzen Leiter Adolf Staperfeld (links). Vorn steht Tambourmajor Heinrich Tiemann, dahinter Georg Tiemann, Friedel Wellmann und Hermann Viehmeyer. Foto: SPD Osnabrück

Für Staperfeld, der auch als Mitglied des Bürgervorsteherkollegiums im Osnabrücker Rathaus ein- und ausgeht, ist das Reichsbanner offenkundig sein wichtigstes Betätigungsfeld. Folgt man einer späteren Eintragung in die Gestapo-Kartei, fungiert er als „Kreisführer, Gaubeisitzer und Schufoführer“, wobei „Schufo“ für Schutzformation steht, die, wie oben beschrieben, eine besondere Ausbildung für Verteidigungsmaßnahmen besitzt. Abwehrkämpfe, besonders gegen brutal einschreitende SA-Kolonnen, erfordern somit zunehmend die Anwesenheit Staperfelds, was oft zu durchaus lebensgefährlichen Situationen führt und ihn zum Hassobjekt der Braunen macht.


Das Reichsbanner-Denkmal am Herrenteichswall

Die nachhaltigste Erinnerung an das Osnabrücker Reichsbanner ist das Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmal am Herrenteichswall. Eine aufwändige Spendensammlung, die man heute Crowdfunding nennen würde, hat unter Ägide des Reichsbanners das nötige Geld zusammengebracht. Tatkräftig in der Öffentlichkeitsarbeit mitgeholfen hat der Redakteur der Freien Presse, Hans Wunderlich, der zugleich ebenfalls führend im Osnabrücker Reichsbanner aktiv ist.

Künstlerisch kreiert hat es der republikanische Architekt Justus Haarmann, der sich der sozialen und demokratischen Ausdrucksform des Weimarer „Bauhauses“ verbunden fühlt. Ästhetisch lebt alles von Elementen, die auch die Ideengeber des Bauhauses beflügeln: Schlichtheit der Form, alles angelegt mit den geometrischen Grundelementen von Kubus und Rundungen. Die Ausstattung, mit einer Hülle aus Klinkern, sucht die Nähe zu kostengünstig verkleideten Arbeiterhäusern der damaligen Zeit. Es ist eine Architektur, die sozialistische Visionen ausweist. „Licht, Luft und Sonne“ werden für den Wohnungsbau propagiert. Funktionalität der Formen ist für diese Stilrichtung bedeutender als Stuck und Schnörkel der Kaiserzeit.

Erinnern soll das Denkmal, boykottiert von der damaligen Stadtspitze um OB Erich Gärtner, an drei führende Politiker der Weimarer Republik, die bis heute noch für die Grundfeste einer demokratischen Staatsform stehen: an den, 1925 verstorbenen, ersten demokratisch gewählten Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD) sowie an die jeweils von Nationalisten ermordeten Politiker Mathias Erzberger (Zentrum) und Walter Rathenau (Deutsche Demokratische Partei).

Am 1. Juli 1928 wird der Grundstein für das Denk– und Mahnmal gelegt. Von Beginn an wird die Realisierung des Ehrenmales von zahlreichen Protesten rechtskonservativer und deutschnationaler Gegner der Republik. Für Rechte sind Ebert, Erzberger und Rathenau vor allem Vaterlandsverräter – und das Denkmal selbst eine ästhetische Schande, zugleich eine Verhöhnung der deutschen Kultur. Niemals wird es den Rechten passen, dass ihr Hassobjekt

Die Nazi-Mehrheit im neuen Stadtrat wird später Fakten schaffen: Am 12. Mai 1933 wird ein Dringlichkeitsantrag zum Abriss des Denkmals beschlossen werden. Dieses wird  den umgehenden Abriss, den SA-Männer schon am 15. Mai 1933 vornehmen, bewirken. So wird das Denkmal nach nicht einmal fünf Jahren aus dem Stadtbild verschwunden sein. Erst im Jahr 1983 wird das Denkmal nach historischem Vorbild erneut aufgebaut werden.

Vom Reichsbanner errichtet, durch NS-Willen zerstört: das Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmal am Herrenteichswall
Vom Reichsbanner errichtet, durch NS-Willen zerstört: das Ebert-Erzberger-Rathenau-Denkmal am Herrenteichswall

Reichsbanner und Eiserne Front: auch in Osnabrück mobilisierungsbereit

Zurück in die Endphase der Republik: Die Ende 1931 gegründete Eiserne Front organisiert auch in Osnabrück noch viele Aktivitäten gegen die braune Gefahr. Drei Pfeile zieren zunehmend nicht nur rote Fahnen, sondern ebenso Plakate und auch das Kopfblatt der SPD-Tageszeitung Freie Presse.

Kundgebung der Eisernen Front, Juli 1932 vor dem Gewerkschaftshaus am Kollegienwall
Kundgebung der Eisernen Front, Juli 1932 vor dem Gewerkschaftshaus am Kollegienwall

Große Resignation breitet sich aus, als sich die vom Sozialdemokraten Otto Braun geführte preußische Regierung am 20. Juli 1932 nahezu widerstandslos von einer Handvoll Soldaten absetzen lässt, die Reichskanzler Franz von Papen vorher in das Büro des Ministerpräsidenten entsandt hat. In zahllosen Gewerkschaftshäusern und Betrieben hatten Aktive aus Eiserner Front, Gewerkschaften und SPD vergeblich auf einen Aufruf zum Widerstand, beispielsweise in Gestalt eines Generalstreiks, gewartet. Osnabrück macht dabei keine Ausnahme. Im Juli 1932, kurz vor dem Preußenschlag“ gegen die Regierung Braun, hatte man noch eine machtvolle Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Kollegienwall durchgeführt, den Freiheitsgruß gezeigt und auf dem Hausdach die Fahne der Eisernen Front gehisst.


Keine Hilfe aus Berlin

Die Berliner Parteiführung vertröstet ihre Anhängerschaft damit, dass sie die Absetzung Brauns für ungesetzlich hält, darum auf den Klageweg hofft und mehr Widerstand ablehnt. Ein Klageweg wird sich angesichts der rechtsorientierten Justiz schnell als fatale Fehleinschätzung entpuppen.

Systematisch ersetzt spätestens die Hitler-Regierung ab Februar 1933 alle demokratischen Polizeiangehörigen durch Nationalsozialisten. Ganze Bataillone von SA-, SS- und Stahlhelmangehörigen werden, in Osnabrück. wie andernorts, zu Hilfspolizisten.

Die Mitglieder der Eisernen Front kämpfen weiter für die Republik: Noch bis Anfang 1933 gibt es eine Osnabrücker Demonstration mit rund 3.000 Menschen, die sich aktiv der faschistischen Gefahr entgegenstemmen.

Weil aber die Nationalsozialisten nicht nur die Armee sowie die Polizei beherrschen und die eigene Parteiarmee der SA, bis an die Zähne bewaffnet, für Terrormaßnahmen jeder Art einsetzbar ist und eingesetzt wird, bleibt militärischer Widerstand der Eisernen Front am Ende eine pure Illusion. Insbesondere die SPD-Parteiführung vertraut sogar darauf, dass die NS-Herrschaft bald von selbst zusammenbrechen würde. Dies wiederum wird eine verhängnisvolle Fehleinschätzung sein.

Reichsweit kommt es am 19. Februar 1933 ein letztes Mal zu einer großen Freiheitskundgebung vor dem Berliner Schloss. Im März werden Reichsbanner und Eiserne Front im gesamten Reich verboten. Mitglieder werden systematisch verfolgt, in Konzentrationslager deportiert und zum Teil ermordet. Überlebende werden erst ab 1945 gefragt sein, eine neue Republik aufzubauen.

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